Liebe Leserin, lieber Leser,
der Evangelist Johannes spricht zu uns in sehr bildhafter Sprache. Im heutigen Text verarbeitet er „harte Kost“. Er lässt Jesus vom Weizenkorn sprechen, das vergehen muss, damit neues Leben werden kann.
In jener Zeit |
Diese traten an Philíppus heran, |
Philíppus ging und sagte es Andreas; |
Jesus aber antwortete ihnen: |
Amen, amen, ich sage euch: |
Wer sein Leben liebt, |
Wenn einer mir dienen will, |
Jetzt ist meine Seele erschüttert. |
Vater, verherrliche deinen Namen! |
Die Menge, die dabeistand und das hörte, |
Jesus antwortete |
Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; |
Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, |
Das sagte er, |
Das Evangelium beginnt damit, dass an einem konkreten Ort, konkrete Personen Jesus kennenlernen möchten. Vielleicht will der Evangelist sagen: „Es ist wirklich passiert: Mitten im Alltag, dort, wo Menschen Jesus begegnen wollen, geschieht eine wichtige Ansage an die Jünger – an uns!“
Jesus kündigt indirekt sein Sterben und seine Auferstehung an. Er spricht davon, dass der „Menschensohn“ verherrlicht wird. Das Wort „Menschensohn“ legt Johannes Jesus 13 Mal in den Mund. Er will deutlich machen, dass Jesus Gottes Sohn ist und er will dessen zukünftige himmlische Gestalt ankündigen. Mit dem Begriff „Erhöhung am Kreuz“ will er uns zu verstehen geben, dass dann das Ziel der Menschwerdung Jesu auf Erden erreicht sein wird.
Und dann geht es weiter im Evangelium mit dem Bild des Weizenkorns. Das können alle Zuhörerinnen und Zuhörer Jesu gut verstehen, kommen doch die meisten aus der Landwirtschaft und wissen um die Vorgänge des Säens, Wachsens, Reifens und Erntens.
Betrachten wir die Vorgänge noch einmal für uns: Ein Weizenkorn ist relativ lange haltbar. Vielleicht wird es vermahlen und wird mit anderen Körnern zur Nahrung.
Vielleicht bleibt es auch lange liegen. Doch so bringt es keinen Nutzen. Es bleibt allein – für sich. Wie oft möchten wir doch, dass alles bliebe wie es ist. Wir möchten am liebsten nichts verändern und wie das Weizenkorn liegen bleiben. Doch wäre es dann wirklich ein schönes Leben? Das Leben ist Veränderung und es braucht Mut, sich darauf einzulassen. Jesus sagt: Wer sein Leben liebt, der verliert es. Ich deute diesen Satz so, wer an allem festhalten will, wird die schmerzhafte Erfahrung machen, allein zu bleiben.
Jesus weist diejenigen, die mit ihm unterwegs sein wollen, darauf hin, dass sein Weg kein einfacher Weg sein wird.
Wird das Weizenkorn gesät, fällt es in die Erde, so verändert es seine Gestalt: Zunächst quillt es vom Wasser auf, es keimt, bildet Wurzeln und ein Keim bricht aus dem Samenkorn hervor, der sich durch die Erde bis zum Licht schiebt. Das Weizenkorn ist gestorben. Aus ihm ist neues Leben geworden, ein Halm reckt sich mit einem Blatt dem Licht entgegen und bildet eine Ähre, die ein Vielfaches an Körnern trägt. Nur weil das Weizenkorn gestorben ist, kann neues Leben – sogar in Fülle - werden.
Wer Jesus nachfolgt, wer sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.
Wenn wir in unserem Leben mutig Jesus nachfolgen, dann brauchen wir uns keine Aufgaben zu suchen. Das persönliche Leben bringt täglich neu Herausforderungen mit sich, die wir in Jesu Sinn angehen können. Das ist nicht immer einfach und nicht immer sind wir dabei voll Zuversicht und Mut. Wenn wir 2024 Jesus nachfolgen, bedeutet das, Gott ein Mitspracherecht in unseren Entscheidungen einzuräumen. Beten wir in mancher Schwierigkeit, in mancher Sorge und Angst um die richtigen Entscheidungen und fragen wir uns, wie Jesus handeln würde. So können wir täglich schon Leben in Fülle erfahren und erahnen das Leben in Fülle, das Jesus uns nach unserem Tod in Aussicht gestellt hat.
Frohen Mut und Gottes spürbare Begleitung durch die neue Woche wünsche ich uns allen.
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin