Schon bei ihrer Einweihung 1910 nannte man die neue Heilig Kreuz Kirche auf dem Horchheimer Goldberg respektvoll "Dom des Eisbachtals". Das war keine Übertreibung, denn der Architekt August Greifzu hatte einen monumentalen Baukomplex aus Pfarrhaus, Zwischenbau und Kirche realisiert, der wahrhaftig wie eine Kathedrale weithin sichtbar und malerisch von Weinreben umgeben über Horchheim thront. Es lohnt sich einmal um Kirche und Pfarrhaus herumzuspazieren, nicht nur, um immer wieder reizvolle Ansichten der Gesamtanlage zu entdecken, sondern auch, weil man von der Rückseite aus einen schönen Blick auf den Wormser Dom erhaschen kann. Das Kircheninnere verblüfft durch die fast vollständig erhaltene Ausstattung des frühen 20. Jh., denn gerade Objekte aus jener Zeit fielen den Modernisierungsmaßnahmen der 1960er Jahre verstärkt zum Opfer. Hier ist dagegen vom Fußboden über die Kirchenbänke, die Beichtstühle, Kanzel und Altäre bis hin zur Beleuchtung im Art-Deco-Stil nichts wesentlich verändert worden. In der rechten Seitenkapelle befindet sich im Altar eine Reliquie des Heiligen Kreuzes, die der Kirche ihren Namen gibt. Sie wurde aus der alten Heilig Kreuz Kirche übertragen, die sich noch heute am unweit gelegenen Friedhof befindet und inzwischen als Trauerhalle der Gemeinde genutzt wird. Diese Vorgängerkirche stammt in ihren unteren Mauerbereichen noch aus romanischer Zeit, die oberen Partien aus dem 18. Jh..
Horchheim versus Mercedes - 1953 unternahm der schwäbische Automobilkonzern einen Angriff auf eine Horchheimer Besonderheit: den Dreizackweck. Denn das sternförmige Brötchen ähnelte sehr dem Markenzeichen der Autobauer, weshalb sie es gerne verboten hätten. Doch Horchheim gewann den Patentstreit, da der Weck nachweislich schon seit 1754 gebacken wurde. Jener geht der Legende nach auf die zum Tode verurteilte Kindsmörderin „Elsbeth vom Fronhof" zurück , die als Sühne ihr Vermögen einer Brotstiftung für hungernde Kinder vermachte. Noch heute erhalten die Horchheimer Kinder am Sonntag Laetare, dem 4. Fastensonntag, bei einem Umzug auf den Fronberg einen Dreizackweck.
Bistum Mainz: Kirchen, Kapellen & Heiligenhäuschen, Verlag Matthias Ess, 2016, S. 268