Schmuckband Kreuzgang

Geistlicher Impuls in besonderen Zeiten

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt

Hungertuch 2020 (c) tw
Hungertuch 2020
Datum:
Do. 12. März 2020
Von:
Pfarrer St. Fillauer

Liebe Brüder und Schwestern,

viele von Ihnen werden diesen Satz kennen und ihn schon im Leben „erfahren“ haben. Ein wenig religiöser ausgedrückt formulieren wir: Der Mensch denkt und Gott lenkt!

Ich mache diese Erfahrung jedes Jahr neu in der Fastenzeit: Man geht mit diesen oder jenen Vorsätzen hinein in die heiligen Vierzig Tage – und dann kommt es ganz anders, dann wird es ganz anders: Dann nimmt uns Gott in Seine Fastenzeit!

In diesem Jahr ist das für uns alle zunächst sicherlich in dem Wort „Coronavirus“ zusammengefasst; die Ausbreitung der Pandemie nimmt Ausmaße an, wie wir sie uns nie hätten ausmalen können. Sicherheitsvorkehrungen, Quarantäne, Hamsterkäufe, Schließung von Schulen, Absage von diversen Veranstaltungen, Abschottungen etc. – die Nachrichten überschlagen sich schier stündlich: Und nun seit Freitagnachmittag auch kirchlicherseits, dass alle öffentlichen Veranstaltungen, einschließlich Gottesdienste, abgesagt werden müssen.

Und manches Geplante der Zukunft steht plötzlich schier „in den Sternen“. Nicht wenige Gläubige haben damit so „ihre liebe Not“. Sollte nicht gerade da die Kirche Quelle der Kraft sein?

Ich möchte versuchen, uns allen da Antwortbrücken zu bauen: 

  • Der P. Pio von Pietrelcina bekam seinerzeit von seinen Oberen das ausdrückliche Verbot, öffentlich zu zelebrieren, Beichte zu hören etc. (er war zu Lebzeiten durchaus auch kirchlich nicht unumstritten). Er nahm das im Gehorsam an! Und er sagte folgendes dazu: „Ich könnte durch die Hl. Messe in der Öffentlichkeit, Beichte etc. viel bewirken, Seelen retten etc. Aber noch viel mehr, wenn ich mich im Gehorsam füge und das annehme; da kann Gott dadurch noch unendlich viel mehr bewirken!

Ist das nicht unsere Situation? In der Demut diese Situation im Gehorsam des Glaubens annehmenund gestalten, durch unser intensives Gebet, Umkehr und Buße, auch Fasten – so kann uns Gott in Seine Fastenzeit nehmen!

  • Ja, viele fragen sich, was vielleicht Gott uns, unserer Welt, mit dieser Situation sagen will, und warum ER so etwas zulässt; auch bei uns! Schauen wir in die Bibel, so dürfen wir feststellen, dass „alles schon mal da“ war! Gerade im Alten Bund lässt Gott Dinge zu, um Sein Volk wieder neu auf Sich auszurichten.

Wir leben in einer Zeit großer Gleichgültigkeit und Gottvergessenheit, ja Gott spielt für viele einfach keine Rolle mehr, sie leben ohne Ihn. Andere Themata bestimmen den Alltag und das Denken der Menschen. Wie schnell sich das schlagartig ändern kann – nun, das wurde am „Freitag, dem 13.“ allen bewusst und deutlich! So ist in der Tat die Corona-Krise, auch wenn sie religiöses Leben in der großen Gemeinschaft lähmt, eine gewaltige Chance, innezuhalten und sich auf das zu konzentrieren, ja neu auszurichten, was eigentlich zählt und unser Leben im letzte ausmacht, trägt und hält – die Botschaft der Fastenzeit in jedem Jahr!

  • Und ein weiteres: Papst Benedikt XVI. hatte den Leitspruch für sein bischöfliches Wirken: „Fides et ratio – Glaube und Vernunft!“ Das gilt auch hier! Wir sollen in aller gläubigen Gelassenheit und vernünftig die Schutzmaßnehmen an- und ernstnehmen; sie sind uns, wie unser Verstand, von Gott gegeben. Und Jesus selbst sagte am 1. Fastensonntag, dass wir Gott nicht versuchen, auf die Probe stellen sollen! – Und dann wird Er uns führen und leiten, auch durch diese Zeit.

Wie können wir sie weiter „gestalten“?

  • Unsere Pfarrkirche ist für das persönliche Gebet den ganzen Tag geöffnet. Nutzen wir das! Tun wir dem Herrn so die Türen unseres Herzens auf, der im Tabernakel unser harrt! Kreuzweg, Rosenkranz, stille Anbetung… Gottes Einladung an uns!
  • Unser Bischof, der sich selbst in Quarantäne befindet – wir wollen für ihn beten – bittet alle Priester, täglich allein die Hl. Messe zu feiern, für die ihnen anvertrauten Gemeinden. Ich tue das freilich, in meinem häuslichen Andachtsraum, für uns alle. Und ich will es zur gewohnten Zeit tun (09:00 und 18:30, Sonntag 09:00 und 10:30), so dass sich zu Hause dem geistig alle anschließen und verbinden können.
  • Die Schrifttexte können wir ja im Internet finden, mitlesen und betrachten – und entdecken vielleich1 so die ecclesiola – Hauskirche als Kirche im Kleinen, neu!

In allem wollen wir mit Gottes Hilfe in großem Vertrauen und gläubiger Gelassenheit diese Tage annehmen und IHN darin neu finden!

Am Freitagabend (13.), Fatimatag und mein Tauftag, habe ich vor dem Marienaltar unserer Pfarrkirche eine große Kerze aufgestellt und entzündet; am Leuchter ist das Bildnis des Barmherzigen Jesus. Sie brennt – Tag und Nacht, wie die Osterkerze – für uns alle – vor ihr, die Christus uns zur Mutter gegeben, der wir uns am Fatimatag 2017 geweiht haben. Was sollte uns da passieren?

Mein Gebet begleitet Sie alle!

Mit meinem priesterlichen Segen!

Pfarrer Stefan Fillauer