Unter dem Titel „Das gehet meiner Seele nah.“ begann im Oktober 2023 die neue Reihe des Freundeskreises St. Gabriel. Das Zitat "Das gehet meiner Seele nah" ist dem Libretto der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach entnommen.
Den Auftakt der Reihe bestritt der Kammerchor „lacapella“ des Liederkranz Zellhausen. Ralf Emge, kongenialer Chorleiter und versierter Redner erläuterte die Werke des Abends und lieferte den musikwissenschaftlichen Hintergrund, so wie es die Idee dieser Reihe ist: die Kraft der Musik spüren und gleichzeitig wissen, was die Spiritualität, die Gedankenwelt ist, aus der sie entspringt.
Zur Aufführung kamen schließlich Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts, die zwar allesamt nicht der Kirchenmusik angehören, wohl aber die großen Fragen nach den letzten Dingen in den Mittelpunkt stellen.
Der musikalische Bogen spannte sich von dem berückend sinnlichen Stimmungsbild „The Coolin‘“ des Amerikaners Samuel Barber über die sarkastische Verdammung des menschenfeindlichen Kapitalismus „Warning to the rich“ des Schweden Thomas Jennefelt bis zu Fredo Jungs eindringlicher Vertonung des berühmten Gebets „O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“.
Im Zentrum des Programms erklang der „Psalm 151“ des zeitgenössischen dänischen Komponisten John Høybye. Er erzählt die Schöpfungsgeschichte neu mit Gott als genialem Violinisten, der die Musik der kommenden Zeit, insbesondere jene eines Johann Sebastian Bach, aus den Sphärenklängen heraus improvisiert. Dem Chor als Erzähler und Illustrator wird ein virtuoser Part einer Solovioline gegenübergestellt. Zweifellos eine der interessantesten und zugleich unmittelbar berührenden Chorkompositionen der letzten Jahre. Die junge Violinistin Annika Münch übernahm diese außergewöhnliche Aufgabe souverän und stellte ihr Können außerdem in 2 Sätzen aus der Partita in d-moll von Johann Sebastian Bach unter Beweis. Der unter Ralf Emge facettenreich und wohlklingend agierende Kammerchor berührte das anwesende Publikum mit einer samischen Hymne an die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Nahrung für alle, eine lebenswerte Umwelt und Lachen der Kinder.