Schmuckband Kreuzgang

Fréderic Beigbeder - Oona & Salinger

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (64)

Cover Oona & Salinger (c) Piper-Verlag
Cover Oona & Salinger
Datum:
Do. 16. Juli 2015
Von:
Marcel Schneider (Red.)
Beigbeder, Fréderic: Oona & Salinger : Roman / Frédéric Beigbeder. Aus dem Franz. von Tobias Scheffel. - München [u.a.] : Piper, 2015. - 303 S. : Ill. ISBN 978-3-492-05415-7, 19,99 €

J.D. Salinger hat mit seinem einzigen Roman "Der Fänger im Roggen" (1951 erschienen) einen Kultstatus erreicht, der bis in die heutige Zeit anhält. Bereits zwei Jahre nach dem Erscheinen des Romans zog er sich aus der Gesellschaft zurück und gab keine Interviews mehr.

Auch Fréderic Beigbeder, 1965 in Neuilly-sur-Seine geboren, verehrt J.D. Salinger. Sein Roman "Oona & Salinger" spielt in dem Jahr, bevor die 17-jährige Oona dem 54-jährigen Chaplin begegnete.

Oona O'Neill war Salingers erste große Liebe. Sie begegneten sich in den wilden 40er Jahre in New York im damals angesagten Stork-Club. Oona war stets mit ihren Freundinnen Gloria Vanderbilt und Carol Marcus dort anzutreffen und wer in der „Glitzerwelt" Rang und Namen hatte (Truman Capote, Orson Welles), ebenfalls.

Jerome David Salinger konnte es nicht fassen: Oona O'Neill, die Tochter des von ihm verehrten Nobelpreisträgers Eugene O'Neill, die von allen umschwärmte „Miss Angesagter Club" bemerkte ihn.

Zitat: "Warum hast du mich ausgesucht? Ganz New York liegt dir zu Füßen." "Ich habe dich nicht ausgesucht, ich wehre mich nicht, das ist etwas anderes."

Ein Jahr hielt die Romanze, dann entschloss sich Salinger zum Militär zu gehen, auch um sein Ansehen bei Oona zu steigern. Oona war unbeeindruckt und teilte ihm am letzten gemeinsamen Abend nur mit, dass auch sie New York verlasse und zwar in Richtung Kalifornien. Dort wohnte ihre Mutter und Oona wollte in Hollywood Schauspielunterricht nehmen.

Die traumatischen Kriegserlebnisse von Salinger in der Normandie bis zum Konzentrationslager Dachau verarbeitet Fréderic Beigbeder in Briefform an Oona und nach 1944 auch an Ernest Heimingway (Salinger lernte ihn in Paris nach der Befreiung in der Bar des Ritz kennen). Oona war zu dieser Zeit bereits mit Chaplin verheiratet und führte ein absolut gegensätzliches Leben.

Für diesen Roman hat Beigbeder sehr viel recherchiert, er nennt seinen Roman eine Faction (eine Mischung aus Fakten und Fiktion). Was wahr oder unwahr ist verschmilzt und hat keinen Anspruch auf korrekte Begebenheiten. In packender, mitreißender Form geschrieben.

Im ersten Kapitel schreibt Beigbeder über seine eigenen Empfindungen. Für ihn ist es absolut schlimm, älter zu werden und um dem entgegen zu wirken, umgibt er sich im Privatleben gern mit wesentlich jüngeren Menschen.

Zitat: "Ich gebe zu, dass meine Weigerung, Menschen meines Alters zu frequentieren, die Weigerung war, älter zu werden."

Letztes Jahr heiratete er mit 49 Jahren eine 23-jährige Frau.

Empfehlenswert ist der Roman für alle Leser, die sich auf eine Zeitreise in die erste Hälfte des 20 Jahrhunderts nach Amerika begeben wollen, mehr über Salinger, Oona O'Neill, Chaplin und auch über Fréderic Beigbeder erfahren möchten.

 


Ihre Ursula Bittel