Markus Wach und Stephan Pussel improvisieren zur Fastenzeit

Markus Wach und Stephan Pussel improvisieren in der Georgskapelle (c) Förderverein St. Thomas Morus e.V.
Markus Wach und Stephan Pussel improvisieren in der Georgskapelle
Datum:
Fr. 6. März 2020
Von:
Jakob Handrack

Dass Markus Wach und Stephan Pussel an diesem Abend in der kleinen, stimmungsvoll beleuchteten Georgskapelle der St. Thomas Morus Gemeinde gemeinsam Musik machten, war in dieser Form eine Premiere. Die beiden Musiker kennen sich zwar schon lange, aber in dieser musikalischen Konstellation traten sie zum ersten Mal auf. Insofern war es für beide Neuland, das sie betraten. Auf Einladung von Kirchenmusiker Jakob Handrack wagten sie das musikalische Experiment und es glückte. Das sehr aufmerksame Publikum hörte intensiv der über sechzigminütigen Improvisation zu. Die Dramaturgie aus Wechselspiel, Phasen des Anspannens und des Entspannens, dem Sich-Einlassen und Aufeinander-Hören verlieh der Musik eine kontinuierliche Spannung. Dabei konnte man fühlen wie die beiden Weltmusiker vollständig in ihrer Musik aufgingen. Improvisation als unerschöpfliche Quelle von Spiritualität schafft Inspirierendes und offenbarte Persönliches.

Exotische Melodien und perkussive Klanginstallationen

Dazu hatten Wach und Pussel ein breites Klangspektrum an Möglichkeiten mitgebracht; zum Beispiel die Kabuli Rubab von Markus Wach, ein lautenähnliches Instrument, das überwiegend von Patschunen gespielt wird und als Nationalinstrument von Afghanistan gilt. Es besteht nur aus drei Melodiesaiten, die gezupft werden. Die 15 Resonanzsaiten schwingen je nach Stimmung mit. Es entsteht ein Gefühl der Unendlichkeit in der Tongestaltung. Die breiten Klangfrequenzen füllen Raum und Zeit. 

Stephan Pussel ergänzte mit seinen perkussiven Klanginstallationen das freie, melodische Spiel Wachs, von gelassen-meditativ bis rhythmisch-pulsierend verlieh er den spirituellen Klangsphären Charakter. Dazu wusste er auch sein natürliches Instrument, seine Stimme, gekonnt einzusetzen. Mantra-artig breitete sich das Vibrieren des sonoren Baßtons aus.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt ein Instrument Pussels, eine sog. „Körpertambura“. Diese ist ein therapeutsches Instrument, entwickelt und gebaut in der Klangwerkstatt von Bernhard Deutz in Berlin ursprünglich für die Berliner Charité. Das Instrument ist auf der Rückseite nach innen gewölbt gleich einer Wiege. Auf der unteren, nach außen gewölbten Form sind die 28 Saiten in Quinten angebracht. Werden die Saiten angeschlagen, vibriert die Auflagefläche und überträgt die Schwingungen auf den dort liegenden Säugling.

Das Publikum war nach einer Stunde aber noch lange nicht satt. Und so entwickelt sich das Improvisationskonzert zu einem anschließenden Gesprächskonzert. Wach und Pussel erzählten gerne und sachkundig über ihre Instrumente, deren Herkunft und Entstehung, Obertonreihen und ihre Wirkung auf das menschliche Gehör oder das man eine Maultrommel „stimmen“ kann.

Ein bleibender Eindruck

Improvisation entsteht aus einer Intuition im Geiste des Augenblicks, geht vorüber und hinterlässt doch Bleibendes. Einen bleibenden durchweg positiven Eindruck hinterlies auch dieses Konzert in der St. Thomas Morus Kirche.

Die Reihe der Improvisationskonzerte in der Kulturkirche St. Thomas Morus geht noch bis Ende März, jeweils donnerstags um 19:30 Uhr. Am kommenden Donnerstag, den 12. März, führen das Trio „Anglicore“ um 19:30 Uhr in unerhörte Klangspähren der Neuen Improvisierten Musik. Der Eintritt ist frei.