Schmuckband Kreuzgang

Los geht's - weltwärts!

Abschied, Aufbruch, Neuanfang – mein Freiwilligendienst im Kosovo beginnt

Camilla1 (c) privat
Datum:
Sa. 1. Jan. 2022
Von:
Henning Stahl

Camilla von Bischoffshausen wurde am 15. August 2021 im Rahmen eines Gottesdienstes von unserer Pfarrgemeinde gesegnet und entsandt – das können Sie ►hier nachlesen. Inzwischen hat sie ihren Freiwilligendienst angetreten und schreibt aus dem Kosovo in die Heimat:

Aufbruchsstimmung brauchte ihre Zeit

Als Nicole Endres mich vor einem halben Jahr an einem Montagvormittag anrief, um mir mitzuteilen, dass ich ab September die nächsten 12 Monate im Kosovo verbringen würde, musste ich erst einmal schlucken. Der Kosovo? Nicht gerade meine erste Wahl, als es um die Einsatzstellen ging, und außerdem konnte ich mir nichts unter diesem jungen Land vorstellen. Wirklich zu begreifen, was es bedeutet, sich zu verabschieden und aufzubrechen, war ein Prozess, welcher bis heute anhält.
Die wirkliche Aufbruchsstimmung brauchte ihre Zeit, um zu mir durchzudringen. Die Seminare von „jesuitvolunteers“ machten mein Vorhaben zwar etwas konkreter und nahmen mir einen Teil meiner Ängste und Befürchtungen, jedoch waren sie aus meiner heutigen Sicht (aus der Stadt Prizren im Kosovo) doch sehr theoretisch – sie ließen uns in vielerlei Hinsicht nicht wirklich realisieren, was es bedeutet, ein Jahr lang ganz anders zu leben - dies ist etwas, was einem nur durch die eigene Erfahrung bewusst wird. Meine fehlende Aufbruchsstimmung war auch Corona geschuldet, weil unsere Ausreisen in die Zukunft verschoben werden mussten und somit mehrere Wochen zwischen der Aussendungsfeier und der wirklichen Abreise lagen.

Schmerzhafte Abschiede und intensive Vorbereitung

Je schmerzhafter der Abschied, desto realer wurde der Gedanke von zwölf Monaten Kosovo. Weil ich dieses Jahr außerdem noch mein Abitur machte, häuften sich die Verabschiedungen und ich merkte schnell den Unterschied zwischen reinen Schulfreunden und solchen Freundschaften, die hoffentlich auch ohne den Luxus bleiben, sich jeden Tag sehen zu können. Nicht nur aus schulischer Sicht bereitete mir dieses Jahr einen Neuanfang, ich verabschiedete mich nicht nur von meiner Familie und meinen Freuden, sondern auch aus einer Beziehung, die ich zu diesem Zeitpunkt noch führte. Mit diesem Trennungsschmerz ging es also in die intensive Vorbereitungszeit meines Auslandsjahres, in welcher ich mit der Hoffnung von Behörde zu Behörde rannte, keins der Dokumente zu vergessen, die für mein Visum gebraucht wurden. Der Koffer wurde gepackt und plötzlich stand ich da am Frankfurter Flughafen meiner Familie gegenüber, die mir mit ihren Tränen zu verstehen gab, dass sich mein Fehlen unter uns vier Kindern und in der übrigen Familie bemerkbar machen würde. Keiner der Abschiede in den letzten Wochen in Deutschland fiel mir leicht und dieser natürlich auch nicht.

Neugier und Freude auf das Kommende

Doch nach jedem Abschied folgt ein Neuanfang, im Idealfall begleitet von einem  berauschenden Gefühl der Neugier und der Freude auf das, was da noch kommen mag. Und da saß ich plötzlich im Flieger über dem wunderschönen Gebirge des Balkans, schrieb mir albanische Vokabeln in mein Tagebuch - und spürte genau dieses Gefühl in mir.

Blick auf die neue Wirkungsstätte (c) privat