Der 23. Januar hat für uns in Heppenheim eine besondere Bedeutung. Es ist der offizielle Gedenktag der heiligen Marianne Cope. Am 23. Januar 1838 wurde sie als Barbara Koob in Heppenheim geboren.
Ihr Lebensweg ist mittlerweile vielen bekannt. Als Kleinkind mit ihrer Familie in die USA ausgewandert, wurde sie dort später Ordensfrau, wurde Generaloberin ihrer franziskanischen Ordensgemeinschaft. Als solche traf sie die Entscheidung, mit einigen ihrer Mitschwestern nach Hawaii zu gehen und sich dort um die Leprakranken zu kümmern, die auf eine 3-Quadratkilometer-große Halbinsel sozusagen in Zwangsquarantäne geschickt wurden.
Ihr Lebenszeugnis ist in diesen Zeiten aktueller denn je. Wie wir war auch sie mit einer Epidemie konfrontiert. Hilflos standen die Menschen damals der Ausbreitung der Lepra-Krankheit auf Hawaii gegenüber. Man hatte kein Gegenmittel, keine Impfung, keine Therapie zur Verfügung. Man wusste sich nicht anders zu helfen, als die Infizierten zwangsweise in die Isolation zu schicken, auf die Halbinsel Kalaupapa auf Molokai.
Marianne Cope folgte den Kranken freiwillig in diese Situation lebenslanger Quarantäne. Sie gab alle Leitungsämter auf, nahm bewusst in Kauf, dass sich ihre Lebenskreise - wie die der Erkrankten – immer enger um sie zogen.
Die Einschränkungen, die wir zurzeit hinnehmen müssen, sind damit sicherlich nicht zu vergleichen. Trotzdem belasten sie uns. Welchen hilfreichen Hinweis kann uns Marianne Cope geben? Was gab ihr die Kraft, zum Weg des „Weniger-Werdens“ bewusst Ja zu sagen?
Ich kann es mir nicht anders vorstellen, dass sie der äußeren Situation von Isolation und Enge eine innere Weite entgegensetzen konnte. Eine Perspektive der Weite und Fülle, mit der sie lebte, und die von dem Gott kam, an den sie glaubte.
In ihren Gebetszeiten wird sie immer wieder das Psalmwort meditiert haben: „Du führst mich hinaus ins Weite, Du machst meine Finsternis hell“. Mit dieser Zuversicht hat sie gelebt, und sie empfiehlt sie uns. Die Zukunft ist letztlich Gottes Land. Es ist kein Land der Enge und Abgeschiedenheit, sondern ein Land der Weite und Fülle.
(Pfr. Thomas Meurer)