Liebe Leserin, lieber Leser,
die elf verbliebenen Jünger gehen nach Galiläa auf einen Berg, um den auferstandenen Jesus zu sehen. Jesus hatte ihnen sagen lassen, dass er sie dort treffen werde. Wären wir an deren Stelle gewesen: Was hätten wir erwartet? Wie hätten wir uns gefühlt? Wie wären wir in diese Begegnung gegangen?
In jener Zeit
gingen die elf Jünger nach Galiläa
auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen,
fielen sie vor ihm nieder,
einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu
und sagte zu ihnen:
Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht
und macht alle Völker zu meinen Jüngern;
tauft sie
auf den Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes
und lehrt sie,
alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Und siehe,
ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Am Ende seines Evangeliums fasst Matthäus kunstvoll seine Frohbotschaft zusammen. Jedes Wort ist wichtig und wert, darüber nachzudenken.
In Galiläa hat Jesus gewirkt, dort hat er viele Menschen geheilt, ist manchen begegnet, die am Rande der Gesellschaft lebten und hat ihnen ihre Würde zurückgegeben. Dort hat er Gottes Reich verkündet. Jesus erwartet die Jünger auf einem Berg. Er erwartet, dass sie Einsatz bringen, sich auf den Weg machen, den Berg besteigen. Der „Berg“ ist in der Bibel häufig ein Ort der Gottesbegegnung.
Wäre ich damals Jüngerin gewesen – so wäre ich mit gemischten Gefühlen auf den Berg gestiegen: Einerseits mit freudiger Erwartung, denn es sollte uns der Herr begegnen, andererseits voll Zweifel, wie denn dies geschehen könne, da unser Freund doch gekreuzigt worden, gestorben und begraben worden war. Er war doch tot. Das konnte also doch eigentlich nicht möglich sein.
Als die Jünger Jesus sehen, ist die Reaktion dann auch unterschiedlich: Manche fallen vor ihm nieder, wie es vielfach Menschen vorher getan haben, die in ihm den Messias erkannt hatten. Doch einige haben Zweifel - wie menschlich.
Ein geängstigtes Kind wird oft ruhig, wenn die Eltern es in den Arm nehmen und ihm versichern, dass sie da sind. So ähnlich geht Jesus auf die Jünger zu.
Jesus kommt ihnen entgegen und erklärt, dass ihm alle Vollmacht gegeben sei im Himmel und auf der Erde.
Weil ihm diese Macht gegeben ist, kann er den Jüngern einen Auftrag übergeben. Sie sollen den Glauben weitertragen und zwar zu allen Völkern. Es soll kein Unterschied sein. Die frohe Botschaft ist für alle Menschen gedacht. Und sie sollen die Menschen auf den dreifaltigen Gott taufen: Auf Gott, den Vater. Auf Jesus seinen Sohn, der auf Erden verkündet hat, wie Gott die Menschen liebt. Und auf den Heiligen Geist, die Kraft Gottes, die auch dann als Beistand bei uns ist, wenn Jesus zu Gott, seinem und unserem Vater, zurückgekehrt ist.
Den Jüngern wird Verantwortung übertragen, denn sie kennen Jesu Lehre und das, was er ihnen vorgelebt hat. All dies sollen sie weitergeben und die Menschen lehren, seine Gebote zu befolgen. Was für ein Vertrauen und Zutrauen Jesu in die Jünger und Jüngerinnen und gleichzeitig welch eine schwierige Aufgabe und welche Verantwortung!
Am Ende kommt dann der wichtige Satz, der ermöglicht, dass die Aufgabe von den Jüngern - und heute von uns - bewältigt werden kann:
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!
Der Evangelist Matthäus erklärt uns so den dreifaltigen Gott:
Gott hat sich Mose und dem Volk der Israeliten mit seinem Namen Jahwe (das bedeutet Ich bin da für euch!) offenbart. Jesus ist dieser „Ich bin da“ für uns und zwar für immer im Heiligen Geist.
Die weitere Reaktion der Jünger wird nicht weiter beschrieben. Wie wäre meine/deine/Ihre Reaktion gewesen, wären wir dabei gewesen?
Eine gesegnete neue Woche wünscht
Gabriele Maurer, Pastorale Mitarbeiterin