3 Minuten für DICH und GOTTES WORT

Unser spiritueller Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis

Zeit! (c) Bild: Christiane Raabe (Foto) / Tibor Rieger (Skulptur) In: Pfarrbriefservice.de
Zeit!
Datum:
Do. 10. Juli 2025
Von:
Anja Encarnacao

Von unseren Nächsten und Zeiträubern...

Evangelium (Lk 10,25-37)


25

In jener Zeit
   stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus auf die Probe zu stellen,
und fragte ihn:
   Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

26

Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben?
Was liest du?

27


Er antwortete:
   Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
   mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele,
   mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken,
und deinen Nächsten wie dich selbst.

28

Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet.
Handle danach
   und du wirst leben!

29

Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen
und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?

30



Darauf antwortete ihm Jesus:
Ein Mann ging von Jerusalem nach Jéricho hinab
   und wurde von Räubern überfallen.
Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder;
dann gingen sie weg
   und ließen ihn halbtot liegen.

31

Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab;
er sah ihn und ging vorüber.

32

Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle;
er sah ihn und ging vorüber.

33

Ein Samaríter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm;
er sah ihn und hatte Mitleid,

34


ging zu ihm hin,
   goss Öl und Wein auf seine Wunden
   und verband sie.
Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier,
   brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.

35


Und am nächsten Tag holte er zwei Denáre hervor,
gab sie dem Wirt
   und sagte: Sorge für ihn,
und wenn du mehr für ihn brauchst,
   werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

36

Wer von diesen dreien, meinst du,
ist dem der Nächste geworden,
   der von den Räubern überfallen wurde?

37

Der Gesetzeslehrer antwortete:
   Der barmherzig an ihm gehandelt hat.

Da sagte Jesus zu ihm:
   Dann geh und handle du genauso!

Das ist unser spiritueller Impuls für den Alltag

inspiriert (c) Yohanes Vianey Lein In: Pfarrbriefservice.de
inspiriert

C.Z. ein Gefangener aus der JVA Würzburg beschreibt in der Handreichung „Barmherzigkeit im Gefängnis“ im pfarrbriefservice.de dieses Experiment:

(…) In den USA wurde in den 70er Jahren eine interessante Studie durchgeführt. Man versuchte herauszufinden, ob es Menschen gibt, die sich unabhängig von der jeweiligen Situation durchgehend barmherzig verhalten. Theologiestudenten sollten einen Vortrag zum Thema „Der barmherzige Samariter“ halten. (Die Studenten wussten nichts von der „wahren“ Absicht des Experiments.) Der Versuchsleiter teilte ihnen mit, dass sie spät dran seien und sich unverzüglich zum Vortragsort begeben sollen, da der Vortrag sehr wichtig sei und sie unbedingt pünktlich ankommen müssen. Auf ihrem Weg kamen sie an einem Fremden (einem Schauspieler) vorbei, der zusammengekauert und in großer Not stöhnend auf dem Boden saß und ganz offenbar Hilfe brauchte. 90 Prozent der Studenten verpassten es, ein barmherziger Samariter zu sein, weil sie es eilig hatten, zu ihrem Vortrag über den barmherzigen Samariter zu kommen.

Das Experiment wurde in verschiedenen Variationen durchgeführt. Bei Studenten, die keinen Zeitdruck hatten, blieben 100 Prozent stehen, um zu helfen. Fast ebenso verhielt es sich, als der Versuchsleiter den Studenten mitteilte, dass sie zwar spät dran seien, aber eine Verspätung nicht schlimm wäre. Hier hielten ebenfalls 90 Prozent an, um dem Mann zu helfen. (…)

Wenn ich dieses Evangelium mit seinem Gleichnis lese, stelle ich fest: es gibt fünf Rollen:  den Samariter, den Levit, den Priester; es gibt das Opfer und es gibt die Räuber.

Im Experiment mit den Theologiestudenten war die Zeit etwas Kostbares.  

Kostbares ist auch im Interesse von Räubern.

Sie sind aber meistens gerne unerkannt unterwegs.

Vielleicht ist es deswegen eine Überlegung wert, sich bewusst zu machen, wer und was Ihnen Ihre Zeit „raubt“.  Die Studenten im Experiment ließen sich ihre Zeit „rauben“. Sie gaben dem Versuchsleiter eine Macht. Vielleicht ist es eine Überlegung wert, sich bewusst zu machen, wo Sie anderen die Macht über ihre Zeit geben. Vielleicht ist es ebenfalls eine Überlegung wert, sich bewusst zu machen, wo man – wie der Versuchsleiter im Experiment - Macht auf andere ausübt und vielleicht ihre Zeit raubt.

Unsere Zeit steht in Gottes Händen – er schenkt sie uns Tag für Tag.

Gehen wir gut damit um. 

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen
Anja Encarnacao