Zu den Entdeckungen in unserem aktuellen katholischen Gesangbuch „Gotteslob“, das seit 2014 in Gebrauch ist, zählt für mich ein wunderschönes Mitsommerlied. Es heißt „Das Jahr steht auf der Höhe“ und hat die Liednummer 465.
Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut, Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn.
Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin.
Kaum ist der Tag am längsten, wächst wiederum die Nacht.
Begegne unsren Ängsten mit deiner Liebe Macht.
Das Dunkle und das Helle, der Schmerz, das Glücklichsein nimmt alles seine Stelle in deiner Führung ein.
Das Jahr lehrt Abschied nehmen schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen, nur wach sein und bereit, die Tage loszulassen und was vergänglich ist, das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr selber bist.
Du wächst und bleibst für immer, doch unsre Zeit nimmt ab.
Dein Tun hat Morgenschimmer, das unsre sinkt ins Grab.
Gib, eh die Sonne schwindet, der äußre Mensch vergeht, dass jeder zu dir findet und durch dich aufersteht.
Wenn die Entwicklungskurve eines Jahres – oder eines Lebens – den Höhepunkt überschritten hat und sich langsam wieder abwärts senkt, stellt sich die Frage, wohin der Weg führt, wie er endet. Der Dichter Detlev Block spricht in seinem Lied die Ängste an, die in einem solchen Moment entstehen, aber vor allem die Perspektive der Zuversicht, die uns gegeben ist, weil wir in der Hand des ewigen Gottes geborgen uns gehalten sind.
(Pfr. Thomas Meurer)