Schmuckband Kreuzgang

Kati Naumann: Wo wir Kinder waren

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (103)

Kati Naumann: Wo wir Kinder waren (c) HarperCollins Verlag
Kati Naumann: Wo wir Kinder waren
Datum:
Do. 8. Juli 2021
Von:
Marcel Schneider (Red.)

Naumann, Kati (Verfasser): Wo wir Kinder waren : Roman / Kati Naumann. -  
1. Auflage, Originalausgabe. - Hamburg : HarperCollins, 2021. - 495 Seiten. - ISBN 978-3-7499-0000-8. - Festeinband : EUR 20.00.

Iris, Jan und Eva, drei Urenkel aus dem Hause Langbein, treffen sich im Stammhaus der weitverzweigten Familie, um es auszuräumen, den Wert zu taxieren und es zu verkaufen. Die ehedem zum Besitz gehörende Spielzeugfabrik im thüringischen Sonneberg ist nach der Wende in die Insolvenz gegangen, eine über 100-jährige Tradition scheint unwiederbringlich zu Ende zu sein. Während sich die zwei Cousinen und ihr Cousin Raum für Raum des verschachtelten Wohnhauses vornehmen, tauchen die drei immer tiefer in ihre eigene Geschichte ein, in ihre Kindheiten, die gänzlich unterschiedlich verliefen. Iris wuchs "im Westen" auf, Jan und Eva in der DDR, die Familie ist entzweit. Warum eigentlich? 

In einem gelungenen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart entspannt sich ein interessanter Blick auf ein Jahrhundert deutscher Geschichte. Am Beispiel der Familie Langbein und ihrer Puppenmanufaktur entsteht ein mitreißender Einblick in deren Familiengeschichte wie auch über die Veränderungen in der Tradition der Spielzeugherstellung. Die Autorin Kati Naumann macht deutsch-deutsche Geschichte auf eine spannende Weise erlebbar. Mit den drei Erben fiebert man mit, wenn sie kostbare Erinnerungsstücke finden – was es übrigens mit dem "guten New Yorker Sicherheits-Füllfederhalter" der Langbeins auf sich hat, das müssen Sie selbst lesen und herausfinden – in einem Buch, das ich Ihnen nur wärmstens empfehlen kann. Es bietet intelligente Unterhaltung vom allerfeinsten!

Die Familie der Autorin Kathi Naumann besaß selbst in Sonneberg eine Puppenfabrik. Sie nahm ihre eigene Familie zum Vorbild für die fiktiven Langbeins. Ihre gründlichen Recherchen werden im Roman offensichtlich; sie machen den Plot sehr authentisch und realistisch.

Brigitta Jahn

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