Junge Erwachsene sind wenig präsent in unseren Gemeinden. Durch neue Lebenssituationen und/oder Umzug tritt Kirche in den Hintergrund. Vielfach wird das registriert und als Pause wahrgenommen:
„In dieser Zeit sind erst einmal andere Dinge wichtig: ´ne Freundin oder ´nen Freund finden, die Ausbildung, Heiraten, Haus bauen oder Kinder kriegen."
„Die kommen schon wieder wenn sie Kinder haben..."
Sicherlich ist es richtig, dass Themen wie Ausbildung, Partnersuche, Hausbau und Familiengründung einen großen (auch zeitlichen) Raum im Leben der jungen Erwachsenen einnehmen.
Werden wir als Wegbegleiter, Ratgeber und Kraftspender nicht gerade dort gebraucht, wo junge Menschen sich fragen, was ihr eigener Weg (ihre Berufung) ist. Hat Kirche Pause in einer Zeit, in der junge Menschen entscheiden, was in ihrem zukünftig gelten soll? Oder ist es nicht vielmehr ein Entfremdungsprozess an dessen Ende die Erfahrung vieler junger Erwachsener steht: „Kirche (und auch Gott) haben mit meinem Leben nichts zu tun"? Eine 2009 in den USA erstellte Studie stützt die Entfremdungs-These, in dem sie feststellt, dass 96% aller Christen, die irgendwann in ihrem Leben sich von der Kirche abwenden, dies vor dem 35. Lebensjahr tun – also als Junge Erwachsene.
Die Lebenssituation Junger Erwachsener wird im Umkehrschluss für uns als Kirche zu einer Art Nagelprobe. (Spätestens) hier muss sich der Glaube als tragfähiges Lebenskonzept beweisen! Dort wo der Glaube seinen Lebensbezug verloren hat, wo seine befreiende und stärkende Botschaft nicht mehr im Alltag erfahrbar wird, ist er für Junge Erwachsene unglaubwürdig und wird häufig abgelehnt. Den Glauben als Lebenskonzept trotzdem oder gerade deswegen anzubieten, ist unsere Aufgabe als Kirche – dieser wollen wir uns stellen!
Christen haben eine Botschaft für morgen, die darf nicht daherkommen wie von gestern. (Mehrfach) Fotokopierte Infos auf farbigem Tonpapier und rustikal möblierte Pfarrheime sind OUT. Wer sich kleidet als wäre er von gestern, dem glaubt man nicht, dass er eine Botschaft von morgen zu verkünden hat.
Junge Erwachsene kommunizieren elektronisch. Dort erleben wir, wie Junge Erwachsene ticken.
Sie sind keine Kinder mehr. Es geht nicht um Aufsichtspflicht! Denke aber daran, dass Junge Erwachsene andere Ansprüche haben als Jugendliche. Unterkünfte in 6- oder 12-Bett-Zimmern sind tabu!
Junge Erwachsene können oft nur für kurze Zeitabschnitte planen. Veranstaltungen müssen klare Zeitangaben haben.
Auch das, was die Kirche anbietet, ist oft nur ein Angebot unter vielen anderen. Junge Erwachsene sollen sich aussuchen können, was zu ihnen passt!
Gott anhand von Alltagsthemen Junger Erwachsener verkündigen – dadurch behält der Glauben seinen Lebensbezug.
So wie ein Arbeitgeber hunderte Bewerbungen auf eine Stelle nach klaren Kriterien sichtet, brauchen Junge Erwachsene klare Infos, was sie von einem Angebot haben. Infoflyer etwa sollten klar den Sinn einer Veranstaltung benennen!
Bei vielen Jungen Erwachsenen ist die Kirche in einer altmodisch-konservativen Schublade. Sie haben Angst, sich mit ihr zu blamieren. Neue Orte und zeitgemäße Sprache brechen solche Vorurteile!
Viele kirchliche Angebote sind zu sitzlastig. Sport ist dagegen eine gute Alternative. Glaubenserfahrung an der Kletterwand: dort erfahren, was die Zusage wert ist, gehalten zu werden.
Lebe so, dass Junge Erwachsene Interesse finden, mehr über Deine Hoffnung zu erfahren. Dabei sollte über Gott gesprochen werden, ohne in religiöse Phrasen zu verfallen.