Maria Magdalena gehört zu den Frauen, die Jesus begleiteten und mit ihrem Vermögen unterstützten (Lk 8,2f., Mk 1 6,9). Bei der Kreuzigung sahen sie von Weitem zu (Mt 27,55f.) und begleiteten dann den Leichnam zum Grab (Mt 27,61; Mk 15,47). Am Ostermorgen ging Maria Magdalena zusammen mit Maria, der Mutter des Jakobus, und mit Salome zum Grab, um ihn zu salben, und fanden das Grab leer (Mk 16,1-5). Maria lief zu den Jüngern, um ihnen davon zu berichten (Joh 20,1). Nachdem sich Petrus und Johannes selbst davon überzeugt hatten, begegnete Maria am Grab dem Auferstandenen selbst und überbrachte dann den Jüngern seine Botschaft (Joh 20,11--18). So ist sie die »Apostelin der Apostel«, wie sie seit dem 3.Jahrhundert (Hippolyt von Rom) genannt wird. Papst Franziskus hat sie daher 2016 konsequent liturgisch den männlichen Aposteln gleich gestellt, indem er ihre Feier zu einem Fest hochstufte.
Die irrtümliche Gleichsetzung Marias mit der Sünderin, die beim Mahl im Haus des Pharisäers Jesus die Füße wäscht (Lk 7,36-50), taucht erstmals in einer Predigt Papst Gregors 1. im Jahre 591 auf. Aus: TE DEUM Das Stundenbuch im Alltag, 22.7.24
Du, staunend stehe ich vor Dir, Du große Frau,
Vorbild meines Glaubens, Maria Magdalena.
Gefangen und in Dich verstrickt, weißt Du nicht weiter,
glaubst du daran, dass Dein Leben keine Perspektive hat,
gibst Du Dich dem Todesurteil der Gesellschaft hin;
Du wirst ausgegrenzt, als besessen verschrien,
gesunde Lebendigkeit wird Dir abgesprochen.
Aber, mit Dir ringend, erfährst Du Deinen Gott,
spürst Du das Leben, was hinter Deinen Dunkelheiten und Todesängsten steht,
begegnest Du dem, der Dich meint, der Ja zu Dir sagt,
der Deinem verwirrten Gesicht Ansehen schenkt,
der Dir zusagt, was in Dir ist:
Leben, Liebe, Heil-sein.
In der Begegnung mit Jesus geschieht Aufbruch,
die starren Hüllen Deiner Abwehr lösen sich,
Du wirst verletzbar und Du musst nicht mehr andere abschrecken,
Du kannst Dich berühren und anrühren lassen,
weil Du so stark genug bist, um Deinen Schmerz zu spüren und zu leben.
Geliebt erkennst Du den Reichtum dessen, was in Dir steckt,
aus Liebe bist Du bereit all Dein Vermögen dem zu schenken,
der das Reich der Liebe und des Lebens verkündet und dessen Anbruch lebt.
Ihm vertrauend sprengst Du die Ketten des Üblichen,
lebst Du das, was Dir wichtig ist.
Wie sehr fällt für Dich Deine Welt zusammen
als das Leben und die Liebe – scheinbar – durch Hass und Tod besiegt werden.
Du bleibst zurück in Unverständnis und Ohnmacht,
in Deiner tiefen Trauer.
Doch, in Deiner Trauer machst Du Dich auf,
willst Du verweilen bei dem, der Dir lieb und teuer.
Wie erschreckt bist Du als Du erfährst,
dass Dir Dein Schatz – auch im Tode – geraubt wurde.
Nahe bei Dir, tief im Fühlen, erfährst Du Licht,
und dennoch kannst Du nicht begreifen,
Dein Kopf sieht und erkennt doch nichts,
nur der Klang Deines Namens im Anruf Deines Herrn schenkt Dir Klarheit.
Der, der Dich in Deiner Sehnsucht nach Leben und Liebe erkannte und versöhnte,
er gibt sich Dir aus Liebe als unzerstörbares Leben zu erkennen,
und er schickt Dich, diese Freude, diese frohe Botschaft an Deine Brüder weiterzugeben.
Er traut Dir zu, dass Du das kannst,
er sieht Deinen Glauben und er schickt Dich von ihm zu erzählen.
Und Du, mutige Frau, Du gehst,
trittst unerschrocken vor die Jünger,
und sprichst aus, was Dich befreit und Dir Leben in Fülle schenkt.
Weil Du nicht geschwiegen hast, meine Schwester, brauche ich nicht zu schweigen,
sondern darf und muss ich in Kirche heute sagen,
was und wer in mir lebt und in Liebe auch mein Leben trägt.
E.W.
Schmerlenbach
7.11.1996
23.35-55 Uhr