Schmuckband Kreuzgang

Andreas Schäfer: Das Gartenzimmer

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (101)

Andreas Schäfer - Das Gartenzimmer (c) DUMONT BUCHVERLAG
Andreas Schäfer - Das Gartenzimmer
Datum:
Mo. 16. Nov. 2020
Von:
Marcel Schneider (Red.)

Schäfer, Andreas (Verfasser): Das Gartenzimmer : Roman / Andreas Schäfer. - Erste Auflage. - Köln : DuMont, 2020. - 345 Seiten. - ISBN 978-3-8321-8390-5 Festeinband : EUR 22.00

Zwei Familien, verbunden durch eine Villa in Berlin Dahlem. Doch diese zwei Familien kennen sich nicht. Denn die Familie Rosen, die die Villa in Auftrag gegeben hat, lebt um 1909, die Familie Lekebusch, die das Haus findet, kauft und renoviert, lebt ein Jahrhundert später. 

Die Geschichte beginnt mit dem Bau der Villa Rosen. Für den Architekten Max Taubert wird es das erste eigene Bauprojekt, der Druck ist also groß und er will den Wünschen des Ehepaars Rosen gerecht werden. Das Haus wird mit Leben gefüllt, es finden Gesellschaften, Kunst und Kultur-Veranstaltungen und Soirees statt. Doch die glanzvolle Zeit ist schnell vorbei und die dunklen Zeiten brechen an. Der nächste Krieg steht vor der Tür, aber das Haus lässt sich nicht an den Rand drücken, es bleibt im Mittelpunkt des Interesses und des Lebens vieler Menschen. 

Bevor die neuen Eigentürmer, die Familie Lekebusch, die Villa entdeckt, kauft und renoviert, steht die Villa einige Zeit leer und ist dem Verfall ausgesetzt. Doch die Familie Lekebusch sieht das Besondere an diesem Haus und erweckt die Schönheit darin wieder. Obwohl die neue Hausherrin eher zurückgezogen leben möchte, fühlt es sich ihrer Meinung doch falsch an, eine solche Schönheit an Architektur nur für sich zu haben. Sie öffnet die Villa wieder für das allgemeine Interesse und fügt sich in die Rolle als Gastgeberin von Gesellschaften. Dem Leser bleibt dabei nicht verborgen, dass auch die erste Hausherrin anfangs kein großer Fan von geselligen Abendveranstaltungen war, sich dem Haus aber angepasst und zu einer Gastgeberein gereift ist, die dem Haus würdig ist.

Andreas Schäfer zeichnet die Geschichte der Villa Rosen und beleuchtet sowohl die glanzvollen Zeiten, das Grauen des Krieges und die Nachwirkungen sowie den Neuanfang mit der Familie Lekebusch. Dabei weist er großes Feingefühl beim Wechsel der unterschiedlichen Handlungsstränge vor, denn er wechselt immer in dem Moment, an dem man in die Geschichte der einzelnen Protagonisten vertieft ist. So bleibt mir als Leserin keine andere Wahl, als weiter zu lesen. Mit viel Geschick erzählt Schäfer die einzelnen Geschichten, die letztlich die gemeinsame Geschichte des Hauses sind, verknüpft und macht neugierig, so dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen kann. Man beobachtet die Personen, fühlt sich ihnen verbunden und steht gedanklich im Garten, in der Halle oder oben, im Dachgeschoss, vielleicht mit einer Tasse Kaffee oder eher einem Glas Crémant, schaut zu und nimmt die Entscheidungen zur Kenntnis. Das Haus bleibt, die Bewohner und Besucher wechseln. Ein ganz tolles Buch!

Viktoria Steffen

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