Liebe Gemeinde!
Der Krieg in der Ukraine, das Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze mit zehntausenden Toten, die Proteste im Iran, die Pandemie, die Klimakrise, die Energiekrise. Auf die Krise folgt die Krise. Von der Krise, in die Krise, in die Dauerkrise. Die Welt scheint festzustecken, hängenzubleiben, angekommen zu sein im Dauerkrisenmodus. Auch in der Kirche, in unserem Bistum sind wir erschüttert über das Ausmaß der sexualisierten Gewalt und das unsagbare Leid, das viele Betroffene erlitten haben. Jahrzehntelang wurde von unseren Bischöfen verharmlost, verschwiegen und nicht angemessen verfolgt. Die Glaubwürdigkeit unserer Kirche ist zutiefst erschüttert.
Es sind schwere, sorgenvolle, anstrengende Zeiten. Unbeständig, unstet, rastlos. Sich wandelnd, sich verändernd, unruhig. Beunruhigend, ängstigend. Zeiten, die Kraft kosten und Energie. Die Hoffnung rauben und Zuversicht. Die den Glauben an das Gute und den Optimismus ausradieren. Die Leichtigkeit nehmen und die Lebensfreude. Was macht das mit den Menschen? Mit der Gesellschaft? Mit dem Einzelnen? Mit mir? Wie geht es mir damit? Wie fühle ich mich? Wie gehe ich damit um? Ist da noch Hoffnung in diesen hoffnungslosen Zeiten? Was kann ich für meinen Nächsten tun? Wo komme ich an meine Grenzen? Wo kann ich nicht mehr? Wo brauche ich selbst Hilfe?
Wie kann in unserer Kirche Vertrauen wieder wachsen und eine Kultur der Achtsamkeit wachsen? Immerhin: Die Bistumsleitung mit Bischof Kohlgraf zeigt sich bereit zu lernen, Defizite auf konzeptioneller und organisatorischer Ebene zu bearbeiten und bindet an vielen Stellen externe Kompetenzen in ihre Entscheidungsprozesse ein.
Das Bistum hat auf organisatorisch- struktureller Ebene bereits einige Weichenstellungen vollzogen, unter anderem mit der Schaffung des Amts der Bevollmächtigten des Generalvikars, die klerikale Leitungsstrukturen aufbricht und das Thema sexueller Missbrauch auf Ebene der Bistumsleitung ansiedelt. Erste gute Schritte der Aufarbeitung sind eingeleitet, weitere müssen folgen!
In dieser Grundstimmung feiern wir im Jahr 2023 Ostern. Lukas, der Evangelist fragt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“ (Lk 24, 5-6). Der Auferstandene ist die Antwort, die uns der Glaube auf alle Fragen und Grenzerfahrungen gibt.
Unser diesjähriges Osterbildchen will das anschaulich machen. „Türöffner zum Leben“ heißt es. Der untere Teil des Bildes ist dunkel gehalten, dann geht es über in hoffnungsvolles Grün. Der Schatten der Kreuze vom Berg Golgotha mischt sich in die angedeutete Hoffnung. Dann die Kreuze – auf rotem Hintergrund. Jesus vergießt sein Blut, gibt sein Leben für die Seinen. Schließlich fällt das Licht des neuen Morgens, die Ostersonne auf die Szene. Mit seinem Kreuzestod am Karfreitag und seiner Auferstehung am Ostermorgen öffnet Jesus ein für alle Mal die Tür zum Leben. Diese Tür kann niemand mehr schließen, weil Gott sie offenhält – für immer. Trotz aller Krisen ist diese Tür offen und wir vertrauen uns im Gebet dem Auferstandenen an:
Mit diesem Gebet, das Sie auf der Rückseite des Osterbildchens finden, wünschen wir Ihnen und all Ihren Lieben ein gesegnetes Osterfest – voller Hoffnung und Zuversicht!
das Seelsorgeteam