Ein Fußball-Gott? - Geistliches Wort

Fußball (c) St.
Fußball
Datum:
So. 7. Juli 2024
Von:
Markus Kreuzberger

Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschland ist im Fußballtaumel. Vielleicht nicht ganz das Sommermärchen 2.0, aber doch überwiegend eine gute und ausgelassene Stimmung. Es hupt und wir zeigen Flagge: zu recht sind wir begeistert von den Leistungen unserer Nationalmannschaft, die bis jetzt wirklich ordentliche Spiele gezeigt hat.

Eine positive Lebensfreude, Farbenpracht und ein friedliches Miteinander in der Begeisterung um den Fußball kennzeichnen die Europameisterschaft bisher. Schön, dass das so ist und so eine EM im eigenen Land ist wirklich etwas ganz besonders. Mir fällt dabei aber auch auf, dass die gesunde Emotionalität vielen offenbar nicht ausreicht.

Das ist besonders in der Berichterstattung dieser Tage deutlich spürbar. Da wird teilweise in völlig übertriebenen Superlativen versucht, das Ereignis noch mehr zu puschen. Nicht selten wird dabei der „Fußball- Gott“ bemüht, meist dann, wenn eine Mannschaft besonders viel Glück (und die andere gleichzeitig besonders viel Pech) zu haben scheint.

Nun ist ja die religiöse Überhöhung des Fußballs nichts Neues und es ist interessant, einmal die Fußballsprache und Symbolik auf religiöse Parallelen zu untersuchen. Schon äußerlich gleichen die Fußballstadien modernen Kathedralen zu denen  Zehntausende „hinpilgern“. Das Spiel findet auf dem „Heiligen Rasen“ statt. Geht dann beim Spiel was nicht mit rechten Dingen zu, dann war die „Hand Gottes“ im Spiel, wie es mal Maradonna formulierte. Bei den Nationalhymnen singen eingefleischte „Nichtsänger“ mit einer Inbrunst mit, die man in der Kirche oftmals vergeblich sucht. Wenn dann das Spiel nicht geglückt ist, dann war der „Fußball- Gott“ nicht wohlgesonnen, vielleicht auch noch der „Wetter- Gott“.

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“ hat Jesus einmal gesagt, womit er übrigens mit Kaiser keineswegs der kürzlich verstorbene Franz Beckenbauer gemeint hat. Übersetzt auf den Fußball könnte man auch sagen: Lasst den Fußball ein wunderbares, emotionales Spiel sein, aber macht ihn nicht zum Mittelpunkt eures Lebens. Von einem verlorenen Spiel geht die Welt nicht unter (obwohl ich hoffe, dass wir zum Zeitpunkt, da dies gedruckt ist, vielleicht doch gegen die unglaublich starken Spanier gewonnen haben) und eine gewonnene Europameisterschaft macht das Leben zumindest langfristig nicht zum Himmel auf Erden, sonst würden in Italien oder Portugal mittlerweile paradiesische Zustände herrschen.

Etwas anderes ist es allerdings, wenn Fußballer aus aller Welt  sich zu Beginn eines Spieles bekreuzigen. Damit bezeugen sie die Tatsache, dass sie ihr großes Talent nicht sich selbst zu verdanken haben, sondern es als Geschenk Gottes begreifen. Mit dem Kreuzzeichen drücken sie aus: „Herr, hilf mir, das Beste zu geben und mit meinen Fähigkeiten zu meiner und der Freude der anderen gut umzugehen.“ Hinter einem Kreuzzeichen verbirgt sich auch der christliche Grundgedanke, das der Gegner kein Feind, sondern ein Abbild Gottes ist, dem ich Respekt entgegenbringen soll. Ein christlicher Spieler sollte also auch den „Fair-Play-Gedanken“ im Herzen tragen und die Leistung des Anderen achten.

Wenn Gott dann solche Spieler sieht, die von solchen Leitgedanken  und begeisterndem Einsatz getragen sind, dann wird er sicherlich dadurch nicht zum „Fußball-Gott“, aber möglicherweise zu einem Gott, den Fußball begeistert.

Eine spannende WM wünscht Ihnen und eine gesegnete Ferienzeit (und dass unseren Jungs vielleicht noch die ein oder andere Überraschung gelingt)

Markus Kreuzberger, Gemeindereferent der katholischen Gemeinden in Griesheim und Weiterstadt