Liebe Leserin, lieber Leser,
der heutige Abschnitt des Evangeliums scheint nicht zur Lehre und zum Leben Jesu zu passen. Jesus spricht vom Feuer, das brennen soll, von Spaltung und Zwietracht.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: |
Ich muss mit einer Taufe getauft werden |
Meint ihr, |
Denn von nun an werden |
der Vater wird gegen den Sohn stehen |
Das Feuer, das brennt, das kann die lodernde Begeisterung sein, der Funke der zum anderen überspringt und könnte Sinnbild sein für die Verbreitung des Glaubens. Aber Feuer hat auch die vernichtende Seite: Was hält diesem Feuer stand? Können wir die Feuerprobe bestehen? Ein Strohfeuer ist bald wieder aus und nichts ist übrig.
Jesus selbst spricht von der Bedrängnis. Mit der Taufe meint er seinen Tod – dies haben die Zuhörer damals noch nicht verstehen können. Es bedrängt ihn, bis dieser Tod vollzogen ist.
Jesus kündigt seinen Jüngern und uns an, dass nicht alles einfach werden wird. Ihm nachzufolgen, hat Konsequenzen.
Wir lesen weiter: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Nein, ich sage euch, sondern Spaltung!“
Wie passt das zusammen: Jesus der Friedensbringer, der von Zwietracht spricht, Jesus, der in der Bergpredigt fordert, keine Gewalt anzuwenden, hier aber Spaltung ankündigt?
Jesus sieht voraus, dass seine Botschaft Konflikte, Spannungen, Konfrontationen hervorbringen kann, die bis in die Familie reichen. Es geht ihm nicht darum, Menschen gegeneinander aufzuwiegeln. Er ruft weder im Namen Gottes zu Unfrieden und Gewalt auf, noch will er Familienkrach.
Jesus verspricht kein einfaches und konfliktfreies Leben. Aber er lässt keinen Zweifel daran, dass Entschiedenheit, Leben nach Gottes Willen ohne falsche Rücksichtnahme, Konsequenzen hat. Sie kann zu heftigen Auseinandersetzungen führen bis in die Familie hinein. Wo jemand konsequent Christus nachfolgt, da wird das unter Umständen Unverständnis, Ablehnung, sogar Hass und Feindschaft zur Folge haben, möglicherweise bei den nächsten Angehörigen. Wie oft stehen tatsächlich drei gegen zwei und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und die Mutter gegen die Tochter, die Kinder gegen die Eltern.
Heute ist Christsein nicht mehr selbstverständlich. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir uns bewusst für die Nachfolge Christi entscheiden müssen.
Wie ernst nehmen wir unseren Glauben?
Wie konsequent leben wir unser Christsein?
Ist die christliche Botschaft für uns nur noch Dekoration für Weihnachten, Hochzeit, Weißen Sonntag?
Auch zum Christsein gehört folgendes: Entschiedenheit und Konsequenz beinhalten, den anderen, der anders denkt und lebt, zu achten. Das ist gerade dann schwierig, wenn der andere dies umgekehrt nicht tut.
Jesus hat uns kein leichtes Leben versprochen. Aber er hat uns versprochen, dass er unser Leben teilt, so wie es wirklich ist, mit allem, was dazugehört, auch mit allen Spannungen, Konflikten, Sorgen und Dunkelheiten. Er lässt uns nicht allein. Er geht alle Wege mit uns. Bei ihm ist Trost und Heil. Er schenkt uns Kraft und Mut.
Eine gesegnete neue Woche wünscht
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin