Pfingsten - das göttliche in Uns!

"Ein Sturmwind gleich mit Feuer, Geist und Licht"
Datum:
So. 31. Mai 2020
Von:
Pfarrer Matthias Schmid

„Heiliger Geist, komm sende vom Himmel deines Lichtes Strahl herab…“ als Kind schon hat mich dieser Anruf berührt. Er fühlt sich auch heute noch für mich an wie Seufzen. Es liegt etwas von Mitleid in ihm. Wir Menschen auf der Erde wollen Schönes und Helles vom Himmel und da ist Gott sei Dank der Heilige Geist, der macht das. Da kann jeder in die Luft rufen, dann strahlt es herab. Und in seinem Herzen wird es hell. Denn der "liebe Gott" ist da im Himmel und hat mit uns Mitleid. Er schickt die Strahlen seiner Liebe zu uns. Das ist dann der Heilige Geist. Er ist der Gute, der macht, dass alles in uns hell wird. Und jeder kann sich dann freuen und anderen auch gut sein. 

Der Heilige Geist weht überall

Als Kind hatte ich nicht das Gefühl, dass der Heilige Geist irgendwie zu unsichtbar ist. Aber ich weiß, dass für viele Christen das so ist. Pfingsten ist gefühlt das kleinere Fest nach Ostern und Weihnachten, den großen Drei.

Schade eigentlich, denn zum Heiligen Geist zu beten ist mal was anderes. Gott, der ist groß und allmächtig. Christus, sein Sohn ist uns ein Bruder, der uns liebt und ist auch Gott. Und der Heilige Geist? Der ist auch Gott, wie göttlicher Wind, der überall weht, wo er will. Er macht, dass wir überhaupt erst zu Gott und Christus beten können und zu ihm selbst auch. Aber eben nicht nur in Kirchen, sondern im Herzen, überall, jederzeit.

Kirche ist mehr als kultische Repräsentanz

An Pfingsten ist das so. Nach der Auferstehung geht Christus nicht mit seinen Jüngern in die Synagoge. Er trifft sie dort, wo sie daheim sind. Auf dem Weg nach Emmaus. Am See Genezareth, in den Häusern wo sie sich aus Angst versteckt haben. Er haucht sie an und sagt, "Empfangt den Heiligen Geist!" Und seitdem gibt es die Kirche, gibt es uns. Kirche ist mehr als ihre sakramentale und kultische Repräsentanz, daher ist es nicht so entscheidend, dass es Gottesdienste nur eingeschränkt geben kann. Christentum ist mehr.

Helfende Arznei

Glauben wir, dass im Heiligen Geist das Göttliche immer bei uns ist? Daheim. In meinen Gedanken und Gebeten? In der Kirche, im Gottesdienst auch, ja. In der Coronakrise, die mich belastet und nervt?

Die Krise macht uns deutlich, wie sehr wir auf körperliche und sichtbare Weise Kontakt untereinander brauchen und uns in diesen Tagen danach sehnen. Wir wollen zurück in die Normalität der alten Tage. Und wir verstehen langsam und schmerzhaft, dass das nicht geht. Pfingsten ist die Arznei, die helfen kann. 

"Achtung, ich komme!"

Wenn Kinder spielen, dann kommt es vor, dass ein Kind oben auf der Rutsche steht. Es blickt in die Runde, setzt sich und während es die Rutsche hinunterrutscht ruft es, "Achtung, ich komme!" Heute an Pfingsten ruft er "Achtung, ich komme!" Und wie die Kinder auf dem Spielplatz können wir zusehen und uns wundern, wer da so angerauscht kommt. Und wie die Kinder normalerweise Platz machen, können wir hinstürzen und uns von dem, der da kommt, überwältigen lassen, ein Sturmwind gleich mit Feuer, Geist und Licht. Oder - ich sollte besser sagen - mit Trost und göttlicher Liebe als Arznei, mit Heilung und vielen geistlichen Pflastern für alle unsere Wunden.

Gesegnetes Pfingsten!

Pfarrer Matthias Schmid (c) Pfarrer Matthias Schmid

Pfarrer Matthias Schmid

Klinikseelsorger

Pfarrer Matthias Schmid ist Klinikseelsorger am Universitätsklinikum am Standort Gießen und war in den Jahren von 2011 bis 2018 Pfarrer der St. Thomas Morus Gemeinde Gießen.