Der Friedensprozess ist wie eine lange Fahrt über die stürmische See. Es ist sehr wackelig, doch man darf nie den sicheren Hafen aus den Augen verlieren", so der amtieren kolumbianische Präsident.
Die Nachrichten aus Kolumbien hören sich gut an.
Die Tagesschau-Bilder der vergangenen Zeit zeigten die gutgelaunten Staatsmänner von Kuba, Kolumbien und Venezuela sowie den Vertreter der FARC Rebellen und ließen Gutes vermuten. Und der Schein trügt nicht:
Nach 50 Jahren Krieg, 4 Jahren harter Verhandlungen, über 260.000 Toten und 6 Millionen Binnenflüchtlingen schweigen die Waffen zwischen den FARC Rebellen und der Regierung. Beide Parteien haben einen endgültigen Waffenstillstand verkündet.
Noch nie war das Land so nahe an einem Frieden wie jetzt. Ein jahrzehntelanger Kampf zwischen linken Guerillas, Militärs und rechten Paramilitärs könnte zu Ende gehen. Der längste Krieg auf amerikanischen Boden. Grundlage ist die Einigung von Regierung und FARC Rebellen auf einen Friedensvertrag.
Dieser sieht eine Landreform, die politische Teilhabe der Rebellen im Land, neue Ansätze im Kampf gegen den Drogenhandel, eine Entschädigung der Opfer und eine nicht ganz unumstrittene Sonderjustiz für die Rebellen vor. Nicht gerade wenig worüber die Bevölkerung Kolumbiens am 02. Oktober abstimmen soll. derzeit ist das Ergebnis noch völlig offen. Je nach Umfrage liegen die Befürworter oder die Gegner vorne.
Nach dem Friedensvertrag sollen die noch 8.000 Rebellen die Waffen niederlegen und ihr Drogengeschäft aufgeben. Im Gegenzug können sie sich in 17 Friedenszonen niederlassen und erhalten Hilfe bei der Rückkehr in das zivile Leben. 2.000 inhaftierte Rebellen sollen frei gelassen werden. Die Kriegsverbrechen sollen aber juristisch verfolgt werden.Allerdings werden schwere Verbrechen nur mit bis zu 8 Jahre Haft bestraft.
Sie erhalten zudem die Chance, sich im Parlament legal politisch zu engagieren. Für die führerenden Kräfte der Guerilla ist die bewaffnete Auseinandersetzung vorbei und der Kampf der Ideen kann nach ihrer Einschätzung beginnen.
Nach Experten wird ein gelungener Friedensprozess zu einem deutlichen Anstieg des Wirtschaftswachstums, vor allem im Tourismussektor, führen.
Für die Kolumbianer bedeutet der Friedensvertrag zunächst, dass die vertriebene Bevölkerung auf ihr Land zurückkehren kann und die Überlebenden staatlich entschädigt werden. Die Landfragen sollen geklärt und der Agrarsektor entwickelt werden.
Auf dem Land und den Slums der Städte lebt die Bevölkerung seit Jahrzehnten mit dem Krieg. Sie sahen Tote, die Massaker, verlorene Angehörige, mussten ihre Kinder von der Guerilla rekrutieren lassen, überlebten selbst Misshandlungen. In manchen Gegenden wurde so fast die Hälfte der Bevölkerung von offizieller Seite als Kriegsopfer eingestuft.
Die Meinung zum Friedensvertrag und zum Referendum ist hier sehr pragmatisch. „Wir haben genug gelitten. Es muss ein Ende haben," „Uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen drauf setzen, dass nach so vielen vergeblichen Versuchen dieser Friedensprozess endlich gelingt", so die Meinung vieler einfacher Kolumbianer.
Der Vertrag muss mit Leben erfüllt werden
Ein unterschriebenes Papier macht aber noch lange keinen Frieden. Der Vertrag ist mit Leben zu erfüllen. Weitere Probleme sind noch ungelöst. So ist mit der kleineren ELN Guerilla ein Friedensprozess noch ausstehend und auch die Integration der FARC Rebellen in die Gesellschaft könnte scheitern.
Nicht nur daran, dass die Kämpfer an ihren Waffen festhalten, sondern auch daran dass die Opfer mit den Verbrechern von damals jetzt Tür an Tür zusammenleben sollen. Viele Überlebenden sind noch immer traumatisiert und trauen den neuen Nachbarn nicht. Es wird dauern bis diese Gesellschaft wieder zusammenwächst.