Die Pfarrei St. Martinus in Offstein blickt auf eine lange Geschichte zurück - bereits lange vor 1212 gab es hier eine Martinskirche. Über ihr Aussehen ist indes nichts bekannt. 1780 riss man sie wegen Baufälligkeit nieder und errichtete zwei Jahre später an gleicher Stelle die neue Kirche. Sie bildet heute zusammen mit dem aus der gleichen Zeit stammenden Pfarrhaus ein schmuckes Ensemble. Von der Straße aus betritt man den Kirchhof durch einen Sandsteinbogen. Blickt man nach rechts, sieht man einen in die Mauer gesetzten Schlussstein, der einst zu dem älteren Eingangsbogen gehörte. Er zeigt das Relief eines Totenkopfs und die Inschrift "MEMENTO MORI" - ein klarer Hinweis darauf, dass man sich auf dem Gelände des alten Friedhofs von Offstein bewegt. In die Kirche gelangt man heute über einen Windfang der 1960er Jahre, dessen Betonverglasung die Mantelteilung des hl. Martin zeigt. Die daneben stehende Skulptur des Erzengels Michael mit der Seelenwaage scheint die Besucher dabei an ihre eigene Barmherzigkeit zu gemahnen. Während der Außenbau in den 1960ern weitgehend unverändert blieb, wurden der Innenraum neu gestaltet: Er verfügt jetzt über einen "barock" einschwingenden Chor und eine Flachdecke - das Gewölbe des 19. Jh. wurde entfernt. Ebenso mussten Ausstattungsstücke, die nicht mehr dem Geschmack entsprachen, weichen. Nicht so die barocken Figuren der Maria Immaculata, der hll. Thekla und Aloysius sowie die Kreuzigungsgruppe in der Apsis. Kaum bekannt ist bislang, dass nicht nur in der Wormser Martinskirche sondern auch in Offstein eine Reliquie des hl. Martinus aufbewahrt wird. Sie ist an prominenter Stelle im Altar sichtbar hinter Glas eingelassen.
Bistum Mainz: Kirchen, Kapellen & Heiligenhäuschen, Verlag Matthias Ess, 2016, S. 217