Dem Klimawandel zum Trotz - im Winter ist es kalt. Doch diese wirklich banale Erkenntnis verhindert nicht, dass wir seit Jahren immer wieder darauf hingewiesen werden, in unserer Kirche sei es zu kalt, wenn wir zu Veranstaltungen zwischen Oktober und März in die Kulturkirche St. Thomas Morus einladen. Objektiv betrachtet ist der Kirchenraum von St. Thomas Morus nicht kälter als andere Kirchen. Trotzdem erhalten wir diese Reaktionen, weswegen ich hier folgende erklärenden Worte - teils zum Nachdenken, teils zum Schmunzeln, formuliere.
Wenn jede noch so schöne Veranstaltung - liebevoll und mit viel ehrenamtlichen Enthusiasmus geplant - dadurch getrübt wird, dass es zu kalt sei, und so jeden Kulturgenuss überschattet, mutet es fast zu einem „running gag“ an: Statt über die gelungene Veranstaltung zu sprechen, spricht man über die gefühlte Kälte in St. Thomas Morus.
Dabei muss man wissen: St. Thomas Morus wurde in den 60er Jahren erbaut (1967 geweiht). Auch die mit Öl betriebene Heizung stammt aus diesem Jahr. Zu dieser Zeit machte man sich weder um Themen wie Ökologie, Umweltschutz oder Nachhaltigkeit noch um knapper werdende Ressourcen und den Klimawandel Gedanken. Das brauchte man auch nicht. Das Öl war billig. Der Preis pro Liter lag bei gerade einmal 20 Pfennig. Das war noch vor der Ölkrise in den 70er Jahren. Heute liegt der Heizölpreis pro Liter bei ca. 90 Cent.
Dazu kommt die besondere Architektur der Kirche. Im Gegensatz zu altehrwürdigen Kirchbauten mit steinernen Fundamenten, ist der Klinkerbau an der Grünberger Straße relativ dünnwandig. Und auch die vier großen Kirchenfenster in Himmelsrichtung sind zwar in architektonisch-künstlerischer Sicht charakteristisch für den Bau. Da Glas aber ein schlechter Isolator ist, werden sie genau wie das Flachdach zu idealen Wärmebrücken. So wird Heizen in der Kirche zu einer höchst ineffizienten Angelegenheit.
Planen Sie einen Besuch in der Kulturkirche zu dieser Jahreszeit, ziehen Sie sich warm an! Wir empfehlen Ihnen das Zwiebelschalenprinzip. Angefangen bei dicken Socken und warmen Schuhen, langer Unterwäsche, Mäntel, Schals und gffls. auch Handschuhen. Für die Damen eignen sich auch elegante Kopfbedeckungen. Die Gießener Werkstattkirche bietet dazu übrigens einen reichen Fundus – gegen Spende. Das sieht nicht nur gut aus und wärmt, sondern ist auch noch äußerst nachhaltig!
Und wenn das alles nicht hilft, bieten wir auch noch Decken an, alleine oder zu zweit. Beim gegenseitigen Wärmespenden ergibt sich vielleicht auch die ein oder andere neue Bekanntschaft.
Denn was nutzt es, wenn Sie sich trotz Impfung und „2G+“ eine Erkältung holen? Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen, die körperlich und die seelische. So wird aus Ihrem Besuch wirklich ein ungetrübter Kulturgenuss!