Liebe Brüder und Schwestern,
viele Menschen freuen sich in diesen Tagen auf die Sommerferien, um sich auf den Weg in den Urlaub zu machen; auch wenn dieser im Zuge von Corona bei manchen anders ausfällt als geplant. Manche unserer Weg-Planungen wurden durchkreuzt und unterbrochen, und wir müssen unseren Weg neu planen. Das gilt nicht nur für Urlaub und Sommer, sondern auch für manches Innerkirchliche.
Wie Sie sich sicherlich noch erinnern können, hat unser Bischof vor zwei Jahren unser ganzes Bistum zu einem Pastoralen Weg aufgerufen, um die Kirche vor Ort auch für die Zukunft zu rüsten, angesichts der derzeitigen Fakten: Rückgang der Zahlen von Gläubigen und Priestern, der finanziellen Mittel etc. So sollen in einem breit angelegten Weg die Pfarreien neu umschrieben und geordnet werden; die Pfarrei als Sitz einer Verwaltungseinheit für mehrere Gemeinden. Viele Beratungen auf unterschiedlichen Ebenen, auch in unserer Pfarrei und auf Dekanatsebene haben in den letzten Monaten stattgefunden, und wir hatten für den 22. März 2020 zu einer Pfarrversammlung eingeladen, um Ihnen allen das direkt vorzustellen und mit Ihnen, gerade auch hinsichtlich von Fragen und Bedenken, ins Gespräch zu kommen. Leider hat „Corona“ da nicht nur uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht und uns erfahren lassen, dass der Mensch denkt, aber Gott lenkt. Ich sehe das sehr positiv, dass wir uns bei aller Unsicherheit der Wege in die Zukunft zuerst von einem anderen getragen und begleitet wissen dürfen und sollen. Nicht umsonst spricht Bischof Kohlgraf immer wieder davon, dass der Weg in die Zukunft ein geistlicher sein muss. Da also Versammlungen im größeren Rahmen in nächster Zukunft nicht sein dürfen, möchte ich Sie, auch im Namen des „Projektteams“ unserer Pfarrei, auf diesem Wege auf den Pastoralen Weg mitnehmen und zum Mitgehen und Mittun herzlich einladen.
Worum geht es?
Unter dem Leitwort „Glauben teilen, Ressourcen teilen, Verantwortung teilen“ wurde in den vergangenen Wochen und Monaten zunächst eine Bestandsaufnahme initiiert, um zu ergründen, wo wir, wo unsere Gemeinden derzeit stehen und was unsere Schätze, Stärken etc. sind, auch was unseren Lebensraum ausmacht und was die Menschen brauchen. Unabhängig davon hatten wir im Rahmen der PGR-Wahl eine Umfrage gestartet; in unserem Projektteam haben wir eine „Bestandsaufnahme“ unserer Pfarrei versucht, es wurden mit einzelnen Menschen auf Anregung des Dekanates Interviews geführt (in allen Pfarreien) und auf Dekanatsebene ausgewertet.
In einem nächsten Schritt soll es darum gehen, Schwerpunkte festzulegen, d.h. wie das „Gesicht“ der Pfarrei aussieht und in Zukunft aussehen soll, welche Schwerpunkte es darin gibt und was uns wichtig ist.
Es wird also darum gehen, dass bisherige Pfarreien als Verwaltungseinheiten und um Kräfte zu sparen zusammengeführt werden, dass aber wohlweislich vor Ort Kirchorte existieren, wo sich die Kirche / Gemeinde versammelt und lebt; das sind nicht nur Kirchengebäude, sondern die Versammlung von Menschen als Kirche im Namen Jesu Christi. Dafür gibt es noch kein festes oder fertiges Konzept, es ist vielmehr ein Weg; und einen Weg kann man nur durch Mitgehen und Aufbrechen erfahren; wie auch in diesen Urlaubs-, aber auch Corona-Tagen! Also quasi unsere Erfahrung von da auf den Weg der Kirche übertragen.
Künftig wird nicht mehr jede Gemeinde ihren eigenen Pfarrer haben; vielmehr werden (wahrscheinlich) zwei Priester für eine größere Einheit zuständig sein (für unser Dekanat Rüsselsheim sind derzeit drei solcher Pfarreien als größere Verwaltungseinheiten angedacht), einer davon als Leitender Pfarrer; dazu auch weitere hauptamtliche Mitarbeiter in der Seelsorge. Aber um das möglichst gut zu bewerkstelligen, braucht es das Mittun von vielen, eigentlich von allen! Also auch eine Chance!
Das klingt hier vielleicht sehr verwirrend. Ich lade Sie alle ein, sich damit zu beschäftigen und auch auseinanderzusetzen. Für alle, die im Internet sind, gibt es eine Homepage des Dekanats und Bistums dazu; auch einen Newsletter des Dekanates, den man kostenlos abonnieren kann, so dass man stets neue Informationen erhält (Dekanat.Ruesselsheim@Bistum-Mainz.de).
In zwei Wochen wollen wir Sie weiter informieren und um Ihre Mithilfe, Ihr Mittun bitten, in kurzen Zusammenkünften nach unseren Sonntagsgottesdiensten im Pfarrsaal bzw. Begegnungszentrum; doch davon dann mehr!
Die Corona-Pandemie bedeutet einen radikalen Einschnitt in manches Vertraute, das „von jetzt auf gleich“ nicht mehr da und möglich ist und eine Neuorientierung erfordert. Und sie war und ist möglich. Das bedeutet sie auch auf dem Pastoralen Weg des Bistums. Und dabei dürfen wir im Glauben stets wissen (und haben es sicherlich in den letzten Wochen und im ganzen Leben erfahren), dass Gott mitgeht. Immerhin sagt der Herr: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, außer durch Mich! Das gilt nicht nur für Corona- und Urlaubszeiten, sondern für den ganzen Lebensweg und auch den der Kirche. Ich wünsche uns allen diese Zuversicht im Glauben!
Mit herzlichen Segensgrüßen – auf allen Wegen
Ihr Pfarrer St. Fillauer