Salvatore Basile: Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands

Der 30-jährige Michele lebt ein sehr geregeltes und einsames Leben. Er ist der Bahnhofsvorsteher in Miniera di Mare und seine einzige Aufgabe besteht darin, morgens den Zug abzufertigen und ihn abends wieder in Empfang zu nehmen. Kontakte zu anderen Menschen hat er keine, zu tief sitzt der Schmerz über den Verlust der Mutter. Denn diese hat ihn als 7-Jährigen alleine mit dem Vater zurückgelassen.
Seine einzige Freude besteht darin, den liegengebliebenen Gegenständen, die er im Zug findet, ein neues Zuhause zu geben. Doch eines Abends steht Elena vor der Tür und bringt seinen geregelten Ablauf durcheinander. Als er im Zug sein altes Tagebuch findet, welches seine Mutter mitnahm als sie die Familie ohne Abschied verließ, wecken dieser Fund und ein ordentlicher Anstoß von Elena in Michele nun endlich das Bedürfnis, sich auf die Suche nach seiner Mutter zu machen.

Auf seiner Reise trifft Michele auf die unterschiedlichsten Personen und erfährt mehr über deren persönliche Geschichte und im Zuge dessen auch über sich selbst. Aus jeder dieser Begegnungen kann aber nicht nur Michele so einiges lernen, sondern auch der Leser, falls er dazu bereit ist, sich darauf einzulassen.

Die Wortwahl des Autors Salvatore Basile ist äußerst gewählt und poetisch. Zudem geizt er nicht mit ausführlichen Beschreibungen. Die einzelnen Handlungsfäden werden sehr geschickt miteinander verwoben und die meisten offenen Fragen beantwortet, dennoch bleibt genug Raum für die eigene Phantasie. Die langjährige Erfahrung, die Salvatore Basile als Drehbuchautor gesammelt hat, merkt man seinem ersten Roman in der detaillierten Beschreibung der Szene deutlich an. Er hat großes Verständnis für seine Figuren, erfüllt sie mit Seele und Gefühl.

Die Gestaltung des Covers ist sehr ansprechend und gibt einen Einblick in die Geschichte. Das Cover zeigt einen altertümlich wirkenden Bahnhof, der Aufbruch und Heimkehr gleichermaßen symbolisiert.

Eine fantastische und wundervolle Reise, auf die Salvatore Basile Michele und die Leser schickt. Ein Buch das nachdenklich stimmt und zum Nachdenken anregt. Man darf lachen und weinen mit Elena und Michele, staunen und sich wundern, sich selbst und das Leben in Frage stellen, in Erinnerungen schwelgen und sich vor der Zukunft fürchten. Und manchmal auch alles zur gleichen Zeit.

Viktoria Saamen