Der heutige Genesistext gehört für mich zu den geheimnisvollen Texten des ersten Testamentes: Jakob hatte sich von seinem Bruder Esau das Erstgeburtsrecht erschlichen und floh aus Angst vor der Rache seines Bruders. Im Osten baute er sich eine neue Existenz und eine Familie auf. Nach vielen Jahren kehrt er in seine alte Heimat zurück. Er rechnet immer noch mit dem Zorn seines Bruders und hat deshalb die Knechte mit vielen Schafen und Ziegen vorgeschickt, um Esau zu besänftigen. Jetzt muss er noch durch den Jabbok Fluss als letzter hindurch und da ringt mit ihm ein Mann in der Nacht bis die Morgenröte kommt. Dieser fragt Jakob nach seinem Namen und gibt ihm dann einen neuen Namen: Gottesstreiter/Israel- denn "mit Gott und den Menschen hast du gestritten und gesiegt". Jakob/Israel erfährt nicht den Namen des mit ihm Ringenden, segnet selbst diesen Ort und nennt ihn Penuel-Gottes Angesicht. Ob es die alten Wunden des Bruderstreites waren, die ihn dazu gebracht haben, mit Gott ins Reine zu kommen? Hier lohnt es sich für Jakob mit Gott zu ringen, er ist reifer geworden, wendet sich Gott zu und nicht ab von ihm. Dadurch erringt er den Segen, der mit ihm gehen wird. Die Versöhnung mit Esau gelingt.
(GR Claudia Flath)