Erfolgreicher Auftakt der Sommerkulturkirche

Doppelkonzert am 9. Juli

Oberhessisch-Orientalisches Crossover zum Auftakt der Sommerkulturkirche 2023 (c) Förderverein Thomas Morus
Oberhessisch-Orientalisches Crossover zum Auftakt der Sommerkulturkirche 2023
Datum:
Mi. 5. Juli 2023
Von:
Jakob Handrack
  • Orientalisch-Oberhessischer Crossover mit Debasish & Friends
  • Sommerkulturkirche - ein echter Open Air Geheim-Tipp!
  • The Small Easy bringt die Fußspitzen zum Wippen
  • Patchwork - Band mit DDR-Vergangenheit

Orientalisch-Oberhessischer Crossover

Kalkutta und Oberhessen stehen sich geographisch nicht gerade nah. Am vergangenen Freitag war das anders. Der aus Indien stammende Sithar-Spieler Debasish Ganguly war zu Gast auf der Bühne der Sommerkulturkirche des Fördervereins St. Thomas Morus e.V. Open Air unter den Platanen. Zusammen mit Markus Wach (Lich), Stephan Pussel (Lauterbach), Alexander Valenta (Marburg) und Holger Böhme (Haibach/Unterfranken) entwickelte sich ein einzigartiger Sound. So entstand im Zusammenspiel mit den exotisch-orientalisch klingenden Skalen der Sithar, den „rockigen“ Gitarren-Tönen Valentas, einem vor sich hin oszillierenden 7/8-Beat Pussels und den sphärisch-angehauchten Klängen Böhmes auf Hanpan und Flöte ein unverwechselbares Crossover. Markus Wach, der in seinen vielen, musikalischen Projekten oft für die zarten Saiten verantwortlich ist, trieb den Rhythmus durch stark akzentuiertes Spiel auf seinem orientalischen Spielwerk voran. Das Publikum ging mit.

Spannender Live-Dialog und erfolgreiches Klangexperiment

Bemerkenswert ist, dass die fünf Musiker sich in dieser Konstellation am Nachmittag zum ersten Mal gesehen hatten. So entstand durch die Gabe der Improvisationsfähigkeit und das Aufeinander-Hören ein beeindruckendes Live-Erlebnis. Meistens sorgte Debasish für den Auftakt. Das mantra-artige Spiel auf der Sithar plätscherte eine Weile vor sich hin, ehe die anderen den roten Faden aufnahmen. Die Musik zog an und gewann gleich einer Metamorphose immer mehr an Gestalt. Formen entwickelten sich. Wie bei einem Live Dialog kommunizierten die Musiker mit ihren Instrumenten dabei auf der Bühne. Zuweilen erschien die Musik etwas brav und man hätte sich mehr Ekstase gewünscht. So blieb es ein spannendes und erfolgreiches Klangexperiment.

Ein echter Open Air Geheim-Tipp!

Einzigartiges Flair und gemütliche Idylle live open Air unter den Platanen (c) Förderverein Thomas Morus
Einzigartiges Flair und gemütliche Idylle live open Air unter den Platanen

Die erfrischenden Temperaturen bei spätabendlichen Sonnenschein und das entspannende Flair verleiteten viele Gäste nach dem Konzert auf dem idyllischen Platz unter den Platanen vor der Kulturkirche St. Thomas Mors zu verweilen: Sommerkulturkirche 2023 - ein echter Open Air Geheim-Tipp!

Facettenreiche, farbige und fröhliche, musikalische Unterhaltung

Stefan Koch (Clarinet) bringt mit
Stefan Koch (Clarinet) bringt mit "The Small Easy" die Fussspitzen zum Wippen

Am kommenden Sonntag, den 9. Juli geht es weiter mit einem Doppelkonzert. Um 11 Uhr sorgt „The Small Easy“ mit Originalen des New Orleans Jazz von Jelly Roll Morton, Clarence Williams & King Oliver bis hin zu Louis Armstrong, Sidney Bechet, Duke Ellington für eine facettenreiche, farbige und fröhliche musikalische Unterhaltung, die die Fußspitzen zum Wippen bringt und zum Tanzen von Charleston, Shimmy oder Jitterbug animiert!

Stefan Koch (Clarinet), JJ. Fischer (Tenor-Banjo & Vocals), Andreas Jamin (Sousaphone) und Joe Bonica (Drums) sorgen für groovige Beats mit Südstaaten-Flair zwischen creolischen Lovesongs und Boogie-Woogie, Dixieland und Blues.

Musik mitten aus dem Leben - geistreich und nachdenklich

Patchwork - entstanden in der kirchlichen Jugendbewegung der DDR in den 60er Jahren (c) Patchwork - The Band
Patchwork - entstanden in der kirchlichen Jugendbewegung der DDR in den 60er Jahren

Um 15 Uhr bringt die Berliner Band „Patchwork“ Musik mitten aus dem Leben - geistreich und nachdenklich. Die Anfänge reichen in wechselnden Besetzungen bereits in die 60er Jahre. Die Band aus der ehemaligen DDR entstand aus einer Musikgruppe, die die christliche Jugendarbeit, die als eine Art Reservat zwischen FDJ und gleichgeschalteter Kulturlandschaft überlebt hatte und sich größer werdender Beliebtheit erfreute, mit fetziger Musik begleiten und unterstützen sollte. Gespielt wurde neben den Liedern der christlichen Szene alles, was als gut befunden wurde, ob Renft oder Lift aus dem Osten oder Klaus Lage und Damaris Joy aus dem Westen. 1989, einem Monat vor dem Fall der Mauer, erhielt „Patchwork“ die Bestätigung als Band der "Sonderstufe mit Konzertberechtigung", die höchste Einstufung für Amateurbands.

Diese Wende führte im Leben der Band zu mehreren Konzerten mit alten Ostgrößen wie Arno Schmidt und Keimzeit, zu Auftritten in vielen Strafvollzugsanstalten im Osten und Kulturhallen der Partnerstädte tief im Westen, zu einem ersten im Westen aufgenommenen Demo Tape, aus dem dann in einer Woche eine Kassette mit 21 Liedern wurde, ersten tollen Gigs im Ausland und den ersten eigenen Titeln Marke Patchwork. Den kleinen Konzerten in Gemeinden und Clubs folgten große Auftritte vor tausenden Leuten bei Kirchentagen oder Weltjugendtagen z.B. in Paris und Rom. Dem ersten Tape folgten über die Jahre 4 weitere CDs mit eigenen Liedern und diverse Muggen, auch in Rundfunk und Fernsehen.