Buß - oder auch Bekenntnis-Weg - nach Amöneburg

Erinnern Sie sich noch an meinen Brückenschlag-Artikel 2020, vor dem totalen Lockdown? „Bußweg nach Amöneburg – ein Auslaufmodell?“, so hatte ich provozierend gefragt. Damals ging es mir um die schwindende Teilnehmerzahl…

Nach dem kürzlichen Bekanntwerden von so vielen verabscheuungswürdigen Schandtaten und Pflichtverletzungen innerhalb der kirchlichen Institutionen stellt sich die Frage anders: Sollen oder können wir als Christen überhaupt noch derart in der Öffentlichkeit auftreten?

Es gibt den großen Unterschied zwischen den Machtstrukturen in der kirchlichen Hierarchie und deren Missbrauch - und den vielen Menschen, die integer und aus der Frohen Botschaft heraus ihr Leben gestalten.

Neben der Institution sind wir an der Basis Kirche und brauchen uns nicht zu verstecken. Vor Pauschalverurteilungen sollte man warnen; es liegt zuerst an uns Allen, von unten bis ganz oben, ob Menschen neues Vertrauen in die Kirche gewinnen und in Freundschaft mit Jesus leben werden.

Deshalb möchte ich gerade jetzt ermuntern, Flagge zu zeigen, damit wir nicht marginalisiert werden in der öffentlichen Wahrnehmung. Wir wollen und sollten auf das andere Bild der Kirche hinweisen: Mutig auf die Straße zu gehen für den Frieden, für soziale Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, das ist das Thema der Misereor-Fastenaktion:

„ES GEHT! GERECHT.“

Über dieses Thema hinaus könnten wir unserem großen Schmerz Aus-druck geben über die vielen schändlichen Missbrauchstaten und Vertu-schungen, die die christlichen Grundprinzipien verraten haben und über die irreparablen Schäden, die den Opfern zugefügt wurden.
Die Schritte, die wir von Kastel nach Amöneburg gehen, mögen ein Teil der vielen Schritte sein, die Vertrauen langsam zurückgewinnen kön-nen. Institution und Ortskirche sind zweierlei.