Liebe Leserin, lieber Leser,
vor was oder vor wem hast du/ haben Sie Angst?
Zum Glück können wir in einem Land leben, in dem Frieden herrscht. Wie schrecklich muss es sein, ständig in Lebensgefahr leben zu müssen oder um das Leben von Angehörigen zu bangen!
Trotzdem kennen wir alle Angst. Wir kennen das Gefühl, wie gelähmt zu sein, nicht mehr durchatmen zu können, keinen Ausweg zu sehen, verschlossen zu sein und unfähig zu sein, zu handeln.
In dieser Situation befinden sich die Jünger an Pfingsten. Das beschreibt das heutige Evangelium.
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Am Abend des ersten Tages der Woche, |
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Nach diesen Worten |
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Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! |
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Nachdem er das gesagt hatte, |
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Denen ihr die Sünden erlasst, |
Die Angst der Jünger ist berechtigt, denn sie müssen Verfolgung befürchten. Sie schließen sich ein. So wie die Türen verschlossen sind, mag auch ihr Inneres verschlossen sein. Sie sind nicht fähig, ihre Umwelt wahrzunehmen, geschweige denn, zu handeln.
In diese Schockstarre kommt Jesus. Er sagt: Der Friede sei mit euch! Das sind die Worte, die die Jünger jetzt brauchen, denn Jesus selbst ist der, der ihnen Frieden bringt, weil er der Friede ist. Er zeigt sich ihnen mit seinen Wunden– er beweist ihnen, dass er es wirklich ist. Die Jünger freuen sich. Wir können uns vorstellen, wie ihre Anspannung verschwindet und die Freude in ihnen wächst.
Und noch einmal lässt der Evangelist Johannes Jesus sagen: Der Friede sei mit euch! Jesus gibt den Jüngern nun den Auftrag, raus zu gehen, zu den Menschen. Er sendet sie, die frohe Botschaft weiter zu sagen. Das ist eine Herausforderung für die Freunde, die doch gerade noch bewegungsunfähig waren, weil sie in ihrer Angst gefangen waren.
Johannes schreibt, dass Jesus, die Jünger anhaucht, als er ihnen sagt, dass sie nun den Heiligen Geist empfangen. Sie bekommen wieder Luft. Sie können wieder durchatmen. Sie werden mit Gottes Kraft erfüllt und können handeln. Sie sind nicht mehr nur auf sich selbst bezogen, sie können sich anderen zuwenden. Wie im zweiten Schöpfungsbericht, in dem Gott den Menschen den Lebensatem einhaucht, so haucht Jesus den Jüngern Lebensatem, den Heiligen Geist, ein. Sie sind nun in der Lage, Verantwortung zu übernehmen, Gutes zu tun und Jesu Auftrag anzunehmen.
Dass wir in unserem Leben, die Kraft des Heiligen Geistes spüren dürfen, der unsere Angst vertreibt, dies wünsche ich uns allen.
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin