Schmuckband Kreuzgang

Die Gotteshäuser Zellhausens

Die neue Kirche entstand nach dem Vorbild einer Kirche in Altenmittelau in Preussen. Pfarrer Keilmann, Lehrer Grimm und der Onkel des Pfarrers, Herr Will, waren weit gereist, um eine Kirche zu finden, die nicht nur schön, sondern auch preiswert zu bauen war. Schließlich wurde am 20. Oktober 1903, am Wendelinusfest, der Grundstein für die neue Kirche durch den ehemaligen Pfarrer Lesker, der bereits mit den Plänen für einen Neubau und der Suche nach einem geeigneten Grundstück befasst war, gelegt. Der Platz neben dem Pfarrhaus, also damals noch außerhalb der geschlossenen Ortschaft, schien der geeignete Ort.

Durch das organisatorische Geschick und den persönlichen Einsatz des Pfarrers Keilmann und die - unentgeltliche - Mithilfe der Zellhäuser besonders beim Fahren und Abladen der Baumaterialien ging der Bau rasch voran. Viele Zellhäuser Handwerksbetriebe waren am Bau beteiligt. So war es möglich, dass nur ein Jahr nach Grundsteinlegung am 17. Oktober 1904 die neue Kirche eingeweiht werden konnte. Die Innenausstattung war zum Teil noch provisorisch, aber weitgehend komplett. Die Kosten beliefen sich auf 85.000 Mark. (Für weitergehende Informationen zum Bauvorgang sei der in Gedichtform verfasste Bericht von Wilhelm Michael Koch aus dem Jahr 1904 empfohlen, nachzulesen in /2/). Eine steinerne Kanzel wurde 1906 eingebaut. 

Die heutigen Nebenaltäre, Mutter-Gottes- und Wendelinusaltar, haben mit den ursprünglichen Nebenaltären aus dem Jahr 1909 nicht viel mehr als den Namen gemeinsam. Der alte Wendelinusaltar stand weiter vorn, verdeckte den Eingang zur Sakristei und trug die immer wieder für eine Jakobus-Darstellung gehaltene Wendelinus-Figur, die seit 2007 über dem Eingang der Sakristei steht. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und wird dem Meister Mathis (Matthias Grünewald) zugeschrieben. Laut den Forschungsergebnissen des Kunsthistorikers Johannes Naumann handelt es sich jedoch tatsächlich um eine Wendelinus-Statue.

Naumann)). (Weitere Quellen: Leskersches Volksbuch von Dr. P. Alois Selzer S.V.D. aus 1939). Auf dem Wendelinus-Altar steht jetzt eine neue, im Jahre 2007 angeschaffte Wendelinus-Figur.  

Der alte Mutter-Gottes-Altar war ein Flügelaltar. Die heute sichtbare Madonna stand auf dem Friedhof und wurde erst sehr spät - unter Pfarrer Merkelbach - in die Kirche geholt. 

1929 wurde die Kirche erstmals renoviert und neu ausgemalt. Der erste provisorische Hochaltar wurde Anfang der 30er Jahre durch den Christkönigsaltar ersetzt. 

Noch vor dem zweiten Weltkrieg wurde die steinerne Kanzel wegen akustischer Probleme durch eine Holzkanzel ersetzt, die aber mit der Installation der Lautsprecheranlage überflüssig wurde. Ebenfalls in den dreißiger Jahren wurde eine Warmluftheizung eingebaut.

Als Folge des zweiten vatikanischen Konzils wurde der Chorraum mehrfach umgestaltet, ehe er seine heutige Form erhielt. Im Zuge der letzten Renovierungsmaßnahmen zu Beginn der neunziger Jahre erhielt die Kirche ihr heutiges Gesicht.

Orgel

Die Orgel stammt aus dem Jahr 1905. Sie wurde von der Orgelbaufirma Schlimbach in Würzburg gebaut und verfügt über zwei Manuale und 19 klingende Register mit ca. 1000 Pfeifen. Während das mechanische Werk ebenso wie die Vorderansicht des Pfeifengehäuses bis heute unverändert geblieben sind, wurde das Klangbild von den um die vorige Jahrhundertwende üblichen großvolumigen Tieftönern hin zu helltönenden Registern aufgehellt. Und natürlich ist das Balgtreten bestenfalls noch amüsante Legende.

Die Glocken

Das Geläute der heutigen Pfarrkirche besteht aus 4 Glocken, der Marienglocke, Ton e, der Josefsglocke, Ton fis, der Wendelinusglocke, Ton gis, und dem Meßglöckchen, Ton e, das im Volksmund "Armeseelenglöckchen" genannt wird, weil es bei Todesfällen von Kindern geläutet wird. Bis auf das "Armeseelenglöckchen" wurden sie nach dem zweiten Weltkrieg gegossen, nachdem zuvor die drei großen Glocken abgeliefert werden mussten, um eingeschmolzen und in den Munitionsfabriken verarbeitet zu werden. Bereits im ersten Weltkrieg waren drei Glocken - damals durfte die große Glocke, die Marienglocke bleiben - für die Herstellung von Munition abzugeben, und erst 1924 konnten sie ersetzt werden.

Von den vier Glocken des ursprünglichen Geläutes waren drei von Domkapitular Weber aus Mainz gestiftet worden, die kleinste Glocke war möglicherweise* aus der alten Kirche übernommen worden und hatte schon in der Zellkirche geläutet. Sie war 1651 gegossen worden. Die großzügige Spende von Domkapitular Weber, der auch die Orgel stiftete, ist wohl auf die guten Kontakte Pfarrer Keilmanns zurückzuführen.

*Hier gibt es Widersprüche in den vorhandenen Unterlagen, ob das aus dem Jahr 1651 stammende Glöckchen auf dem Turm der neuen Kirche hing. Das Glöckchen wurde im Jahr 1907 neu gegossen und wie oben beschrieben im ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Das heutige Glöckchen stammt von 1924 (s.o.) und soll wahrscheinlich demnächst auf dem neuen Friedhof bei Beerdigungen läuten.