Schmuckband Kreuzgang

Ein Krimi-Autor in der Kirche

Zur Stockstädter Buchmesse: Literarischer Gottesdienst mit Ralf Schwob

Ralf Schwob (c) privat
Ralf Schwob
Datum:
Di. 3. Mai 2022
Von:
René Granacher

Bei unseren evangelischen Glaubensbrüdern und -schwestern in Stockstadt gibt es zur Buchmesse im Ried erstmals einen literarischen Gottesdienst, zu dem alle Interessierten eingeladen sind.

Bei dem Gottesdienst besonderer Art soll jeweils ein Autor oder eine Autorin etwas aus den eigenen Werken lesen – was dann einem Text aus der Bibel gegenübergestellt wird. Dieses Spannungsfeld wird im Dialog mit dem oder der Eingeladenen näher betrachtet. „Es wird sehr interessant, wenn wir unseren Gottesdienst mal auf einem hochklassigen literarischen Text aufbauen“, sagt Pfarrerin Ksenija Auksutat. „Im Kontrast mit der Bibel stellen wir verschiedene Sichtweisen nebeneinander, schauen nach Gemeinsamkeiten oder Unterschieden und stellen fest, dass uns Menschen heute vieles noch so betrifft wie vor 2000 Jahren.“

 

Für die Premiere wurde einer der bekanntesten Autoren der Region gewonnen: Ralf Schwob aus Groß-Gerau ist Lesern in Südhessen ein Begriff und ist in vielen Orten mit seinen Werken zu Gast. Ein besonders großes Publikum finden seine Rhein-Main-Krimis, aber er schreibt auch Kurzgeschichten, die in Literaturwettbewerben häufig ausgezeichnet werden. Eine davon, mit ganz aktueller Thematik, hat er für den literarischen Gottesdienst ausgesucht: „Du bist da“ handelt davon, wie ein alter Mensch die Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Zeit erlebt und was ihm bleibt, wenn vieles Gewohnte wegbricht.

 

„Das Thema ist ernst“, sagt Schwob, „und auch etwas traurig, aber die Geschichte ist nicht ohne Hoffnung. Sie zeigt uns die Zeit der Pandemie aus einer sehr persönlichen Perspektive.“ Für diese gelungene Erzählung wurde Schwob kürzlich erst bei einem Wettbewerb des PEN-Zentrums Deutschland in Stuttgart ausgezeichnet. Ob es darin auch religiöse Aspekte gibt, wird eines der Themen im Dialog während des Gottesdienstes sein.

 

„Ich freue mich auf diese neue Art von Gottesdienst“, sagt Pfarrerin Auksutat. „Diese einfühlsame Erzählung von der Trauer eines verwitweten Mannes und seiner Zwiesprache mit der verstorbenen Frau ist anrührend und doch mit Leichtigkeit geschrieben und passt mit ihren Themen hervorragend in unsere Kirche.“ Sie ist sicher, dass die Lesung und das Gespräch darüber für alle Besucher, unabhängig von ihrer Religion der Knfession, eine bereichernde Erfahrung sein werden. Beginn ist am 8. Mai um 11 Uhr in der evangelischen Kirche in der Stockstädter Kirchstraße.