Schmuckband Kreuzgang

Impuls zum Mittwoch

Liturgie des Fußballs

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Datum:
Di. 26. Mai 2020
Von:
Matthias Lich

Nicht nur die Kirchen sind wieder offen, auch in den Fußallstadien leuchten wieder die Scheinwerfer. Zugegeben, derzeit noch ohne Fans, aber für einige ist die Wiederaufnahme des Spielbetriebs immerhin ein erster Schritt zurück in Richtung Normalität. A propos Kirche und Fußball:

Wussten Sie eigentlich, dass in den Fußballarenen rund um den Globus eine Liturgie gefeiert wird, die dem christlichen Gottesdienst verblüffend ähnlich ist?

Schon lange vor dem Anpfiff tönt aus den Kehlen der Fans ein Introitus (Gesang), in denen die eigene Mannschaft gepriesen wird. Und wenn der Stadionsprecher die Spielaufstellung verkündet, akklamieren (bejubeln) die Zuschauer huldvoll wie bei einem Kyrie die Nachnamen ihrer geliebten Ballzauberer. Die Jubelgesänge von vielen tausend stimmgewaltigen Fans erinnern an ein Gloria. Auch Halleluja-Gesänge haben längst in die Stadionhymnen Eingang gefunden. Das ehrfurchtsvoll geforderte Bekenntnis des 1. FSV Mainz 05 „Steh auf, wenn du ein MAINZER bist“ ist hier an die Stelle eines Glaubens-bekenntnisses gerückt. Und die Fans des FC Schalke 04 setzen diese Kicker-Liturgie noch fort, indem sie ihr Fan-Magazin „Schalke unser“ genannt haben. Und spätestens, wenn die Fangemeinde sich nach dem Torerfolg ihrer Mannschaft freudestrahlend in den Armen liegt, scheint der Communio-Gedanke des christlichen Abendmahls im Stadion Einzug gefunden zu haben.

Doch trotz aller augenscheinlicher Übereinstimmung zwischen christlicher Liturgie und fußballerischem Fankult gibt es doch einen entscheidenden Unterschied:

Unten im Stadion laufen zwar millionenschwere Kicker auf,

doch sie bleiben letztlich Menschen wie Sie und ich. In der Liturgie hingegen rückt Christus in den Mittelpunkt. Seine heilvolle Gegenwart wird gefeiert. Wer sich darauf einlassen kann, geht nach dem Gottesdienst auf jeden Fall als Sieger vom Platz.

Ich möchte schließen mit einem Gebet des emeritierten Erzbischofs von Hamburg Werner Thissen.

Lieber Gott, ich weiß nicht,

ob du ein Fußballspieler bist.

Aber ich hoffe das jetzt einmal.

Denn ich möchte dich um etwas bitten.

Bitte schenke uns gute Spiele.

Die beste Mannschaft soll gewinnen,

mit tollen Spielzügen und erstklassigen Toren.

Herr, ich verlasse mich auf dich

als großen, gnädigen Schiedsrichter.

Lass uns auf der Welt fair miteinander umgehen,

und nicht nur im Fußball. Amen

(Diakon Peter Jakob)