Zahlen und Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Kontinuierlich geringere Anzahl von Gottesdienstbesucherinnen und Besuchern, immer mehr Kirchenaustritte, weniger Kirchensteuermittel und die stark abnehmende Zahl von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen kirchlichen Berufsgruppen. Eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren auch bei uns im Odenwald massiv bemerkbar machen wird. Dies wird letztlich die notwendigen Schritte in die Zukunft, um die wir jetzt miteinander ringen, bestimmen.
Zur Frage, woran es liegt, dass unsere Kirche diese Entwicklung nimmt, gibt es viele Meinungen:
Für die einen ist es mangelnder Glaube, zunehmende Gleichgültigkeit und fehlende missionarische Anstrengungen. Nach einer Neuevangelisierung unserer westlichen Gesellschaft wird gerufen.
Für Andere ist es der Missbrauch –Skandal, dessen ungenügend transparente Aufarbeitung und dass notwendige Reformen verschleppt wurden und werden.
Vielen mündigen Christen stellt sich auch die Frage der Priesterweihe für Frauen, des Pflichtzölibats, des Umgangs mancher kirchlichen Würdenträger mit Geschiedenen und Wiederverheirateten, des gemeinsamen Abendmahls mit unseren evangelischen Mitchristen, der Einordnung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften …… und die Entscheidung zum Kirchenaustritt liegt nahe. Zweifel an der hierarchischen Verfasstheit der Kirche tun ihr übriges. In einer Kirche in der nur und ausschließlich geweihte Männer (Priester, Bischöfe, Kardinäle, Papst) die wichtigen Entscheidungen treffen, wollen viele nicht bleiben. Auch der Hinweis darauf, dass all diese Fragen lediglich im weltkirchlichen Rahmen zu klären wären, genügt da längst nicht mehr.
Dies alles bewegt manchen zum Rückzug - auch aus den Pfarreien im Odenwald.
Wenn ich auf unsere aktuellen Gemeinden (die zukünftigen Kirchorte) blicke, sehe und erlebe ich sehr viele engagierte, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den unterschiedlichsten Bereichen Verantwortung übernehmen und tragen. Bei der Zusammenstellung der Rückmeldungen aus allen Kirchengemeinden im Dekanat (Was hat sich bewährt? Was ist uns wichtig? Unsere Kompetenzen!) ergab sich eine Fülle von Gruppen, Veranstaltungen, Gottesdiensten, Projekten in Katechese, Liturgie und Caritas … , ein riesiger und bunter Strauß an Kompetenz und Erfahrung. Begeistert arbeiten Ehrenamtliche und Hauptamtliche gemeinsam vor Ort für ein lebendiges Miteinander mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten zum Wohl aller! Dies muss und wird auch in Zukunft nach dem Prinzip von Solidarität und Subsidiarität so sein. Dafür gilt es, sich jetzt einzusetzen und an den zukünftigen Strukturen und Themen mitzuarbeiten!
Es wird dann gut gelingen, wenn aus allen heutigen Kirchengemeinden Vertreter und Vertreterinnen in den jeweiligen Arbeitsgruppen des Pastoralraumes (dem jetzigen Dekanat Erbach) für die Grundthemen der Pastoral (Katechese, Liturgie, Caritas, Ökumene, Jugend, Senioren … ) sowie für die Organisationsstruktur (Vermögen, Verwaltung, Gebäude) mitarbeiten. Ich meine, dass unsere drei Kirchengemeinden im Süden des Dekanats dafür bereits gut aufgestellt sind. Viele haben schon in den vergangenen Monaten seit der Eröffnungsveranstaltung im März 2019 mitgewirkt und sind den Pastoralen Weg im Projektteam und in verschiedenen Teilprojektteams mitgegangen. Dafür möchte ich an dieser Stelle allen ganz herzlich Danke sagen. Ich freue mich auf die kommende, bei allen Herausforderungen und Schwierigkeiten durchaus auch spannende Zeit. Gehen Sie den Weg mit! Informieren Sie sich und bringen Sie sich selbst mit Ihren Sorgen, Fragen und Anregungen ein.
Meine Zuversicht hat einen Grund. Die Zusage Jesu an seine Jünger gilt auch uns: Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt!
Peter Heiligenthal
Gemeindereferent