Schmuckband Kreuzgang

Eine Kurzandacht zum Aschermittwoch, 17. Februar 2021

Aschenkreuz (Great Post Pixabay) (c) Pixabay.com
Aschenkreuz (Great Post Pixabay)
Datum:
Di. 16. Feb. 2021
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Kurzandacht zum Aschermittwoch, 17. Februar 2021 - im Pfarreienverbund am Limes
Langgöns – Linden – Pohlheim

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, der uns zur Umkehr ruft, ist bei uns – heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

 

Begrüßung

Liebe Gemeinde!

Fastnacht ist vorbei – das Fasten beginnt. Dabei fühlt es sich an, als lebten wir in einem bereits ein ganzes Jahr andauernden Fasten: Seither ist nichts wie zuvor. Freiwilliger Verzicht der Fastenzeit wurde im vergangenen Jahr zu einem Verzicht auf sehr vieles – einem Verzicht, der eben bis heute anhält. Dabei ist unser christliches Fasten genau wie das Fasten in vielen Religionen normalerweise ein zeitlich befristetes Fasten – bei uns in Vorbereitung auf Leiden und Sterben Jesu, auf seine Auferstehung. Jesus lädt uns ein umzukehren, den Blick neu hinzuwenden: hin zu ihm, hin zu seinem Vater, hin zu unseren Mitmenschen, hin zu uns selbst – hin zu seiner Liebe.

Neulich hörte ich in einer Fernsehdokumentation einen Mann, der sagte, wie viel es ihm gebracht habe, als er auf seinen Beruf, auf Geld und Ansehen verzichtet habe, mit seiner Familie in die Natur gezogen sei, wo er nun Zeit habe für die Familie. Finanziell ist da nichts mehr drin. Die Familie war glücklich.

Das Loslassen alter Gewohnheiten, der Verzicht auf Dinge, die uns ansonsten lieb und wertvoll sind, lädt uns ein, genauer hinzuschauen darauf, was uns wirklich wertvoll ist. Wenn nicht alles selbstverständlich da ist, werde ich mir neu bewusst, wonach ich mich wirklich sehne.

Das vergangene Jahr war eine solche Zeit, in der Sehnsüchte bei uns wachsen konnten, weil Vertrautes nicht möglich war und ist.

Doch wohin mag uns diese Fastenzeit führen? Worauf können, wollen wir verzichten? Wie können wir den Blick hinwenden zu dem, der uns liebt? Zu Gott?

 

Rufen wir ihn im Kyrie in unsere Mitte:

Kyriegebet:

Jesus, Du rufst uns Menschen, den Blick zu Gott zu wenden.

Herr, erbarme Dich.

Jesus Christus, Du lehrst die Jünger wahres Gebet und wahres Fasten.

Christus, erbarme Dich.

Jesus, Du siehst uns in all unserem Verzicht und unserer Sehnsucht.

Herr, erbarme Dich.

 

Tagesgebet:

Lasset uns beten:

Herr, unser Gott, wir danken Dir, dass Du uns einlädst, uns schon heute auf das Leiden und Sterben Deines Sohnes vorzubereiten – mit dem Du uns das Leben bringen wolltest. Wenn wir nun für Dich auf etwas verzichten, fasten, dann willst Du uns im Fasten immer neu vor Augen führen, was in unserem Leben wichtig und wertvoll ist. Du willst nicht, dass wir uns quälen, sondern willst uns die wahre Lebensfülle aufzeigen, die über allen weltlichen Konsum hinausgeht. Dafür danken wir Dir durch Jesus, der für uns Menschen alles aufgegeben hat, damit wir alle das Leben haben und es in Fülle haben werden – in alle Ewigkeit. Amen.

 

Lesung 1: Joel 2,12-18

12 Spruch des HERRN: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! 13 Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld und es reut ihn das Unheil. 14 Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut ihn und er lässt Segen zurück, sodass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt für den HERRN, euren Gott. 15 Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! 16 Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer und die Braut ihr Gemach. 17 Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen, die Diener des HERRN sollen sprechen: Hab Mitleid, HERR, mit deinem Volk und überlass dein Erbe nicht der Schande, damit die Völker nicht über uns spotten! Warum soll man bei den Völkern sagen: Wo ist denn ihr Gott? 18 Da erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.

 

Antwortpsalm: Psalm 51 (Stefan Worlitsch)

 

Lesung 2: 2 Kor 5,20 – 6,2

20 Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! 21 Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. 1 Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. 2 Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.

 

Ruf vorm Evangelium (Stefan Worlitsch):

 

Evangelium: Matthäus 6,1-6.16-18

1 Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. 2 Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, 4 damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. 5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 6 Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. 16 Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 17 Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

 

Einige Gedanken zum Tag (Kerstin Rehberg-Schroth)

Liebe Gemeinde,

die Schrifttexte des Tages sprechen für sich: Wenn wir fasten, dann geht es nicht um ein ZurSchauStellen von schlechter Laune, von Fastenübungen oder ums gegenseitige Übertreffen im Verzichten. Es geht um keinen Wettbewerb, ob der Verzicht auf Süßes wertvoller ist als der Verzicht auf Fleisch oder worauf auch immer.

Die Perspektive kommt immer von den beiden Schlusssätzen der beiden heutigen Lesungen her:

Der Herr hat Leidenschaft für sein Land, Erbarmen mit seinem Volk. Und: Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade.

Es geht um eine Gnadenzeit, um eine gesegnete Zeit, eine Zeit, in der wir uns neu unserer Werte bewusst werden dürfen.

Vielleicht haben Sie Lust, einmal ein kleines Experiment zu machen?

Mit Jugendlichen in der Vorbereitung auf ihre Firmung habe ich dies schon oft gemacht: eine Werteversteigerung. Die Jugendlichen haben erst mal völlig neutral Werte gesammelt, die sie sich für sich oder für angenommene eigene Kinder wünschen würden. Eigenschaften, Sachen, … Wer mag, kann sich ja mal einen Zettel und einen Stift zur Hand nehmen und aufschreiben, was da so alles hochkommt.

(Ich staune immer wieder, wie viele Werte da zusammenkommen können.) – Anschließend werden die Werte unter den Jugendlichen versteigert. Sie erhalten eine gewisse Summe Spielgeld und dann geht es heiß her – darum, wer nun welchen Wert erhält. Das lässt sich jetzt vielleicht nicht so nachspielen, wenn Sie zu Hause alleine diese Kurzandacht lesen. Aber vielleicht mag es ja künftig mal die eine oder andere Gruppe oder auch Familie aufgreifen… Oder Sie schauen sich die aufgeschriebenen Werte an – und überlegen: Wofür würden Sie wie viel einsetzen?

Die Fastenzeit kann eine solche Zeit des Experimentierens sein: Durch den Verzicht auf irgendetwas können wir frei werden für etwas anderes. Frei werden für Gott. Frei werden für Jesus. Frei werden für die Aufgabe, die Gott für Sie, für mich, für uns in dieser Zeit vorgesehen hat. Amen.

 

Stille

 

Gedanken zur Aschensegnung – und Segnung im Geiste

Normalerweise werden wir an diesem Tag mit Asche gesegnet. In diesem Jahr ist das nicht in gewohnter Weise möglich. Es ist ein sehr eindrückliches Zeichen, das frustrieren kann, wenn wir so damit konfrontiert werden, das wir selbst Staub sind, zum Staub zurückkehren werden. - Die Worte, die wir auch bei jeder Beerdigung hören ...

Doch die Bezeichnung mit der Asche soll ein Segen sein, ein Segen, der uns Kraft geben soll, unseren Blick zu öffnen für das, was wesentlich ist: in dieser kurzen oder langen Lebenszeit, die wir hier auf Erden haben – und für die Ewigkeit, durch die für uns Christen diese irdische Begrenzung letztlich nicht alles ist, sondern durch die wir glauben, dass all das, was wir hier auf Erden tun, auch darüber hinaus reicht, eine Bedeutung hat für das Reich Gottes, das wir aber durch unser Tun schon hier auf Erden Wirklichkeit werden lassen.

So sind wir eingeladen, wenn wir zu Hause feiern, uns im Geiste mit dieser Asche aus den Palmzweigen des letzten Jahres segnen zu lassen – zu hören, wie uns jemand, wie uns Jesus selbst sagt: „Bekehre dich und glaube an das Evangelium.“

 

Meditation:

 

Fasten

Verzichten auf Süßes
Verzichten auf Fleisch
Verzichten auf Alkohol
Verzichten auf Fernsehen
Verzichten auf Plastik
Verzichten auf Auto
Verzichten auf …
Verzichten
Fasten
Umkehren

Doch wozu eigentlich?
In einer Welt voller Überfluss?
In meiner kleinen Welt, in der ich nicht verzichten muss?

Fastenzeit
Zeit, auf Ostern hin zu leben
Zeit, auf die Passion hin zu leben
auf Jesu Leid hin
auf mein eigenes Leid und Sterben hin zu leben

Zeit der Katechumenen
Zeit, mir meiner Taufe bewusst zu werden
Zeit, mich zu fragen: Was bedeutet es für mich, getauft zu sein?
Zeit, mir bewusst zu werden: Er, mein Gott, hat sich an mich gebunden.
Er, Gott, hängt sozusagen an mir.

An wem hänge ich?
An was oder an wen bin ich gebunden?

Getauft bin ich
auf seinen Tod hin,
auf seine Auferstehung hin,
zuallererst zum Leben.

Zum verantworteten Leben.
Zum bewussten Leben.
Zum liebenden Leben.

Getauft, um mich nicht von materiellen Dingen abhängig machen zu müssen,
getauft, um aus der Beziehung zu Gott und zu den Menschen zu leben.

Wozu also verzichten?
Verzichten, um zu leben,
verzichten, damit ich leben kann,
verzichten, damit auch die anderen leben können
an anderen Orten,
zu anderen Zeiten.
Verzichten, um verantwortungsvoll zu leben.
Verzichten, um nicht mehr
an meinen Zwängen
zu hängen,
sondern allein
an Dir,
mein Gott.

 

Segensgebet:

So segne uns an diesem Tag und in den Wochen des Fastens und der Buße nun der dreifaltige Gott,
der Vater, der uns ins Leben gerufen hat,
der Sohn, der die Menschen aufgerufen hat, sich Gott neu zuzuwenden,
und der Heilige Geist, der uns Kraft gibt, uns immer wieder neu zur Liebe Gottes umzukehren und dieser Liebe zu vertrauen.

So segne uns und alle Menschen, die uns wichtig sind, Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Zum Schluss: J. Pachelbel, Ach Gott vom Himmel, sieh darein (Stefan Worlitsch)