Kirche St. Laurentius in Worms-Heppenheim

Die kleine katholische Kirche St. Laurentius ist nicht ganz leicht zu finden - man folgt der Beschilderung und der Stichstraße "Zum Wiesengrund" bis an den Feldrand, wo sich zur Rechten ein schlichtes kubisches Ge­bäude aus Sichtbeton befindet - und damit ein recht junger Bau. Die ka­tholische Gemeinde in Heppenheim hielt zwischen 1701 und 1970 ihren Gottesdienst im alten Rathaus ab, was in Rheinhessen zwar nichts Ungewöhnliches war, aber doch oft als Provisorium empfunden wurde. Erst 1971 konnte man sich hier den Traum von einer neuen und modernen Kirche erfüllen. Von weitem wirkt der Sichtbetonbau eher nüchtern - nähert man sich aber, bemerkt man die Auflockerung der Fassaden durch plastisch hervortretende Flä­chen mit den Abdrücken der Schalbretter, die hier bewusst als Gestal­tungsmittel eingesetzt wurden. Die Eingangsfassade zeigt in drastischer Bildsprache ein Relief des Martyriums des hl. Laurentius. Innen lenken die strahlenförmig von einem Pfeiler ausgehenden Deckenbalken den Blick auf eine Statue der Maria Immaculata - gleich hinter dem Eingang findet der Besucher auch ein Stück aus der alten Kirche: das hölzerne Antependium eines barocken Altars, das ein Motiv der Apokalypse zeigt - das Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln. Den Reiz der Raumgestaltung bildet aber vor allem die klare Raumgliederung mit wenigen kräftigen Farbakzenten, die insbesondere durch die Verglasung erzeugt werden. Im Jahr 2015 erhielt die Kirche zu Ostern ihren lang ersehnten Abschluss: ein Geläut aus zwei Glocken, 44 Jahre nach ihrer Erbauung.

Bistum Mainz: Kirchen, Kapellen & Heiligenhäuschen, Verlag Matthias Ess, 2016, S. 265