Die Kontaktsperre geht in die Verlängerung. Bis Anfang Mai gilt wie bisher, daheim bleiben. Erneut Ruhe und Zeit im Übermaß. Dafür beängstigend leere Straßen, Parkplätze und Shoppingmeilen. Vormittags Kinder betreuen und sonntags viel Zeit fürs brunchen.
Jetzt weiterhin Zeit und Ruhe, endlich mal kein Streß. Doch für viele kommt die Chance aller Chancen im Kleid der Langeweile und Ratlosigkeit.
Ach, möchte ich fast sagen, das waren noch Zeiten. Als in der Mühle des Alltags, jeder gehetzt war, um in einem Brei von verpaßten Chancen nach Ruhe und einem guten Zeitmanagement zu suchen. Im irgendwie grummelndem Gefühl, das eigene Leben ändern zu müssen angesichts von Terror- und Klimanachrichten wir uns von uns selbst entfremdeten.
Wie ist doch gelitten worden. Immer morgens raus und an die Arbeit. Tag aus, Tag ein. Immer morgens der gleiche Stau beim Reinfahren in die Stadt. Volle Restaurants und kein Platz ohne reservierten Tisch. Schlangen an den Fastfoodrestaurants am Wochenende. In den Supermärkten die Auswahl von zwanzig verschiedenen Sorten Toilettenpapier in Hülle und Fülle.
Gestehen wir uns diese verrückte Situation ein. Ich denke, in der Zeit nach der Krise, wird sich zeigen, ob wir die Zeit und Ruhe dieser Tage genutzt haben. Die Tage zweckfrei verstreichen lassen. Durch die Wochen schlendern, ohne groß zu konsumieren. Zeit mit den Kindern vertrödeln. All das haben wir jetzt. Früher hatten wir das um den Preis eines schlechten Gewissens. Zuhause beten, was früher nur was für die ganz Frommen war. Keiner will leere Kirchen, ja. Aber waren sie denn so voll? Not lehrt beten, ich weiß. Das war so und wird immer so bleiben. Aber lernen wir mit unserer Spiritualität im Alltag die Welt lebenswerter zu machen?
Sicher, Kontakt zu Freunden, Familie und Verwandte fehlt. Aber offenbar ist jetzt die Zeit mit mir allein klarzukommen? Nein? Oh, doch…
Angesichts dieser erzwungenen Situation ist die Übung, für mein Dafürhalten: die Beobachtung meiner Sehnsucht, nach dem was wichtig ist für mein Leben, für meine Pläne, gelingt jetzt klarer. Zwei Welten liegen uns vor. Die vergangene Welt, die so nicht wieder kommt. Und eine neue Welt, die ich mittragen kann.
Was werden wir sagen, wenn wir einmal zurückblicken auf diese Tage? Vielleicht so: Was war das doch so schön, Zeit hatten wir, die viele Ruhe. Wir konnten uns neu sortieren und uns Gedanken machen, wie wir uns vom Selbstbild als Konsumenten und Verbrauchern trennten. Ein neues Bewußtsein wuchs, von Solidarität, gegenseitigem Respekt und Recht und Freiheit für alle. Die Einsicht nicht Dinge, sondern gegenseitige Rücksichtnahme zu uns und diesem Planeten machen uns zu liebenswerten Wesen. Die Welt ist damals der Anfang dieser heutigen besseren Welt geworden.
Das wäre der Rückblick nach meinem Geschmack. Ich arbeite zumindest daran mit. Er ist es wert.