Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Freitag

Engel

engel (c) Paul Adler
Datum:
Do. 28. Jan. 2021
Von:
Matthias Lich

In den Kirchen findet man sie überall. Und in den letzten Wochen haben sie auch in vielen Häusern Heimat gefunden: die Engel. Gestalten, oft sehr menschlich dargestellt, mit Flügeln.

Gerade habe ich eine Engel-Post für die Erstkommunionkinder fertig gemacht. Und bin den Engeln dabei selbst wieder mehr auf die Spur gekommen, bin Fragen nachgegangen:

Was sind das eigentlich für Wesen, diese Engel? Wo kommen sie her, was ist ihre Aufgabe, ihr Auftrag? Wo sind sie zu finden?

Das deutsche Wort ENGEL kommt vom lateinischen ANGELUS. Und das bedeutet BOTE. Gemeint ist in der Regel ein Bote Gottes, also jemand, der eine Botschaft von Gott bringt, also in Gottes Auftrag unterwegs ist.

In der Bibel gibt es viele Erzählungen von Engeln. Da ist Josef, der im Traum erfährt, dass er mit Maria und dem Baby Jesus fliehen soll, weil es sonst gefährlich für das Kind werden wird. Da sind die Engel am Grab am Ostertag, die den Jüngern sagen: „Jesus lebt, er ist auferstanden! Ihr müsst nicht mehr traurig sein.“ Der junge Tobias aus dem Alten Testament in der Bibel wird auf seiner Reise vom Engel Raphael begleitet. Viele andere Geschichten ließen sie nennen.

„Jedes Kind braucht einen Engel“, singt der Liedermacher Klaus Hoffmann. Und meint dabei einen Schutzengel. Jedes Kind soll einen Engel haben, einen Begleiter, eine schützende Kraft um sich. Sozusagen einen Helfer oder eine Helferin Gottes, ganz individuell von Gott geschickt.

Pippi Langstrumpf ist fest davon überzeugt, dass ihre Mama, die schon gestorben ist, für sie zu einem solchen Engel geworden ist und dass sie jetzt auf ganz andere Weise immer bei ihr ist. Auch wenn sie sie nicht sehen kann.

Die vielen Engelbilder, die wir malen und basteln, geben diesen unsichtbaren Engel eine sichtbare, greifbare Ausdrucksform. Wir bringen das ins Bild, was man eben nicht sehen – aber spüren – kann.

Aber manche Engel, die kann man auch sehen:

Vor ungefähr zehn Jahren sollte ich in Darmstadt an einer Schule eine Veranstaltung mit Schülern und Schülerinnen halten. Ich bin mit dem Zug hingefahren und musste in Darmstadt zuerst in die Straßenbahn und dann in einen Bus umsteigen … dummerweise habe ich den falschen genommen. Und es hat ein bisschen gedauert, bis ich das gemerkt habe. An der nächstmöglichen Haltestelle bin ich ausgestiegen. Die war schon ziemlich außerhalb und es war wenig los dort. Ich muss hier weg! Das war der einzige Gedanke, den ich fassen konnte. Da sah ich ein Auto am Straßenrand stehen, mit einem jungen Pärchen drin. Ich bin auf sie zugegangen: „Wissen Sie vielleicht, wann die nächste Bahn nach Darmstadt reinfährt?“ Die beiden schauten mich an und sagten spontan: „Das wird eine Weile dauern. Steigen Sie ein, wir fahren Sie.“ „Müssen Sie denn sowieso nach Darmstadt rein?“, habe ich gefragt. „Nö, aber das macht nix.“ Ich war sprachlos. Und stieg ein. Und kam fast noch pünktlich zu meiner Veranstaltung.

Die Beiden sahen den Engeln in den Kirchen und an den Weihnachtsfenstern nicht sehr ähnlich, aber es waren definitiv welche. Und seit dieser Begebenheit in Darmstadt verstehe ich, was Rudolf-Otto Wiemer in seinem Gedicht mit „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel“, gemeint hat. Engel gibt es an den unterschiedlichsten Orten. Gott hat überall seine Boten und Botinnen. Und das Beste ist: Ich kann selbst eine sein und werden.

(Pastoralreferentin Janina Adler)