Viele Anwohner bemerkten es erst am Vormittag des Sonntags vor Pfingsten: Der öffentliche Bücherschrank auf dem Platz vor dem Gemeindezentrum St. Elisabeth durch Feuer zerstört, angesengte Bücherseiten vom Wind über den ganzen Platz verteilt. Als in der Nacht zuvor die Polizei eingetroffen war, stand der Schrank vollständig in Flammen und musste von der Feuerwehr gelöscht werden, wie die Mainzer Allgemeine Zeitung montags berichtete. Auch ein parkendes Auto wurde durch das Feuer beschädigt, ein Baum angesengt. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.
Der Bücherschrank war oft und gern von Menschen genutzt worden: „Ich habe öfters Menschen gesehen, die darin nach interessanter Lektüre suchten und offenbar auch immer etwas Passendes entdeckten“, erzählt Bardo Färber, Leiter des Gemeindezentrums. Für Menschen, die gern lesen, war der Bücherschrank eine praktische Einrichtung: Hier konnte man gelesene Bücher, die nicht mehr ins Regal passten, mit dem guten Gefühl deponieren, dass andere noch Freude daran haben könnten – und sich kostenlos mit neuer Lektüre versorgen. Dass junge Leute sich im Rahmen der offenen Kinder- und Jugendarbeit des Gemeindezentrums mit viel Kreativität und Engagement den Schrank farbenfroh bemalt hatten, machte ihn zudem zu einem echten „Hingucker“.
Zusammen mit Iris Witte von der Caritas-Sozialberatung machte sich Bardo Färber an die Aufräumungsarbeiten und füllte die vom Winde verwehten Bücherseiten in Müllsäcke. Inzwischen ist auch der nicht mehr verwendbare Bücherschrank abgebaut.
„Hoffentlich wird er ersetzt“, meinen Bewohner des Viertels. In vielen Gesprächen bringen sie ihren Ärger, aber auch Traurigkeit über die Tat zum Ausdruck. „Wie kann man nur so etwas Schönes und Sinnvolles mutwillig zerstören?“