Am 7. Oktober 2012 erhob Papst Benedikt XVI. die heilige Hildegard zur Kirchenlehrerin und dehnte ihre Verehrung auf die Weltkirche aus. „Heute steht Hildegard in ihrer ganzen kühnen Universalität vor uns. In der Krise des Menschenbildes, die wir durchschreiten, hat sie Wesentliches zu sagen“, so Benedikt damals. Daneben wird auch in der anglikanischen, der alt-katholischen und der evangelischen Kirche mit Gedenktagen an sie erinnert.
Als „ungebildete Frau“ im Mittelalter verfasste Hildegard ein großes literarisches Werk, schuf auch dramatische Werke und komponierte Musik. Ihr drittes Buch Liber divinorum operum („Buch der göttlichen Werke“) ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele, Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung des Menschen gestellt sind.
Das in Text und musikalischer Notation erhaltene liturgische Drama Ordo virtutum bringt am reinsten ihre visionäre Gedanken- und Bilderwelt zum Ausdruck. „In der Schau Hildegards ist der Mensch eingeästet in die Schöpfung wie die Zweige in den Baum, und umgekehrt ist er selbst bis in die feinsten Gliederungen seines Leibes Inbild der gesamten Kreatur. Auf Grund einer solchen existentiellen Solidarität mit allem Geschaffenen übt er in Kraft seines Geistes einen großen Einfluss auf das Gesamte des Lebens aus. Er trägt darum Verantwortung. O Mensch, du bist mir verantwortlich! mahnt Gott ihn an.“(Sr. Caecilia Bonn OSB).
Wenn Sie die große Heilige näher kennenlernen wollen, können Sie sich hier in die Musik Hildegards entführen lassen.