Seit dem Ersten Fastensonntag ist der Altar unserer Pfarrkirche in Biebesheim wieder mit einem Hungertuch verhüllt. Es ist ein alter Brauch der Kirche, „mit allen Sinnen“ zu fasten, auch den Augen.
Waren es früher die kostbar gezierten Altäre und goldenen Kreuze, die in dieser Zeit dem Anblick entzogen wurden, hat man schon bald diese Hülltücher als Hungertücher gestaltet zum Zweck der Verkündigung und beispielsweise Passions-Szenen darauf dargestellt. Während die Fastenaktion Misereor seit Mitte der Siebziger Jahre diese Tradition aufgegriffen hat, gestalten immer wieder auch Pfarreien ein eigenes Hungertuch. So haben es Frauen unserer Pfarrei St. Maria Goretti schon in den letzten Jahren getan mit Elementen der Passion und dem Leitwort der Pfarrei für die Fastenzeit.
Die Botschaft der Fastensonntage in diesem Jahr steht unter dem Gedanken der ausgestreckten Hand Gottes, Seines Bundes mit den Menschen, mit Seinem Volk, mit Seiner Schöpfung – der in den Neuen Bund einmündet im Opfertod Seines Sohnes. Davon bestimmt sind auch die Motive des Hungertuches: Am Ersten Fastensonntag ist es der Regenbogen, der das Bundeszeichen Gottes mit Seiner Schöpfung nach der Sintflut darstellt. Es folgen der Bund mit Abraham im Opferaltar, der Bund mit Mose in der „Urkunde“ der Zehn Gebote, die Eherne Schlage, die auf den Kreuzestod Christi verweist, und schließlich das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt – und so den Neuen Bund bewirkt.
Und – ist die Einladung zur Freundschaft, zum Bund, zum Sich-Ihm-Anvertrauen nicht die Botschaft Gottes in Zeiten der Pandemie?
Pfarrer Stefan Fillauer