Quellen klösterlichen Lebens

Lebendiger Vortrag über die Zisterzienser und ihre Klöster

Die Ruine der Abtei Kloster Arnsburg. Eine Exkursion führt am 11. Juni dorthin. (c) Presse03 CC BY-SA 3.0
Die Ruine der Abtei Kloster Arnsburg. Eine Exkursion führt am 11. Juni dorthin.
Datum:
Mi. 18. Mai 2022
Von:
Dr. Birgitta Meinhardt

In Kooperation mit dem Oberhessischen Bildungswerk des Bistums Mainz lud Dr. Birgitta Meinhardt, promovierte Historikerin und Theologin, ein zu einem Vortrag in die Kulturkirche St. Thomas Morus über das Leben und die Ursprünge der Zisterzienser. Auch im Gießener Raum gibt es Quellen zisterziensischen Lebens wie am Kloster Arnsburg bei Lich. Eine Exkursion dorthin ist für den 11.6.2022 um 15 Uhr geplant.

Das Mönchtum entstand im 3. und 4. Jahrhundert

Über 20 Interessierte kamen am Abend des 13. Mai 2022 in den Gemeindesaal der Kulturkirche St. Thomas Morus. Der Vortrag begann mit einem kurzen Überblick über die Entstehung des Mönchtums im 3./4. Jahrhundert in der ägyptischen Wüste bis zur Gründung des Klosters Monte Cassino 529 südlich von Rom durch Benedikt von Nursia. Dessen Regel setzte sich in Westeuropa durch.

Verzicht auf Privates

Mönchtun, nicht nur bei den Zisterziensern, bedeutet Verzicht auf Ehe und Familie, einen lukrativen Beruf und Privateigentum. Stattdessen lebt man in der festen Klostergemeinschaft Gleichgesinnter, bleibt, außer in Notfällen immer im selben Kloster, mit Gemeinbesitz, Selbstversorgung, Gehorsam gegenüber Gott und der selbst gewählten Ordensregel.

Mit dem begabten Prediger Bernhardt von Clairvaux wuchs die Gemeinschaft

Bernhardt von Clairvaux: Abt, Priester, Kirchenlehrer (c) gemeinfrei
Bernhardt von Clairvaux: Abt, Priester, Kirchenlehrer

Viele Menschen konnten sich für das Leben im Kloster begeistern. Das brachte Abweichungen von den ursprünglichen Lebensidealen mit sich. So wurden immer wieder Reformen nötig. Eine sehr einflussreiche war die Gründung der Zisterzienser 1098 durch Robert de Molesme in der Einöde von Citeaux in Zentralfrankreich. Die Benediktregel wurde konsequent angewendet. In der Zisterzienserregel, der „Charta Caritatis“ (Gesetz der liebenden Barmherzigkeit) wurde sie sogar noch verstärkt. Zunächst schien der kleinen Gemeinschaft wenig Erfolg beschieden zu sein.

Das änderte sich mit dem Klostereintritt des begabten Predigers Bernhardt von Clairvaux (1090–1153). Viele wurden nun Zisterzienser und bald auch Zisterzienserinnen. Die Gemeinschaft wuchs. Klöster, die alle miteinander verbunden blieben, wurden vor allem in Frankreich, Mittel- und Ostmitteleuropa, aber auch in Italien, Spanien und Portugal gegründet.

Im Einklang mit der Natur

Die Zisterzienserklöster liegen an einsamen Plätzen inmitten der Natur, da sie frei von jeglicher Herrschaft sein und diese auch nicht ausüben wollen. Sei betreiben Landwirtschaft, Wein- und Obstbau sowie Fischzucht. Meisterhaft ist ihre Wasserwirtschaft zur Versorgung des Klostes, der Mühle und der Fischteiche. Dabei lebt man im Einklang mit der Natur und entnimmt nur so viel man braucht.

Unter den Zisterziensern gab es sowohl Bauern und Handwerker, die Konversen, als auch Priester, die Konventualen.

Die Klosteregel teilt den Tagesablauf in feste Gebets- und Arbeitszeiten.

Die Zisterzienser überlebten trotz einiger Verluste die Umbrüche der Reformation, die Enteignungen durch Napoleon, die Repressalien der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts und die Verweltlichung der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten.

Führung auf Kloster Arnsburg am 11. Juni

Dr. Birgitta Meinhardt (c) Dr. Birgitta Meinhardt
Dr. Birgitta Meinhardt

Die Referentin Dr. phil. Birgitta Meinhardt studierte in Gießen und Marburg Geschichte und Theologie, sowie als Ergänzungsfächer Latein und Osteuropäische Geschichte. Sie promovierte über das frühchristliche Mönchtum und das Konzil zu Chalkedon. Für mehrere Jahre war sie Klosterführerin im ehemaligen Zisterzienserkloster Haina. Sie arbeitet für die Städtischen Sammlungen Wetzlar und ist Dozentin an den Volkshochschulen Alsfeld Wetzlar und Gießen. Dazu kommen Vorträge und Exkursionen etwa für das Oberhessische Bildungswerk.

In Verbindung mit dem Vortragsthema findet am 11.6.2022 um 15:00 eine Führung im Kloster Arnsburg statt. Treffpunkt ist der Pfortenbau des Klosters. Der Kostenbeitrag beträgt 5 Euro. Eintritt ins Kloster 2 Euro. Anmeldung unter www.kulturkirche-giessen.de