Schmuckband Kreuzgang

Robert Seethaler: Der letzte Satz

Auf-gelesen - Literarische Fundstücke (102)

Robert Seethaler - Der letzte Satz (c) HANSER BERLIN
Robert Seethaler - Der letzte Satz
Datum:
Mo. 16. Nov. 2020
Von:
Marcel Schneider (Red.)

Seethaler, Robert (Verfasser): Der letzte Satz : Roman / Robert Seethaler. - 1. Auflage. - München : Hanser Berlin, 2020. - 128 Seiten. - ISBN 978-3-446-26788-6. - Festeinband : EUR 19.00

Unter diesem Titel „Der letzte Satz“ hat der österreichische Schriftsteller Robert Seethaler einen kleinen aber feinen Roman geschrieben.

Seethaler ist ein Gefühlsmensch, manche Leser und Leserinnen beschreiben seine Texte als schnulzig, aber viele Leser und Leserinnen lieben seine Sprache, die anspruchsvollen und schnörkellose Texte. So erzählt er in seinem neuen Roman einfühlsam von der letzten Reise des großen Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler. 

Die im Roman genannten Lebensdaten stimmen im Großen und Ganzen, dazwischen aber hat Seethaler sehr viel mit Fantasie ausgefüllt.

1911 sitzt der Musiker auf Deck des Dampfers „Amerika“ auf dem Weg von New York nach Europa. Er ist der größte und bekannteste Musiker seiner Zeit und hat soeben seine letzte Saison an der New Yorker Philharmonie beendet. Der Musiker ist schwer krank und sein Körper und seine Seele schmerzen und er spürt, dass dies seine letzte Reise sein könnte. So blickt er vom Sonnendeck des Schiffes über das Meer – über ein riesengroßes Nichts – und lässt sein Leben Revue passieren, Gedanken und Erinnerungen und Erlebtes. 

Es heißt, Mahler war ein aufbrausender Charakter, leicht und viel gekränkt, wie häufig große Genies, er war oft krank und krankmachend aber andererseits auch sehr liebevoll zu Frau Alma und den Töchtern Maria und Anna.

Er denkt an Alma, die große Liebe seines Lebens; sie ist mein Glück und ich weiß nicht, ob ich sie verdient habe. Mahler weiß, dass es noch einen anderen Mann in Almas Leben gibt. 

Mahler erinnert sich, dass er manchen Rückschlag im Leben als Musiker aber auch als Ehemann und Vater erlebt hat. Er fragt sich: War es ein gelungenes Leben? Man lebt nach vorne und blickt man zurück, kann man nur bedauern viele schöne Moment nicht intensiv genug erlebt zu haben. Auf seiner Kiste sitzend überlässt er sich seinen Gedanken und Erinnerungen, führt Selbstgespräche und stellt fest, dass er eigentlich noch nicht abtreten möchte.

Gustav Mahler starb etwas später in Wien. Seethaler hat ihm einen letzten Satz in den Mund gelegt: In diesem Buch ist er nachzulesen („Ich sollte noch ein bisschen bleiben“.)

Luzia Heer

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