Das Miteinander-Unterwegssein erinnert uns daran, dass Glaube existentiell immer Gemeinschaft braucht und im besten Fall ein dynamischer, kein statisch bewahrender Prozess ist.
So prachtvoll und machtvoll und reich an Kirchgängern wie in vergangenen Zeiten sind die Fronleichnamsprozessionen schon lange nicht mehr. Statt zu klagen sollten wir aber die Chance nutzen, unser öffentliches Bekenntnis des Glaubens an die bleibende Gegenwart des Herrn im eucharistischen Sakrament neu zu gestalten und zu deuten.
Dieser Tag soll einladen, unserem Bedürfnis nach „Verinnerlichung“ unseres Herrn Jesus Christus, unserem Bestreben nach Wachhalten des Gedächtnisses und der Bekräftigung unserer Nachfolge Ausdruck zu geben. Wenn wir auch mit unserem Verstand ringen um das Geheimnis, dass sich der gekreuzigte Auferstandene in Brot und Wein selbst hier und jetzt vergegenwärtigt, liegt doch darin eine große Hoffnung.
Nicht zuletzt brauchen wir diese Hoffnung dringend, wenn wir an die beklemmende Situation unserer Kirche, institutionell und individuell, denken.
Und dass ein beschwerlicher Weg durch eine „Wüste“ vor uns liegt, dürfen wir ruhig zugestehen.
Unser Gang durch Kastel kann in aller Demut - und weniger als Triumphzug mit dem trotzigen Bekenntnis „Schaut her, uns gibt es noch“- geschehen.
Getrost können wir also auch in diesem Sinne auf die Blasmusik verzichten.
Kirchliche Glaubwürdigkeit ist schwer wieder herzustellen. Es wird ein mühsamer Weg sein. Eine Rückbindung an die Lebensrealität an der Basis ist zwingend.
Wo treffen wir am ehesten auf die Gegenwart des Herrn?
Das heilige Brot in der Monstranz sollte uns als Mahnung dienen, dass der Herr immer „ganz unten“ bei den Menschen war. Denn vor allem dort wurde und wird er dringend gebraucht. In Liebe.
Beim Gang durch die Straßen könnte man an all die Ausgegrenzten, Erniedrigten, Verunglimpften, Verwundeten, Enttäuschten denken, die auch das System Kirche zu verantworten hat.
Den Vertrauensverlust aufzuarbeiten ist unser aller Aufgabe, auch, um den Integren zu Seite zu stehen!
Sollte die Kirche wirklich an einem „toten Punkt“ angekommen ein, um Alfred Delp und Kardinal Reinhard Marx zu zitieren, so kann für mich das Akzeptieren eines Nullpunktes eine echte Chance für Neuaufbruch zulassen: So wie sich die Ostererfahrung Bahn gebrochen hat nach der Ohnmachtserfahrung des Karfreitags!
Auch ein Gedanke, den wir auf dem Weg reflektieren könnten. Dazu mögen uns einfache Anbetungsgesänge (u.a. Taizé) hilfreich sein, die nicht textüberfrachtet sind und traditionsschwer das Alte zementieren.
Der Prozessionsweg wird ein anderer sein, siehe Karte:
Das gelbe Fronleichnamsheft bleibt in Gebrauch. Auf dem kürzeren Weg wird es jedoch eine andere Liedauswahl geben. Für die Prozession fanden wir im SA Liturgie das Lied auf Seite 33 passend: „Danket Gott, denn er ist gut…“.
Wunderbar geeignet für meditatives Gehen.
Auf Seite 9 ist ebenfalls ein durch die Wiederholung sehr eindringliches Lied zu finden:
“Du sei bei uns - in unsrer Mitte…“ Evtl. mehrmals zu singen.
Dazu kommt ein Taizé-Lied mit kurzen lateinischen Anrufungen:
„Adoramus te Domine = Wir beten dich an, Herr“, mit Oberstimme einer Litanei ähnlich.
Das ist einprägsam und nicht zu schwierig.
Ich hoffe auf große Offenheit und Akzeptanz, einen neuen Geist in unsere Prozession zu bringen!
Barbara Weber, Sachausschuß Litirgie