Friedensprozess und seine Auswirkungen auf Cazuca

Cazuca und Medellin sind unsere bescheidene Antwort zu den Armen zu gehen

Datum:
Do. 31. Dez. 2015
Von:
Thorsten Pippert

Die Menschen in Cazuca sind müde, immer wieder von Entführungen, Ermordungen, Attentaten zu hören und all das auch oft am eigenen Leib erleben zu müssen. Es gibt viele, die auf ein baldiges Ende des Bürgerkriegs hoffen, andere sind sehr skeptisch. Im März 2015 konnten die Schwestern in einem Armenvieretel von Medellin eine neue Arbeit beginnen- eine große Freude für den Orden! Auch dort ist ein großer Teil der Bevölkerung durch Guerilla oder Paramilitärs von ihrem Besitz vertrieben worden. Die Schwestern sind von morgens bis abens unterwegs, besuchen die Familien, nehmen teil an ihren Sorgen und lernen die Problematik des Viertels in einem Elendsviertel von Medellin kennen.

Der Friedensprozess und die Schwestern in Cazuca -

Liebe Freunde der armen Kinder in Kolumbien und unserer Ordensprovinz

Wie Sie vielleicht wissen, befindet sich die Regierung hier seit drei Jahren in Friedensverhandlungen mit der Farc Guerilla. Diese Dialoge sind nicht einfach, und Papst Franziskus ermutigt uns, die Kolumbianer, nicht aufzugeben. Aber die Menschen hier sind müde, immer wieder von Entführungen, Ermordungen, Attentaten zu hören und all das auch oft am eigenen Leib erleben zu müssen. Es gibt viele, die auf ein baldiges Ende hoffen, andere sind sehr skeptisch. Da in den über 50 Jahren des Bestehens der Farc bei vielen Menschen tiefe Wunden entstanden sind, wird sehr viel – besonders von Seiten der Kirche – von Vergebung und Versöhnung gesprochen, ohne die es keinen dauerhaften Frieden geben kann. Dabei ist die Frage der Gerechtigkeit brennend, ebenso die der Wiedergutmachung an den Opfern, Der Präsident hat ein Ultimatum gestellt: Ende März 2016 müssen die Friedensverhandlungen abgeschlossen sein. Gebe Gott, dass es so sein wird!

Was hat das mit den Schwestern und ihrem Wirken in den Elendsvierteln zu tun? In Cazuca leben die Schwestern mit vielen Menschen zusammen, die Hals über Kopf alles zurücklassen und fliehen mussten, um ihr Leben zu retten. Sie mussten sich aus dem Nichts in diesem Elendsgürtel Bogotas eine neue Bleibe schaffen und wieder ganz von vorn anfangen. Es ist verständlich, dass es den Betroffenen schwerfällt, das zu vergeben.
Die Schwestern betreuen in Cazuca 300 Kinder im Alter von zwei bis ca. zwölf Jahren. Es ist eine harte, aber  auch schöne Arbeit. Hart weil die Kinder sehr gewaltbereit sind, und die Schwestern immer wieder besänftigen und vermitteln müssen. Hart auch, weil sie jeden Tag mit traurigen und schwierigen Familienverhältnissen konfrontiert werden und Lösungen suchen müssen. Schön ist die Arbeit, weil wir helfen können und die Dankbarkeit dieser Menschen sehen, weil wir mit unserem Einsatz Gottes Liebe weitergeben und sie ermutigen, nicht die Hoffnung zu verlieren.


Im März 2015 konnten die Schwestern in einem Armenvieretel von Medellin eine neue Arbeit beginnen- eine große Freude für den Orden! Auch dort ist ein großer Teil der Bevölkerung durch Guerilla oder Paramilitärs von ihrem Besitz vertrieben worden. Die Menschen haben sich da niedergelassen, wo sie ein freies Stückchen Boden fanden. So entstand ein ganzes Viertel, vom Staat und der Stadt vernachlässigt. Es gibt nur staubige Wege, die Leute wohnen in armseligen Hütten. Das Licht wird direkt von den öffentlichen Leitungen genommen. Das Viertel heißt: Neues Jerusalem – Name der Hoffnung vermittelt.
Aber auch hier lässt man die Leute nicht in Frieden. Die Paramilitärs betrachten sich als die Herren des Viertels. Sie machen Auflagen und fordern z.B. Geld für den Strom, der ihnen nicht gehört. Wenn die Leute nicht bezahlen können, müssen sie weggehen, weil ihr Leben sonst in Gefahr ist. Die Schwestern dort arbeiten im pastoralen Bereich, mit den Montfortanerpatres. Sie betreuen die Pfarre, die eigentlich noch keine ist und sich „Gleichsam – Pfarre“ nennt.

Die Schwestern sind von morgens bis abens unterwegs, besuchen die Familien, nehmen teil an ihren Sorgen und lernen die Problematik des Viertels kennen. Eine Schwester, die dort arbeitet: „… diese Menschen, die so vom Leben verwundet sind, so arm in jeder Hinsicht… wir leben in Palästen im Vergleich mit ihren Häusern, wenn man diese Hütten überhaupt so nennen kann, manche sind wie Rattenlöcher. … Ich frage mich, wie man unter diesen Bedingungen leben kann…“
Cazuca und Medellin sind unsere bescheidene Antwort auf die Aufforderung von Papst Franziskus, unsere Nester zu verlassen und zu den Armen zu gehen. Die Kirche in Kolumbien und in den anderen Ländern Lateinamerikas lädt uns ein, konkrete Hilfe für die Armen zu leben. Unsere Schulen haben es nicht einfach. Der Staat kommt mit immer mehr und neuen Auflagen für die Privatschulen, die meistens von Ordensleuten geleitet werden. Er will alles in seine Hand nehmen. Es ist eine kritische Situation. Die Privatschulen vermitteln den Schülerinnen und Schülern christliche Werte, was von großer Bedeutung ist. Denn diese Jugend wird einmal unser Land regieren. Wir hoffen Menschen zu erziehen, die Prinzipien haben und im Glauben verwurzelt sind.

Trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller menschlichen Begrenzung sind die Schwestern froh, für das Reich Gottes arbeiten zu dürfen. Bei alldem sind Sie alle immer gegenwärtig, Ihr Interesse, Ihre Anteilnahme und finanzielle Unterstützung geben den Schwestern immer wieder Mut und Hoffnung zum Weitermachen. Einige junge Damen aus Deutschland haben ein Praktikum bei unseren Kindern gemacht. Das hat uns auch gestärkt und den Kinder gut getan.