Der stattliche Mittfünfziger bot am Freitag in der voll besetzten Remise eine gut zweistündige Kostprobe seines Könnens, das unter der Überschrift Kirchenkabarett angekündigt worden war. Präsentiert wurde nicht nur die Entlarvung der zehn Gebote und der Tipp für den besten Platz zur Beichte („auf der linken Seite im Dom bei dem schwerhörigen Priester"), sondern ein humoristisches Potpourri durch alle Lebenslagen. Klumb, der nach der Pause mit unterschiedlicher Bekleidung in die Rollen als Bischof, Friedhofsbesucher und Senior wechselte, brillierte durch seinen flüssig vorgetragenen Wortwitz, den er mit sparsam eingesetzten, aber gezielt pointierten Gesten unterstrich. Die Botschaft, die vereinfacht als „keine Bammel vor dem Gebimmel" zusammengefasst werden darf, kam stets an: Ob bei der bevorstehenden Ergreifung der (Kirchen-)Macht durch die Frauen („Wenn ich in den Himmel komme, wünsche ich mir, dass eine Frau vor mir steht.") oder beim Ableben: „Ich glaube an die Wiedergeburt. Deshalb habe ich mich in meinem Testament auch als Alleinerbe eingesetzt."
Bei seinem Ausflug in die Welt des Glaubens („Die Glaubensspitze wird in ihrer Spitze immer breiter.") und der Schöpfung („Männer sind von der Schöpfung benachteiligt. Gott hat uns einen Knüppel zwischen die Beine geworfen.") sparte er nicht damit, die weltliche Vermarktung des Klerikalen humoristisch anzuprangern - oder (je nach Sichtweise) sich daran zu erfreuen. So stand ihm die spitzbübige Freude im Gesicht geschrieben, als er das Kartenspielquartett der Bischöfe nach genüsslicher Vorstellung wieder in die Tasche steckte. Mit viel Applaus honorierte das Publikum seine versierten Ortskenntnisse („Die Nasa bietet neuerdings Bestattungen auf dem Mond an. Günstiger wird es in Bullau für eine Beerdigung hinter dem Mond.") und die damit verbundene Phantasie. „Bad Schmierechttal" ist nur eine Variante, die sich als neuer Name für eine auch buchstabengetreue Verschmelzung von Erbach und Michelstadt angeboten hätte. Vor der Zugabe verabschiedete sich der Kabarettist mit einer schwarzhumoristischen Geste von seinem Publikum, in dem er rückwärtsgewandt ein Blumengebinde einem Brautstrauß gleich in das Publikum warf, das zuvor für einen Beerdigungssketch gedient hatte.
Bestens informiert über die örtlichen Gegebenheiten in Erbach und St. Sophia
© Manfred Giebenhain