Schmuckband Kreuzgang

Pfingsten

Mutausbruch, die Jünger und Jüngerinnen Jesu erleben am Pfingsttag einen waren Mutausbruch in der Sendung des Heiligen Geistes (Apg 2,1-13). Sie hatten sich eingesperrt aus Furcht vor der aufgeheizten Stimmung in der Stadt nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

0191PfarrbriefSommer2024 Bild - Pfingsten Mutprobe (c) Mutprobe Pixabay
0191PfarrbriefSommer2024 Bild - Pfingsten Mutprobe
Datum:
Mo. 13. Mai 2024
Von:
Pfarrer Stefan Barton

Mutausbruch, die Jünger und Jüngerinnen Jesu erleben am Pfingsttag einen waren Mutausbruch in der Sendung des Heiligen Geistes (Apg 2,1-13). Sie hatten sich eingesperrt aus Furcht vor der aufgeheizten Stimmung in der Stadt nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Sie hatten den Tod Jesu am Kreuz beklagen müssen und durften dem neuen Leben in seiner Auferstehung begegnen. Sie haben aber auch erleben müssen wie die Menschen ihrer Zeit sich dieser Herausforderung des Glaubens stellten oder eben auch nicht. Und jetzt ist der fünfzigste Tag dieser Ereignisse um Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung Jesu. Sie hatten ihn aufsehen zum Himmel und empfanden jetzt oft genug die Erfahrung des Alleingelassen seins. Und jetzt kommt der Geist, der Heilige Geist und mischt auf. In seiner Aussendung erfüllt Jesus seine Verheißung, dass er ihnen den Geist senden wird, der sie an alles erinnern wird, was er ihnen aufgetragen hat. Dieser Geist wird ihrer Schwäche aufhelfen und zudem noch in ihnen beten. Was für eine Erfahrung muss das für die Jünger und Jüngerinnen gewesen sein. Sie erleben Bestärkung, sie werden mit der Gabe Gottes, dem Heiligen, sozusagen gefirmt, für ihre Aufgabe bestärkt. Sie erfahren Mut, ja einen regelrechten "Mutausbruch" und stellen sich vor die Menschen aus allen Herren Ländern und verkünden die Botschaft vom Reich Gottes. Mutig, machtvoll und verstehbar für einen jeden und jede die ihnen zuhören. Natürlich gab es auch jene, die nicht verstanden, nicht verstehen wollten, nicht verstehen könnten, weil ihr Herz nicht bereit war. Für diese waren die Jünger in ihrer begeisterten, begeisternden Rede spotteten, sie seien volltrunken des süßen Weines wie es in der Apostelgeschichte am Ende der Erzählung des Pfingstereignisse (Apg 2,13). Pfingsten als Mutausbruch für mehr Glauben Diese Portalausgabe soll diese Geburtsstunde der Kirche aufgreifen und helfen, die Mutausbrüche die uns der Geist Gottes, der Heilige Geist, auch heute zu schenken vermag zu deuten. Tobias Heisig, promovierter Theologie, ehemaliger Mitarbeiter am Projekt "Weltethos" und jetziger Unternehmensberater hat Anfang des Jahres ein Buch vorgelegt mit dem Titel "33 Mutausbrüche für mehr Glaube im Alltag". Wir erleben in der Kirche unserer Tage große Ratlosigkeit und Verzagtheit gleichermaßen. Es braucht einen Aufbruch, einen Mutausbruch des Glaubens. Es kann nicht bloß um Rückzug, um Austritt gehen. Es muss vielmehr um einen Mutausbruch gehen gegen einen Rückzug, gegen das Warten auf die „da oben“ für den lebendigen Glauben. Offensichtlich müssen wir das als Gläubige selbst in die Hand nehmen. Vielleicht am Anfang unscheinbar können wir uns solche Mutausbrüche zumuten. Sie kosten uns vermutlich auch die eine oder andere Überwindung. In seinem Buch legt Tobias Heisig eine reich gefüllte Ideenkiste vor, Glauben im Alltag und in der Gemeinschaft zu leben. 

Es wird darum gehen müssen, in einem guten Miteinander von Distanz in Verbundenheit die Freiheit des Anderen ernst zu nehmen. Es geht um die Bewahrung der Freiheit, die auch für den Glauben gilt. Zunächst bin ich als Kind Gottes zur Freiheit berufen. Von hier aus gilt es für eine Verkündigung des Glaubens Situationen zu schaffen, in denen sich Menschen selbst mit der Jesu Botschaft vom Reich Gottes auseinandersetzen. Es geht Tobias Heisig darum, die Mutausbrüche als „privilegierte Momente“ zu schaffen in denen diese inspirierend und vertrauensvoll erlebt werden können. Es geht um Offenheit und Zuwendung, damit Menschen neu Inspiration empfangen können. 

Wer jetzt glaubt, das kann ich, das können wir nicht schaffen, der irrt. Es geht nicht um die großen theologischen Würfe, es geht nicht um die mächtigen Predigten, es geht nicht um die spirituellen Großereignisse. Es vielmehr um meinen Alltag. Der Titel des Buches lautet: „33 Mutausbrüche für mehr Glaube im Alltag“. Es geht um „Steh dazu“, „Unter Fremden vom eigenen Glauben sprechen“, „Für andere Glaubensrichtungen einstehen“, „In meiner Wohnung hängt ein Kreuz“, „Christsein im Beruf – das geht“, „Schweigen gibt Kraft“, „Die afrikanische Krippe im Restaurant“, „Mit Scheitern und Misslingen kreativ umgehen“, „Neues Denken macht stark“, „Gönn dir einen Wüstentag“, „Sich einmischen, mitmischen“ und schließlich „Hoffnung“. Das ist nur eine Auswahl der vorgestellten Mutausbrüche und alle zusammen sind längst nicht alle. Es geht vielmehr darum, weitere und neue Mutausbrüche zu wagen. 

Am Ende schreibt Tobias Heisig zitiert er einen Ausspruch eines Synodalen mit: „Wenn ich die Phrase ‚langer Atem‘ höre, bekomme ich das Kotzen“. Wut und Ungeduld herrschen derzeit in vielen Bereichen der Kirche vor. Sie drängen zum Handeln. Sie sind dabei aber weder Zeichen für Unglauben oder dem Ausweichen vor schwierigen Klärungsprozessen. Wir können als Kirche nicht mehr nur auf die „Weichenstellungen von oben“ für einen Reformprozess warten. Solange Menschen zur Kirche gehen ist dort eine Sehnsucht zu spüren. Die Begegnungen vermögen „Entzündungsmomente“ zu schaffen und die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was ist, was möglich gemacht werden kann. Das wird oft genug Überwindung und eine bewusste Entscheidung verlangen – genau deshalb ist christlicher Glaube auch künftig eine Mutprobe.