Teebeutels nächtliche wilde Jagd
Ein Beutel reitet durch Nacht und Wind
drin ist der Tee mit den Früchten
"Du brauchst keine Angst ha-bén, mein Kind
es ist nur das Rauschen der Fichten"
Dem Vater grauset, der Kutscher treibt wild
die Pferde mit schnaubenden Nüstern
im Wagen wimmert das nervige Kind
und die nebligen Schwaden sie flüstern:
"Komm mit uns, wir tanzen den nächtlichen Reign
mit Elfen und Gnomen und Trollen
wir laden zum Teebeutel-Weitwurf dich ein
die krachen mit Lust in die Vollen"
Jetzt tobt die gewaltige grauslige Schar
um die Kutsche. Die Pferde wiehrn heiser
der Kutscher dreht durch, der Vater hebt ab
und das Kind wird auch nicht mehr leiser
Da endlich das Haus, der Hof, ein Licht
sie fliegen der Rettung entgegen
doch leider die Deichsel, die Achse bricht
das ist jetzt auch grad kein Segen
Der Qualm verraucht, der Nebel weicht
der Knabe erwacht wie benommen
dabei hat er schon wieder ins Bettchen geseicht
‘s war der Tee, aus dem Beutel gewonnen
(Peter Leonhardt, 2010)
Ausgewählt von Ursula Bittel