Von unseren Nächsten und Zeiträubern...
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In jener Zeit |
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Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? |
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Er antwortete: |
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Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. |
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Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen |
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Darauf antwortete ihm Jesus: |
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Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; |
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Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; |
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Ein Samaríter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; |
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ging zu ihm hin, |
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Und am nächsten Tag holte er zwei Denáre hervor, |
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Wer von diesen dreien, meinst du, |
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Der Gesetzeslehrer antwortete: |
C.Z. ein Gefangener aus der JVA Würzburg beschreibt in der Handreichung „Barmherzigkeit im Gefängnis“ im pfarrbriefservice.de dieses Experiment:
(…) In den USA wurde in den 70er Jahren eine interessante Studie durchgeführt. Man versuchte herauszufinden, ob es Menschen gibt, die sich unabhängig von der jeweiligen Situation durchgehend barmherzig verhalten. Theologiestudenten sollten einen Vortrag zum Thema „Der barmherzige Samariter“ halten. (Die Studenten wussten nichts von der „wahren“ Absicht des Experiments.) Der Versuchsleiter teilte ihnen mit, dass sie spät dran seien und sich unverzüglich zum Vortragsort begeben sollen, da der Vortrag sehr wichtig sei und sie unbedingt pünktlich ankommen müssen. Auf ihrem Weg kamen sie an einem Fremden (einem Schauspieler) vorbei, der zusammengekauert und in großer Not stöhnend auf dem Boden saß und ganz offenbar Hilfe brauchte. 90 Prozent der Studenten verpassten es, ein barmherziger Samariter zu sein, weil sie es eilig hatten, zu ihrem Vortrag über den barmherzigen Samariter zu kommen.
Das Experiment wurde in verschiedenen Variationen durchgeführt. Bei Studenten, die keinen Zeitdruck hatten, blieben 100 Prozent stehen, um zu helfen. Fast ebenso verhielt es sich, als der Versuchsleiter den Studenten mitteilte, dass sie zwar spät dran seien, aber eine Verspätung nicht schlimm wäre. Hier hielten ebenfalls 90 Prozent an, um dem Mann zu helfen. (…)
Wenn ich dieses Evangelium mit seinem Gleichnis lese, stelle ich fest: es gibt fünf Rollen: den Samariter, den Levit, den Priester; es gibt das Opfer und es gibt die Räuber.
Im Experiment mit den Theologiestudenten war die Zeit etwas Kostbares.
Kostbares ist auch im Interesse von Räubern.
Sie sind aber meistens gerne unerkannt unterwegs.
Vielleicht ist es deswegen eine Überlegung wert, sich bewusst zu machen, wer und was Ihnen Ihre Zeit „raubt“. Die Studenten im Experiment ließen sich ihre Zeit „rauben“. Sie gaben dem Versuchsleiter eine Macht. Vielleicht ist es eine Überlegung wert, sich bewusst zu machen, wo Sie anderen die Macht über ihre Zeit geben. Vielleicht ist es ebenfalls eine Überlegung wert, sich bewusst zu machen, wo man – wie der Versuchsleiter im Experiment - Macht auf andere ausübt und vielleicht ihre Zeit raubt.
Unsere Zeit steht in Gottes Händen – er schenkt sie uns Tag für Tag.
Gehen wir gut damit um.
Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen
Anja Encarnacao