Schmuckband Kreuzgang

Sommerferienimpuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C, 21. August 2022

(c) Kerstin Rehberg-Schroth
Datum:
Sa. 20. Aug. 2022
Von:
Dr. Kerstin Rehberg-Schroth

Sommerferienimpuls zum 21. August 2022
– im Pfarreienverbund am Limes

Langgöns – Linden – Pohlheim

 

Lied: GL 411 Erde singe (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Liturgische Eröffnung:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesus, unser Bruder und Herr, der uns sagt, dass alle Menschen zu seinem Vater eingeladen sind, ist in unserer Mitte – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Gebet:

Lasset uns beten:

Allmächtiger, uns liebender Gott, Du rufst Menschen aller Länder zu Dir. Wir Menschen heute reisen oft in viele Länder – und machen doch immer wieder Unterschiede, wollen manche Rechte exklusiv für uns. Dabei kann uns das Reisen lehren, wie groß Deine Welt ist, wie vielfältig die Menschen, die Du liebst, sind. Ob wir nun reisen oder nicht: Lass uns Deine Zeichen in unserem Leben erkennen, die uns Deine Herrlichkeit schon hier und heute vor Augen halten, bis wir sie einmal in voller Fülle erleben – bei Dir in der Ewigkeit. Amen.

Erste Lesung: Jesaja 66,18-21

So spricht der HERR: 18 Ich kenne ihre Taten und ihre Gedanken und komme, um alle Nationen und Sprachen zu versammeln, und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. 19 Ich stelle bei ihnen ein Zeichen auf und schicke von ihnen einige, die entronnen sind, zu den Nationen: nach Tarschisch, Pul und Lud, die den Bogen spannen, nach Tubal und Jawan, zu den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Nationen verkünden. 20 Sie werden alle eure Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für den HERRN herbeibringen auf Rossen und Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Kamelen, zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem, spricht der HERR, so wie die Söhne Israels ihre Opfergabe in reinen Gefäßen zum Haus des HERRN bringen. 21 Und auch aus ihnen nehme ich einige zu levitischen Priestern, spricht der HERR.

Evangelium: Lukas 13,22-30

22 Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. 23 Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: 24 Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. 25 Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. 26 Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. 27 Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! 28 Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. 29 Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. 30 Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.

Kurze Gedanken zu den biblischen Texten:

Jesus zog von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Er redete wohl nicht nur. Er sammelte ganz sicher auch Erfahrungen: Wie unterschiedlich sind die Menschen – die einen freundlich, herzlich, andere skeptisch, abweisend, … Menschen dieser Tage reisen. Vielleicht nicht nur von Dorf zu Dorf, sondern gar von Land zu Land. Wir dürfen uns auch auf andere einlassen. Er hatte den Menschen eine Botschaft zu bringen – wir denken manchmal vielleicht auch, dass wir den anderen „unsere Wahrheit“ bringen müssten…

Und doch hat er nicht einfach drauflos geredet. Er wurde gefragt. Und dann hat er geantwortet. Er hat sich darauf eingelassen, wie die Menschen mit ihm umgingen, welche Fragen, welche Anliegen sie hatten.

Wie begegnen wir Menschen?

Und viel wichtiger: Welche Frage stellen wir Jesus?

Vielleicht auch diese Frage, die ihm hier gestellt wird? Sind es nur wenige, die gerettet werden? – Oft klingt das ja so: Es gibt Bischöfe, die mahnen, dass der Synodale Weg der Kirche zu lax agiere, Glaubenswahrheiten ignoriere. Wahrheiten, die doch ach so wichtig seien, um gerettet zu werden. – Also, ist es ein Problem für all diejenigen, die nicht konform gehen mit der traditionellen Lehre, gerettet zu werden? In manchen Botschaften klingt das so an. – Und ja, Jesus scheint diesen Bedenkenträgern hier im ersten Moment recht zu geben: Bemüht euch mit allen Kräften; die Tür ist eng. – Das lässt erschrecken … Dann muss es doch die traditionelle Wahrheit sein, die „richtig“ ist. Sie gilt doch schon so lange. Dann werden Veränderungen zur Gefahr …

Oder auch nicht: Ist es nicht andersherum? Diejenigen, die schon so lange versuchen, durch diese enge Tür zu kommen, diejenigen, die dem Herrn doch so bekannt sein sollten, weil sie doch ihr Leben lang das getan haben, was er wollte, die ihr Leben lang mit ihm (bei der Feier der Eucharistie) Brot gegessen, Wein getrunken haben, bekommen von ihm dann etwa gesagt: „Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan.“ – Ehrlich gesagt: Ganz egal, wen Jesus hiermit meint – ob die Reformer oder die Traditionellen, ob Gläubige, ob Ungläubige – eine solche Botschaft erschreckt!!

Und es widerspricht dann doch irgendwie dem folgenden Satz: Sie werden von Osten und Westen, von Norden und Süden kommen und alle im Reich Gottes zu Tisch sitzen.

Wer also wird weggeschickt? – Vielleicht oder gewiss niemand, solange niemand versucht, die anderen wegzuschicken. Eine komische Eigenart, die sich immer wieder durch die Kirchengeschichte und bis heute zieht: Die einen versuchen, den anderen das Christsein abzusprechen: So ging man lange davon aus, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gibt. Wobei mit „Kirche“ ausschließlich die papsttreue katholische Kirche gemeint war. Und heute sprechen sich traditionelle und progressive und auch andere immer wieder gegenseitig das Christ- und Kirchesein ab. Dabei sind es menschliche Grenzen, die wir aufstellen. Es sind Mauern, die wir selbst bauen, in die wir selbst viel zu enge Türen stellen wollen. Wenn wir diese Türen aufstellen, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Gott uns letztlich nicht durch diese Türen hineinkommen lässt. Denn er wollte Mauern und Türen nicht: Schon in der alttestamentlichen Lesung war zu hören, dass Gott Menschen aller Nationen und Sprachen, also alle Menschen um sich versammeln will. Da gibt es keine Grenzen. Alle sollen und dürfen seine Herrlichkeit sehen. Alle sind berufen – hin zu Gott. Wir Deutschen wissen doch eigentlich am allerbesten, wie furchtbar es ist, Mauern aufzubauen, und wie befreiend, Mauern einzureißen! Wir kennen den Satz, den einst der DDR-Staatschef Walter Ulbricht gesprochen hat: Niemand will eine Mauer bauen. Zwei Monate später wurde sie gebaut. – Unser menschliches Wort ist nicht unbedingt verlässlich – Gottes Wort dagegen schon. Und er will keine Mauer bauen, sondern Versöhnung schaffen und uns alle einladen. Und wo keine Mauer gebaut wurde, wird es auch keine zu enge Tür geben – sondern nur Gottes einladende Arme und sein Fest, zu dem wir alle kommen dürfen. Egal, ob von Nord oder Süd, von Ost oder West, egal, ob Mann, ob Frau, ob … Einfach: Alle!

Ja, wir dürfen glauben, dass Gott uns alle ruft und beruft, dass er uns einlädt – denn wir sind ihm wichtig – und er will unser Leben sein.

Das können wir bekennen mit den Worten des Glaubensbekenntnisses oder mit dem Lied:

Glaubenslied: GL 456 Herr, du bist mein Leben (Stefan Worlitsch + Sänger/innen)

Jesus wartete auf die Fragen der Menschen. Er antwortete.

Nehmen wir uns heute Zeit, ihm unsere eigenen Fragen hinzuhalten:

Welche Fragen habe ich an Jesus oder Gott seinen Vater?

Stille

Gott ruft zusammen – Menschen von Ost und West, Süd und Ost. Wir alle dürfen uns versammeln bei ihm – und miteinander ihn unseren gemeinsamen Vater nennen. All diese Menschen, mit denen wir heute vielleicht in Gedanken, bei Urlaubsreisen oder anderen Gelegenheiten real und einmal in der Ewigkeit zusammenkommen, sind unsere Brüder und Schwestern. Gemeinsam beten wir:

Vater Unser

Segensgebet:

So segne nun uns und alle, die uns am Herzen liegen, der uns liebende Gott,
der Vater, der uns Menschen aus allen Himmelsrichtungen zu sich ruft und einlädt,
der Sohn, der uns lehrt, andere nicht auszuschließen,
und der Heilige Geist, der uns Offenheit und Vertrauen ins Herz legen möchte.

So segne uns Gott im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Schlusslied: GL 487 Nun singe Lob, du Christenheit (Matthias Hampel)