Schmuckband Kreuzgang

Gottesdienst am 12. Februar 2023 (6. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)

(c) pixabay.com
Datum:
Sa. 11. Feb. 2023
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Gottesdienst am 12. Februar 2023 (6. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)
– im Pfarreienverbund am Limes

Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Auch heute laden wir Sie wieder ein, wenn möglich Brot und Wein/Saft bereitzuhalten, um in diesem Gottesdienst wieder wie die Urgemeinde in ihren Wohnungen Brot zu brechen/Brot zu teilen.
 

Eingangslied: GL 481 Sonne der Gerechtigkeit (Stefan Worlitsch

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, der den Menschen die Gesetze Gottes auslegt, ist bei uns – heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

Begrüßung

Liebe Gemeinde!

Heute geht es zur Sache: Nach den Seligpreisungen der vorletzten Woche und der Zusage Jesu, dass wir Licht sein sollen für diese Welt, spricht Jesus heute Klartext, verschärft er die jüdischen Gesetze. Anstrengende Worte sind das, die Jesus uns heute in der Fortsetzung der Bergpredigt zumutet. Gesetze über Gesetze – so wird Glauben anstrengend. Oder auch einfacher? Weil klar ist, was wir tun sollen? Wir Menschen sind sehr unterschiedlich: Die einen brauchen klare Richtlinien, wo es lang geht, andere eher Freiheit. Jesus hält für alle was bereit: Er befreit uns, die Liebe zu leben – und gibt uns dafür auch klare Anweisungen.

Gut an all dem: Wir müssen uns nicht alleine abmühen. Er verspricht uns, bei uns zu sein, uns zu helfen, wenn wir zu ihm rufen. So rufen wir ihn auch heute mit den Worten des Kyrie:

Kyrie (Liedrufe: Thomas Linn)

Herr, Jesus, der Du die Gesetze Deines Vaters verschärfst.

Jesus Christus, der Du uns lehrst, dass wir nicht für die Gesetze leben, sondern die Gesetze für uns Menschen da sind.

Herr Jesus, Du lebendiges, liebendes Gesetz des Vaters – wahres Wort Gottes.

Jesus will uns nicht gängeln durch seine Gesetze, er will uns Menschen zur Freiheit und zur Liebe führen. Diese Liebe selbst, Gott, seinen Vater, dürfen wir loben und preisen und singen:

Glorialied: GL 383 Ich lobe meinen Gott (Axel Zeiler-Held; Edith Höll; Heidi Schneider; Kerstin Rehberg-Schroth)

Tagesgebet:

Lasset uns beten:

Herr, unser Gott, Du schenkst uns Menschen Gebote – schon am Sinai nicht als Maßregelungen, sondern als Liebesanweisungen, die allen Menschen Leben ermöglichen sollen. Wie oft lassen wir uns einengen durch Gebote und Vorschriften, sehen sie als Zwang an und nicht als Weg zum Leben. Wir beengen andere durch selbstgemachte oder falsch verstandene Gebote, statt hinter allem Deine Liebe zu sehen. Jesus zeigte uns, wie Du selbst diese Deine Gebote verstehst. Er lebte sie in Liebe zu Dir und zu uns bis zum Tod. So bitten wir Dich heute: Schenke uns einen rechten Blick darauf, welche Deine Gebote sind und welche menschengemacht; darauf, welche Gebote wir heute weiterführen und wo wir sie so verändern sollten, dass sie wieder neu dem Leben und damit Deiner Liebe dienen. Hilf uns so nach Deinem Willen zu leben, bis wir einmal keine Gebote mehr brauchen, weil wir alles, was wir tun aus Liebe tun – in Deinem Reich, in alle Ewigkeit. Amen.

Kindergottesdienst:

Auch heute laden wir Euch ein zum Kindergottesdienst:

(Vorbereitet und aufgesprochen von Martina Exler)

Hier kannst Du Dir noch eine Eule basteln. Du kannst uns weiterhin gerne schreiben an: KiGo_Langgoens-Linden-Pohlheim@gmx.de! Wir freuen uns sehr über Deine Post!

Text und Idee zum heutigen Kindergottesdienst entstammen einer Kinderzeitung für den Sonntag der Erzdiözese Freiburg.
 

Erste Lesung: Jesus Sirach 15,11-20

11 Sag nicht: Wegen des Herrn bin ich abtrünnig geworden! / Denn, was er hasst, wird er nicht tun. 12 Sag nicht: Er hat mich in die Irre geführt! / Denn er hat keinen Nutzen von einem sündigen Mann. 13 Jeden Gräuel hasst der Herr, / und wer den Herrn fürchtet, kann den Gräuel nicht lieben. 14 Er selbst hat am Anfang den Menschen gemacht / und hat ihn der Macht seiner Entscheidung überlassen.. 15 Wenn du willst, wirst du die Gebote bewahren / und die Treue, um wohlgefällig zu handeln. 16 Er hat dir Feuer und Wasser vorgelegt, / was immer du erstrebst, danach wirst du deine Hand ausstrecken. 17 Vor den Menschen liegen Leben und Tod, / was immer ihm gefällt, wird ihm gegeben. 18 Denn groß ist die Weisheit des Herrn, / stark an Kraft ist er und sieht alles. 19 Seine Augen sind auf denen, die ihn fürchten, / und er kennt jede Tat des Menschen. 20 Keinem befahl er, gottlos zu sein, / und er erlaubte keinem zu sündigen.

Antwortpsalm: Psalm 119 (Thomas Linn)

Zweite Lesung:  1 Korinther 2,6-10

Schwestern und Brüder! 6 Wir verkünden die Weisheit unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt, die einst entmachtet werden. 7 Vielmehr verkünden wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. 8 Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. 9 Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. 10 Uns aber hat es Gott enthüllt durch den Geist. Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes.

Halleluja (Thomas Linn)

Evangelium: Matthäus 5,17-37

17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. 20 Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. 23 Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe! 25 Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist! Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen. 26 Amen, ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast. 27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. 28 Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. 29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. 31 Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. 32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch. 33 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. 34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, 35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs! 36 Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. 37 Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.

Predigt (Kerstin Rehberg-Schroth)

Liebe Gemeinde,

„Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“, so sagt es Jesus in der Fortsetzung seiner Bergpredigt. Das ist harter Tobak! Man stelle sich vor, heute würde jemand sagen: Wenn ihr nicht viel gerechter seid als Priester, Pastoralreferentinnen und Bischöfe, kommt ihr nicht in den Himmel … Hm, angesichts von Missbrauchsberichten und anderen Skandalen von Kirche bzw. kirchlichen Mitarbeitenden mag manch einer hier – zumindest vorsichtig – zustimmen.

Und doch: Es will so gar nicht zu Jesus passen, dass er hier so klar über Menschen urteilt. Ich frage mich, ob es wirklich seine Worte sind, die hier stehen oder seine Worte im Nachhinein so von seinen Jüngern interpretiert wurden, er vielmehr nicht über Menschen, sondern über deren Handeln bzw. deren Verständnis vom Gesetz geurteilt hat.

Mir scheint es eine Parallele zur heutigen Zeit zu geben: Hören wir Jesus zu, so klingt es, als wolle er alles erneuern. Oft in der Geschichte wurde er so interpretiert, als habe er sich gerade über Gesetz und Propheten, über die Lehren der Juden gestellt. Dabei betont er gerade zu Beginn unseres Evangelienabschnitts, dass er nicht gekommen ist, um irgendwas vom Gesetz aufzuheben, sondern um dieses gerade zu erfüllen. Er überhebt sich nicht über die Regeln der Juden, über die Worte der jüdischen Heiligen Schrift, sondern er stellt sich mitten hinein in diesen Glauben.

Falls Sie im Moment kirchliche Nachrichten verfolgen, so haben Sie vielleicht von den Auseinandersetzungen zwischen Rom und einigen deutschen Bischöfen auf der einen Seite und den meisten deutschen Bischöfen und den Mitgliedern des Synodalen Wegs auf der anderen Seite gehört: Die einen sagen: Das, was da beim Synodalen Weg geschieht, sei nicht mehr katholisch, solle unterlassen werden. Ja, man wollte gar ein Moratorium über diesen Weg der deutschen Kirche legen, sozusagen verbieten, dass es weitergeht – weil hier ja kirchliche Gesetze und Regeln aufgehoben würden. Die anderen sagen: Stimmt nicht! Was wir sagen, entspricht ganz genau den katholischen Regelungen. Die einen sagen: Synodalität, so wie die deutsche Kirche sie wünscht, schwächt die Bischöfe. Die anderen sagen: Synodalität, so wie die deutsche Kirche sie wünscht, stärkt die Bischöfe gerade. Das scheint übrigens bei allen Überlegungen sehr wichtig zu sein. Die Frage ist hier nicht: Handeln wir nach den Geboten Gottes, sondern bleiben wir den Geboten der Kirche treu?

Und so mag es vielleicht etwas schräg wirken, hier zu vergleichen: Bei Jesus geht es eben um die Gebote, die Gott einst den Menschen auf dem Sinai gegeben hat – und deren Interpretation durchs jüdische Volk. Bei diesen aktuellen Auseinandersetzungen geht es eben um ziemlich kirchliche Gebote. – Dennoch: Auf der anderen Seite wollen auch diese ja gerade eine Interpretation der Gebote Gottes für uns Menschen sein. Wenn sie dies nicht wären, machten sie ja überhaupt keinen Sinn.

Und daraufhin sollten sie sich deshalb auch immer wieder hinterfragen lassen. So ist Jesus gekommen, um zu erfüllen. Und dadurch wurde manches anders, als die Menschen es bis dahin verstanden: In seinem Leben hat er immer wieder gezeigt, dass seine Auslegung der Gebote eine ist, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Ja, vielleicht ist der allgemeine Schlüssel zur Frage, ob ein Gebot nach Gottes Willen ist oder nicht, eben immer wieder sein Satz: Gebote sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Gebote. Wir sollten also fragen, ob ein Gebot den Menschen guttut oder ob es irgendwelche Menschen lähmt und am Leben hindert.

So lassen sich heute seine weiteren Ausführungen hier bei der Bergpredigt verstehen. Genau deshalb kann er auch betonen: Es wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bis Himmel und Erde vergehen. Diese einst gegebenen Gebote Gottes behalten Bestand – bis Himmel und Erde vergehen – also zu seiner Zeit – und zu unserer Zeit. Und immer so weiter. Diese Liebesgebote Gottes dürfen nicht einfach so aufgehoben werden. Genau das betont er. Offensichtlich erlebt er aber die Interpretation von Schriftgelehrten und Pharisäern als gerade nicht mehr diesen ursprünglichen Liebesregeln Gottes entsprechend. Sie sind immer mehr dazu übergegangen, die Gebote auszudehnen, festzusurren – und dabei ist an manchen Stellen die Herzensweite, die Gott einst in diese Gebote gelegt hat, verloren gegangen. Seine Gebote waren für die Menschen; inzwischen gab es Regeln, die die Menschen einengten. Jesus suchte eine Interpretation, die wieder dem Ursprung nahekam. Dazu wurden manche Regeln offensichtlich erst mal viel strenger: So das wesentliche Gebot: Du sollst nicht töten. Jesus verschärft an dieser Stelle: Du sollst dem Bruder nicht zürnen, sollst nicht zu ihm sagen „Dummkopf“ oder „Narr“. Wer sich hier schon am Riemen reißt, wird einhalten, bevor es zu Auseinandersetzungen kommt, die tödlich enden können. Wer erst im kriegerischen Gefecht an die Regel denkt, dass er nicht töten soll, für den ist es zu spät: Entweder er selbst hat schon zugestochen; oder er wird, wenn er denn sein Schwert zurücknimmt, selbst erstochen. Also sollte hier jeder aufkommende Gedanke von Hass und Unfrieden uns schon aufhorchen lassen: Auch unsere Gedanken sollten nach Versöhnung suchen. Jesus drückt es drastisch aus: Schon wer solche Gedanken hegt, ist demnach dem Gericht verfallen.

Und doch gibt es hier ja noch die Möglichkeit, die er anschließt: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass diene Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!“ – Solange also dieser Bruder, diese Schwester lebt, solange ist Versöhnung möglich. „Schließ Frieden mit deinem Gegner, solange du auf dem Weg zum Gericht bist“, so fährt Jesus fort. Seine Gebote sind streng, strenger als so manche textgetreuen jüdischen Gebote – dienen aber allesamt dem Miteinander zwischen den Menschen, wollen das Leben und das Heil aller Menschen.

Das nächste Thema ist der Ehebruch: Auch hier verschärft Jesus: Nicht erst der Ehebruch ist für ihn verboten; auch das Ansehen einer Frau, „um sie zu begehren“. Auch das ist für ihn Ehebruch. Also alles, was einen Menschen in Versuchung bringen mag, die Liebesgebote seines Vaters zu übertreten, sollte tunlichst gemieden werden. Dazu versucht er nun auf seine Weise die patriarchale Einseitigkeit der Ehescheidung zu überwinden: Bislang ist es Männern erlaubt, ihre Frauen aus der Ehe zu entlassen (wenn sie selbst eine andere Frau heiraten möchten). Das war ihnen erlaubt, galt nicht als Ehebruch. Die Frauen dagegen hatten zwar diesen Entlassschein, der ihnen eine erneute Heirat erlaubte, blieben zunächst jedoch ungeschützt zurück. Jesus sagt nun hier nicht, dass es auch Ehebruch ist, die Frau aus der Ehe zu entlassen und selbst neu zu heiraten. Hier wagt er sich scheinbar nicht an die jüdische Rechtssprechung heran; die galt nun mal. Und dennoch appelliert Jesus hier an die Verantwortung des Mannes: Er liefere diese Frau dem Ehebruch aus. Hier verschärft Jesus – eigentlich zum Wohl der Frauen; er verschärft jedoch mit fatalen Folgen: Er sagt, dass, wer eine aus der Ehe entlassene Frau heirate, selbst Ehebruch begehe. Wozu das in unserer Kirchengeschichte geführt hat, ist wohlbekannt: Bis heute ist es ein schwieriges Thema, wie wir als Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen umgehen. Jesu Intention, hier Menschen vor der Trennung zu schützen, hat hier zu einer Herzenshärte geführt, die Jesus sicherlich nicht beabsichtigt hatte. Bislang waren es einseitig Männer, die ihre Frauen aus der Ehe entlassen konnten. Mit den solchermaßen entlassenen Frauen konnten die Männer dann wiederum umgehen – quasi wie sie wollten. Frauen jedoch, die einfach so die Ehe brachen, waren der Todesstrafe ausgesetzt. Diese Frauen wollte Jesus schützen! Und alles, was dazu beitrug, war hilfreich: Ist es also für einen Mann nicht mehr verlockend, sozusagen die eine Frau fallenzulassen und dann frei aus einem Pool neu wählen zu können, mag er es sich mehrfach überlegen, ob er seine Frau einfach so gehen lässt. – Hier ist nichts davon gesagt, wie damit umzugehen wäre, wenn zwei Ehepartner gemeinsam feststellen, dass sie nicht zusammen passen und ein neues Leben beginnen wollen. Diese Vorstellung gab es damals nicht. Die damaligen Regelungen waren einseitig. Was Jesus hier sagt, will Leben schützen, nicht Leben einengen. Aus unserer heutigen Sicht würde Jesus hier sicher ganz neu nachjustieren. Wie schade, dass wir ihn nicht persönlich fragen können, was er uns hier und heute in unsere deutsche Gesellschaft hinein sagen würde. Ich bin mir sicher, er würde einen Weg finden, der dem Leben und der Freiheit der Menschen dienen würde.

Das zu interpretieren, was Jesus damals sagen wollte, das ist unsere Aufgabe heute als Christen. Das ist sicher Aufgabe von Kirchenleitung. Und da wären wir wieder beim eingangs erwähnten Konflikt zwischen denen, die bewahren wollen, die die aktuellen kirchlichen Regelungen quasi als Gottes unmittelbares Wort ansehen, und denen, die gerne sehr, sehr vieles verändern möchten, also eben auch denen, die aus Überzeugung nun seit über drei Jahren im Rahmen des Synodalen Weges darum ringen, auf Gottes Geist zu hören und darauf, welche Veränderungen der katholischen Lehre und Praxis heute dafür notwendig sind.

Die Gebote bleiben, die 10 Gebote, die Gott einst im Sinai seinem Volk gegeben hat. Die Regelung, wie wir sie heute als kirchliche Gemeinschaft so leben, dass sie wirklich allen Menschen dienen, die gilt es, immer wieder aktuell zu finden. Da mögen – wie bei Jesus – sich manche Einzelregelungen verschärfen, andere jedoch sich verändern, erneuern. Was bleibt, ist der Liebesbund, den Gott uns Menschen damals mit seinen Geboten gegeben hat: Die Gebote sind keine Fesseln, sondern Besiegelungen einer ewigen Liebe, die Gott uns Menschen zugesagt hat. Daran dürfen wir glauben. Amen.

Credo:

Ja, wir glauben an einen Gott, der uns liebt. So bekennen wir unseren Glauben mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.

Friedenszeichen:

Würden wir Jesus folgen, gäbe es keinen Hass, keine bösen Gedanken, erst recht keinen Krieg. Dass das nicht klappt, erleben wir. Wir sehen: Allein schaffen wir nicht, für Frieden zu sorgen; mit Gottes Hilfe jedoch können wir Tag für Tag kleine Schritte des Friedens gehen und uns diesen Frieden Jesu zusprechen:

Der Friede sei mit Dir! Der Friede sei mit Euch!

Lied vor der Mahlfeier: GL 543 Wohl denen, die da wandeln (Matthias Hampel)

Mahlfeier - Lobpreis über Brot und Wein:

Gott gibt uns nicht Gebote, um uns einzuengen, sondern um uns alle zum Leben zu führen. Für ihn sind wir keine Regeleinhalter, sondern Menschen, die er liebt und einlädt zum Mahl. Einmal im Himmel. Aber schon hier dürfen wir kleine Feste feiern und auch heute Brot essen und Wein (oder Saft) trinken. Dabei loben und preisen wir ihn, unseren Gott:

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt, der Du einst im Sinai Deinen Bund mit uns Menschen geschlossen hast und uns dabei Lebens-Liebesregeln, also die zehn Gebote zur Hand gegeben hast. Dich loben wir.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du Deine Schöpfung und jeden Menschen liebst und deshalb Deinen Sohn in diese Welt geschickt hast – der uns Deine Liebe neu gezeigt und Deine Gebote erfüllt hat.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, für das riesengroße Liebesgeschenk, das Jesus uns beim letzten Mahl mit seinen Jüngern gemacht hat, als er ihnen – und damit auch uns – das Brot gereicht hat und dabei ganz besondere Worte gesprochen hat: Nehmt und esst. Das ist mein Leib. Wir danken Dir, dass wir auch heute das Brot brechen dürfen – in Verbundenheit mit der ganzen Gemeinde.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde. Du schenkst uns dieses Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit als Zeichen, dass Du uns in unserem Alltag stärkst. Dieses Brot, das wir hier in unseren Häusern essen, will uns Kraft geben für unseren Alltag. Wir loben und preisen Dich in Ewigkeit und bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und lass uns eins sein mit Dir und miteinander, wenn wir nun von diesem Brot essen.

Das Brot wird gebrochen. Und jeder Anwesende erhält ein Stück des Brotes. Alle essen vom Brot. 

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, König des Himmels und der Erde, Schöpfer der Welt. Du hast die Frucht des Weinstocks geschaffen – zur Freude der Menschen und zu Deinem Lob. Der Wein ist Zeichen von Freude, Jubel und Fest. Dieser Wein, diese Freude soll uns niemals völlig ausgehen, weil Du uns einmal zur ewigen Freude berufen willst. Du selbst machst deshalb Wasser zu Wein. Wann immer wir Mahl miteinander halten, ist dies ein winziger Vorgeschmack auf das große Festmahl in Deiner Herrlichkeit, wenn wir bei Dir, der Liebe selbst, ewige Freude und ewiges Fest erleben. In Vorfreude darauf teilen wir hier Brot und Wein oder Saft. Wir preisen Dich, weil Du durch Deinen Heiligen Geist uns Menschen froh machst und uns lieben und leben lässt, weil Du uns liebst.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, durch Deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus. Noch kurz vor seinem Tod hat er uns das Zeichen der Freude und der Lebensfülle anvertraut, uns schon hier ein Stück vom Himmel geschenkt. Er hat seinen Jüngern den Kelch gereicht mit den Worten: „Nehmet und trinket alle daraus. Das ist mein Blut des Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Wir danken Dir für dieses riesengroße Geschenk unseres Glaubens. Wir danken Dir, dass wir auch heute wohlschmeckenden Wein (Saft) trinken dürfen.

Wir bitten Dich: Sei bei uns, sei in uns und schenke uns die Freude des Glaubens und die Fülle des Lebens, wenn wir nun von diesem Wein (Saft) zu Deiner Ehre trinken.

Alle trinken vom Wein bzw. Saft.

Gepriesen bist Du, Herr, unser Gott, der Du unsere Sehnsucht nach Glück, nach Liebe, nach Lebensfreude, nach Dir stillen willst. Du allein bist das Ziel unserer Sehnsucht schon im Hier und Jetzt und erst recht am Ende unserer irdischen Zeit. Wir preisen Dich für Deine Nähe, für den Liebesbund, den Du mit uns geschlossen hast und zu dem Du immer stehst. In Dir sind wir verbunden. Wir danken Dir für die Gemeinde, zu der wir gehören, auch wenn wir uns nicht persönlich begegnen können. Wir preisen Dich, der Du bei uns bist, der Du um uns herum bist, uns trägst und sogar in uns bist – auch und gerade heute. Dich rühmen wir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Lied nach der Mahlfeier: GL 446 Lass uns in deinem Namen, Herr (Heidi Schneider; Axel Zeiler-Held; Edith Höll; Kerstin Rehberg-Schroth)

Fürbitten:

Gott gibt uns Gebote, weil er unser Leben will. Aus diesem Vertrauen, dass er nur das Beste für uns Menschen will, kommen wir mit all unseren Anliegen zu ihm und bitten:

  • Für alle, die die Kirche gerade als einengend, lähmend erfahren. Für alle, die in Gesetzesvorschriften gefangen sind. Für alle, die von der Freiheit der Liebe Gottes künden wollen. Und für alle, die sich fragen, wie Deine Gebote, Gott, zu verstehen sind.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle, die für Gesetze und Gebote eintreten – weltlich wie kirchlich. Für Polizisten und Juristen. Auch für alle, die heute Gebote und Gesetze neu erlassen. Und für alle, die Gebote und Regeln immer wieder neu überprüfen und bearbeiten.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle, die Gebote übertreten haben. Für Menschen in Gefängnissen. Für unschuldig Verurteilte. Für schuldig Verurteilte. Für Menschen, die anderen die Freiheit zum Leben rauben. Für alle, die sich schuldig fühlen. Und für alle, die ihre Schuld nicht sehen können.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle, die in den letzten Tagen in der Türkei und in Syrien durch das furchtbare Erdbeben alles verloren haben. Besonders für all die, die geliebte Menschen verloren haben oder sich noch um Vermisste sorgen. Für alle, die dort nun versuchen, Schäden zu beheben, Verletzte zu heilen, Obdachlosen Zuflucht zu geben, Not zu lindern.

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

  • Für alle, an die wir jetzt besonders denken. (In Stille oder ausgesprochen können noch eigene Sorgen, Befürchtungen und natürlich alle eigenen Anliegen vorgebracht und ins Gebet gebracht werden.)

Herr, unser Gott: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Gott, Du bist unser Vater, der uns liebt und uns zum Leben führen will. Dich loben und preisen wir heute und in Ewigkeit. Amen.

Zu Gott, unserem Vater, beten wir:

Vater Unser

Ein Lied zum Dank: Herre, visa mig vägen (Thomas Linn)

Dankgebet:

Herr, unser Gott, Du rufst uns in Deine Liebe. Diese Liebe steht über all Deinen Geboten. Lass uns diese Deine Liebe immer aufs Neue entdecken – und Wege finden, diese Liebe weiterzugeben, so dass hier auf Erden Dein Reich sichtbar werde – jetzt vorläufig und einmal im Himmel für ewig. Amen.

Segensgebet:
So segne uns der dreifaltige Gott,
der Vater, der im Sinai seinen Liebesbund mit uns Menschen schloss,
der Sohn, der gekommen ist, das Gesetz auf Erden zu erfüllen und uns mit dem Vater zu vereinen,
und der Heilige Geist, der uns hilft, aus dieser Liebe heraus zu leben.
So segne uns und alle, die uns wichtig sind, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied: Shalom chaverim (Edith Höll; Axel-Zeiler-Held; Kerstin Rehberg-Schroth; Heidi Schneider)

 

 

 

(P.S.: Wer noch einen Sternsinger-Segensaufkleber braucht, mag sich gerne melden unter sternsinger-linden-langgoens-pohlheim@gmx.de.

Wer gerne noch im Sinne der Sternsinger spenden möchte, kann dies hier tun:  https://spenden.sternsinger.de/alxtxv6r

Noch bis zum 15. Februar ist das Spendenportal freigeschaltet. )

Und hier ist auch noch einmal das Segenslied unserer Sternsingerinnen Paulina, Salome und Sophia für SIE zu hören: