Schmuckband Kreuzgang

Weißer Sonntag: Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit – konkret!

Liebe Brüder und Schwestern!

Faustina (c) R. Granacher
Faustina
Datum:
Fr. 17. Apr. 2020
Von:
Pfarrer St. Filliauer

Am Sonntag nach Ostern, dem Weißen Sonntag, gehen die Gedanken von vielen zurück in die Tage der Kindheit.

Angeregt von denen, die jedes Jahr – zumindest in unserer Gegend – an diesem Tag zur Ersten Heiligen Kommunion gehen in ihren Festkleidern, kommen Erinnerungen an unseren eigenen Weißen Sonntag oder den unserer Kinder und Enkel. Bei mir ist es heuer 45 Jahre her. Doch nicht davon möchte ich erzählen, vielmehr dass ich gleich danach Ministrant geworden bin und mir eines Tages ein Gebetbuchbildchen in die Hände kam, mit dem ich damals wenig anfangen konnte: Jesus im hellen Lichtglanz, aus Seiner Seitenwunde kommen zwei Lichtstrahlen. Heute ist er uns bekannt als der Barmherzige Jesus, nach Visionen der heiligen Schwester Faustine Kowalska, und bei ihrer Heiligsprechung am Weißen Sonntag 2000 hat Papst Johannes-Paulus II. diesen Sonntag für die ganze Kirche als Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit deklariert. Auch das habe ich als Kind nicht verstanden, dass ausgerechnet am Karfreitag die entsprechende Novene zur Vorbereitung beginnen sollte. Das ging mir erst später auf, wie da der Bogen geschlagen werden soll von Jesus in Seiner Passion zu den Wundmalen in der Verklärung. Wenn in diesem Jahr die Erstkommunion verschoben werden muss, kann das ja ein Anlass sein, einmal über diese andere Bedeutung des Weißen Sonntags als Sonntag / Fest der Göttlichen Barmherzigkeit nachzudenken:

Dabei hilft uns die Botschaft des Evangeliums (Joh 20, 19-31). So wie in diesen Tagen manches zeitlich und örtlich fest verankert ist, so auch dieser Sonntag, der „achte Tag“ nach Ostern: Berichtet wird uns die Erscheinung des Auferstandenen im Kreis der Jünger am Ostersonntag-Abend in der Verschlossenheit ihres Raumes, wo der Apostel Thomas nicht dabei ist, der dann seine Bedingung für seinen Osterglauben stellt: Erst wenn ich Seine Wunden sehe und berühre, werde ich glauben. Am achten Tag nun kommt Jesus, geht auf ihn zu, geht darauf ein, und führt nicht nur Thomas vom Schauen zum Osterglauben, sondern gibt Seiner Kirche die Botschaft mit auf den Weg: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“ Und das gilt ja uns allen! 

 

Ja, verschlossene Türen erleben wir in diesen Wochen häufig, da wir auf Häuser und Wohnungen verwiesen sind angesichts der aktuellen Situation, und man sich dreimal überlegt, ob und wann man die Tür öffnet und nach draußen geht. Daneben aber gibt es noch andere Türen, die verschlossen sind und nicht selten auch bleiben, die Türen der Herzen von (uns) Menschen. Da geht es uns nicht selten so, dass wir „die Botschaft … wohl“ hören – „allein, es fehlt der Glaube!“ Und vielleicht würde mancher denken, wie leicht fiele es mir, wenn ich damals dabei gewesen sein könnte! Halt! – Lesen wir nicht oft in der Hl. Schrift, dass Menschen ihren Augen und Ohren Gott gegenüber nicht trauen und Jesus Christus gegenüber nicht glauben, weil ihnen die Öffnung ihres Herzens fehlt! Das heißt, wenigstens die Bereitschaft zum Glauben, sich auf Gott ein- und Ihn so hereinzulassen! Wie oft geht es um äußere Dinge, Äußerlichkeiten – aber das Innere fehlt. Wie in diesen Tagen: Wir haben diverse Regeln und Vorschriften einzuhalten und zu beachten; aber es sollte eigentlich um mehr gehen: Die Einsicht in die Frage: Was will Gott uns auch durch eine momentane Situation eigentlich sagen? Ist uns diese Frage gekommen, haben wir sie als Stimme und Anklopfen Gottes, des Auferstandenen, schon vernommen und zugelassen – oder blieb es beim Einhalten von Regeln und Vorschriften. Toter Buchstabe. Aber der Auferstandene will einen lebendigen Glauben, dass wir Ihn ankommen lassen! Wie die Jünger, mit Blick auf – und dann Thomas selbst! Sein Wort „Mein Herr und mein Gott!“ macht das ja deutlich: Wie „kleinkariert“ bin ich oft in mir selbst gefangen, statt Gott etwas zuzutrauen, Ihm mein Leben anzuvertrauen und so den Auferstandenen zu erfahren. Der zwingt Sich nicht auf. Aber Er lädt uns zum Glauben ein. Johannes spricht von den vielen Wunderen und „Zeichen“, die Er getan und gewirkt hat, bis heute, „damit wir durch den Glauben das Leben haben in Seinem Namen!“

 

HerzJesu (c) R. Granacher
HerzJesu

Aber – offenbart uns das nicht das Bild des Barmherzigen Jesus? Ja, aus dem Herzen des Auferstandenen strömen weiterhin wie am Karfreitag Blut und Wasser, aber nun im Lichtglanz der Auferstehung, verklärt im Licht. Wasser – Zeichen der Taufe, des neuen österlichen Lebens; Blut – Hinweis auf die Eucharistie. Durch beides zieht uns der Auferstandene an Sein Herz, dass wir, gleichsam wie und mit Thomas, aus der Herzensbegegnung, -berührung und -beziehung mit Ihm als österliche Menschen zu leben vermögen. Ganz konkret! Nur wenn ich mein Herz „bar“ lieben lasse, damit Er es ergreifen kann, werde ich selber zu einem „barm-herzigen“ Menschen. Oft sieht es leider so ganz anders aus , auch in unserer Kirche, sogar in diesen außergewöhnlichen Tagen dieses Jahres; wenn unter anderen Gegebenheiten trotzdem, und trotz Ostern alles beim Alten bleibt: Unsere gleichen Forderungen, Diskussionen, Pläne etc. – Und wo ist da Raum, den Auferstandenen, mit dem alles vom Himmel her ganz anders geworden ist, ankommen zu lassen? Stellen wir uns nicht selbst in der Verschlossenheit des Thomas fest? Da muss uns Gott zu Hilfe kommen in Seiner Barmherzigkeit!

 

Nicht umsonst ist – auch im Evangelium dieses Sonntags – die primäre Botschaft des Auferstandenen an Seine Kirche die Sündenvergebung! Eine Botschaft, ein Wort, eine Wirklichkeit, auch in Corona-Zeiten? Tatsächlich einmal gehört und an unser Ohr und Herz, unser Inneres gelassen? Oder - sind wir da viel zu sehr damit beschäftigt, wann alles endlich wieder weitergeht in gewohnten Bahnen und Ordnungen; alles und „als“ so weiter! Aber Ihn lassen wir nicht zu, nicht zum Zuge, nicht ankommen! Der Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit ist die große Einladung des Auferstandenen, uns nicht aus der Affäre zu ziehen, sondern den Auferstandenen zum Zuge kommen, Ihn ankommen zu lassen!

 

Wie alles verändernd, von Gott her, das dann gehen und werden kann, schildert uns in ganz kurzen, aber ebenso konkreten und markanten Kennzeichen die Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 2,42-47) vom Leben der jungen nachösterlichen Gemeinde:

Sie hielten fest 

 

  • an der Lehre der Apostel
  • an der Gemeinschaft
  • am Brechen des Brotes
  • an den Gebeten

 

Und dann geschehen Zeichen und Wunder, aus der Gegenwart und Wirksamkeit, der Wirkmacht des Auferstandenen: 

Lehre der Apostel – welchen Stellenwert hat das Wort Gottes, die Lehre der Apostel für uns heute? Oder ist das alles lange her, ohne Bedeutung für uns, hier und heute? 

Gemeinschaft – die war ja so wie bisher in den letzten Wochen nicht möglich. Haben wir sie vermisst, oder vielleicht neu entdeckt, die Gemeinschaft (Communio) mit Christus und miteinander, trotz räumlicher Distanz? 

Brechen des Brotes – damit ist die Feier der Hl. Messe gemeint. Was hat uns gefehlt in diesem Wochen? Wie weit reicht unsere Sehnsucht, unserer eucharistischer Hunger nach dem Auferstehungsleib des Herrn in der heiligen Kommunion (gerade am Weißen Sonntag ein Gedanke!)?

Gebetsgemeinschaft – ja, „Not lehrt beten“ heißt das Sprichwort. Und mancher hat vielleicht (hoffentlich) das Beten in den letzten Wochen neu entdeckt, wenn und wo uns Worte fehlen und wir nicht wissen, was wir tun können. Das Falten der Hände, das vertrauensvolle Gebet kann Unausdenkbares bewirken. Dafür gibt es mehr als genug Beispiele. Am Ostermontag wurde ein Film über Fatima gezeigt (auch an den Tagen davor), der davon „Bände“ spricht.

 

Und hier holt uns der Auferstandene in der Gestalt des Barmherzigen Jesus ein am Fest der Göttlichen Barmherzigkeit. Thomas bekannte Ihn als „Mein Herr und mein Gott!“. – „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ sagte Er ihm. Und Schwester Faustine lehrt uns, das Wort zu beten, zu betrachten und zu verinnerlichen: „Jesus, ich vertraue auf Dich!“ – will sagen: Dir, dem Auferstandenen, vertraue ich mich man. Denn Dein geöffnetes Herz schlägt für uns alle, inmitten Deiner Kirche. Lass mein Gebet, lass mich einmünden in diesen Deinen Herzschlag. Amen!

 

 

Predigten zu den Kar- und Ostertagen im Jahr 2020

Liebe Brüder und Schwestern,

mit einem Schlag ist alles anders! Diesen Satz haben wir in letzten Wochen oft gehört oder selbst gesagt. Eben Corona-Zeiten. Bis hinein in unser kirchliches Leben. Unter anderen, veränderten Umständen müssen wir den Kern unseres Kirchenjahres feiern und begehen.

Aber – schon vor 2000 Jahren war mit einem Schlag alles anders:

  • als die Jünger mit dem Herrn Jerusalem erreichten;

  • als sie mit Ihm das Paschafest feierten, das zur ersten Heiligen Messe

    wurde,

  • dann die Katastrophe des Karfreitags, mit der alles total anders war,

und dann erst recht Ostern: Das leere Grab, die Begegnung mit dem Auferstandenen, die ihr Leben völlig, total ver-änderte.

Unter diesen anderen Umständen können wir nicht wie sonst unsere Gottesdienste feiern und das Wort Gottes verkünden. Deshalb und dahinein sollen Sie auf diesem Wege die Predigtgedanken erreichen und begleiten in einem außerordentlichen anderen Jahr: dass Ostern 2020 unser Leben ver- ändere: Dem Herr entgegen!

Am Samstag vor Palmsonntag betet die Kirche in der Oration: „Barmherziger Gott, Du wirkst das Heil der Menschen zu jeder Zeit; in diesen Tagen aber bist Du uns besonders nahe. Trage Sorge für Dein Volk, schütze die Getauften und alle, die sich auf die Taufe vorbereiten.“

Die Erfahrung dieser besonderen Nähe, Seiner Sorge und Seinen Schutz wünsche ich Ihnen allen von ganzem Herzen!

Mit meinem priesterlichen + Segen

Ihr Pfarrer Stefan Fillauer

Predigten zu den Kar- und Ostertagen 2020



Geistliches Wort zum Fünften Fastensonntag: Glaube konkret - auf Leben und Tod

Liebe Brüder und Schwestern,

es waren für mich die vielleicht erschütterndsten Bilder der vergangenen Woche, als in Italien die Verstorbenen mit Militärfahrzeugen zum Friedhof oder Krematorium transportiert werden mussten – so gewaltig war ihre Zahl, so massiv ist der Tod ins Leben eingebrochen. Es war schon etwas Außergewöhnliches, dass und als sich die Bundeskanzlerin in einer eindringlichen Rede an die Menschen in unserem Lande wandte und sie zum rechten Umgang mit der momentanen Situation ermutigte und ermahnte. Es waren aber noch ganz andere Töne, eine andere Stimme und Stimmung, als sie darin auch äußerte: „Und manche werden Corona nicht überleben, sie werden sterben!

Nun, dass wir alle einmal sterben müssen, das wissen wir eigentlich; und auch dass es Menschen gibt, die eine Krankheit nicht überleben. Aber es ist noch eine ganz eigene Erfahrung und Situation, wenn in diesen Tagen die Straßen leer und „totenstill“ sind und man sich wie beim Gang über den Friedhof fühlt. Ja, wir stehen zusammen, es entstehen Wellen der Solidarität und Hilfsbereitschaft, und Radio und Fernsehen sind bemüht, bei aller Berichterstattung und allem Realismus gute Laune und Stimmung zu verbreiten; zum Glück!

In alldem wird uns mehr als sonst deutlich, wie nahe Leben und Tod beieinander liegen, wie sehr wir am Leben hängen, und wie sehr wir eine Lebens-Sehnsucht in uns tragen. Wie könnte es auch anders sein, da wir doch an einen Gott glauben, von dem es schon im Alten Bund heißt, dass ER „den Tod nicht gemacht und keine Freude am Untergang des Sterblichen“, sondern „alles zum Sein“, zum Leben, bestimmt hat (Weish 1,13)?!

Der Fünfte Fastensonntag, der Passionssonntag, mit dem wir in die Phase des direkten Zugehens auf die Karwoche eintreten, und da vielfach die Kreuze verhüllt werden, um sie dann am Karfreitag neu zu „ent-decken“ (im wahrsten Sinne des Wortes!), werden wir in der Liturgie massiv mit Leben und Tod, und dahinter mit Gott, konfrontiert, angefragt und infrage gestellt. Da ist es in der Lesung der Prophet Ezechiel, bei dem wir das Wort Gottes lesen: „Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk aus euren Gräbern herauf … Dann werdet ihr erkennen, dass Ich der Herr bin. Ich hauche euch Meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig“ (Ez 37,12b-14) – ein kurzer Abschnitt aus einer gewaltigen Rede Gottes. Also – mitten im Tod offenbart Gott Sein Leben, Sich als Gott des Lebens. Dann und darin werden Ihn alle erkennen. Welch eine Vision! Stellen wir uns das nur ganz konkret einmal vor!

Konkret! Das ist ein Stichwort! Corona – und manches andere ist weit weg, solange es uns nicht betrifft. Derzeit aber ist dieses Wort nicht nur in aller Munde, sondern wird ganz konkret für einen jeden von uns, auch in den Schutzmaßnahmen, Einschränkungen und Folgen, wie wir sie ja derzeit täglich erleben und ein Stück weit erleiden. Es kommt da ja auch auf jeden einzelnen an; auch was er daraus macht!

Konkret! Ein gutes Wort, das irgendwie auch das Evangelium (Joh 11,1-45) bestimmt, das wir als „Auferweckung des Lazarus“ kennen: Jesus erhält die Nachricht von der Krankheit seines Freundes; er reagiert zunächst nicht, lässt es „drauf ankommen“, lässt es zu, dass er stirbt – um dann erst hinzugehen, und ihn aus dem „Schlaf des Todes“ zu erwecken. Fast klingt das Wort vom letzten Sonntag (Heilung des Blindgeborenen) nach: „Gottes große Taten sollen daran offenbar werden!“

Und dann hört sich der Herr zweimal von den Schwestern Martha und Maria an: „Wärest Du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“; ja Er selbst weint über den Tod Seines Freundes. Aber Er will mehr geben und bringen: Den Glauben, dass im Tod Leben ist, und dass wir Menschen so inmitten von Tod das Leben suchen, sehen und finden – durch den festen Halt im Glauben an Ihn! Ganz konkret! Ganz persönlich! Ganz personal! Ich und Du – und ER!

Das ist gar nicht so leicht. Wenn „der“ Glaube, wenn unser, mein Glaube eben auch ganz konkret gefordert ist und eben konkret werden soll. Mancher erfährt das auch in der gegenwärtigen Situation. Und wie schwer es ist, dass der, dass unser Glaube mein Glaube (wiederum ganz konkret) wird, das macht uns die glaubensstake Martha deutlich: Gerade erst hatte sie Jesus als den Messias bekannt, der Sich als „Auferstehung und Leben“ geoffenbart hatte: „Wer lebt und an Mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben! Glaubst Du das?“. Und als es ernst wird, konkret das Grab zu öffnen – da ist es dieselbe Martha, die es verhindern will: „Er riecht aber schon!“. - Spüren wir was? Den Glauben zu bekennen – und ihn zuzulassen, ganz konkret, sind oftmals auch heute „zwei Paar Schuhe“, zwei Welten.

Aber hier fängt eigentlich unser christlicher Glaube an, der nicht bloß „an einen lieben Gott“ geht, sondern in der Person Jesu Christi ganz konkret, personal, persönlich wird und fordert, fragt! Auch in der derzeitigen Krisensituation der Welt! Solidarität Hilfe, Mitgefühl. – Ja, gut und „Gott sei Dank“! Aber – wir sollen darin mehr erkennen, mehr erblicken in der Situation, und davon künden! Ich weiß nicht, ob wir da schon genug die Frage konkret zulassen, was Gott uns sagen will, und ob wir schon genug Ihm Raum geben in der Krise; ja Glaube und  Vertrauen, ganz konkret!

Lazarus durfte in dieses Leben zurückkehren, um uns das Zeichen des Glaubens an Den zu werden, der Herr über Leben und Tod ist, und der uns inmitten von Sterben und Tod Leben in Fülle schenken kann und will, wo wir Ihn zulassen und uns Ihm wirklich ganz anvertrauen.

Die Juden wollten später auch den Lazarus töten, weil durch ihn viele zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Wiederum eine Frage und Brücke für uns.

Wie viel trauen wir unserem Glauben, Beten und Bitten eigentlich zu? Auch diese Frage schwingt da mit. Gauben wir, dass Gott uns zuhört, auf unser Bitten und Flehen hört und mit Sich reden lässt? Glauben wir, dass Er es in der Hand hat – auch auf Wegen, die uns nie in den Sinn kommen – die Corona-Krise zu beenden, zum Guten zu führen (cf. Röm 8,28). Ich glaube daran!

Und – ein letztes: Das Haus von Martha, Maria und Lazarus war ein Ort, wohin Jesus gern gekommen ist; nicht nur zum Essen (denken wir an die Begegnung mit Martha und Maria), sondern sogar nach Palmsonntag, sechs Tage vor Ostern, war Er noch in Bethanien dort zu Gast, als Ihn Maria mit kostbarem Öl salbte (Evangelium vom Karmontag, Joh 12,1-11). Heute hören wir das vielleicht noch einmal anders: In einer Zeit, einem Jahr, da wir auf unsere Häuser und Wohnungen verwiesen sind, angesichts Corona, und wir die Frage stellen, wie wir damit im Glauben umgehen können und sollen. Die ersten Christen trafen sich in ihren Häusern, ganz konkret, sie hielten fest an der Lehre, der Gemeinschaft, dem Brechen des Brotes und den Gebeten (cf. Apg 2,42). Und sie wussten den Herrn in ihrer Mitte! Das kann ja ganz konkret eine Botschaft und Einladung sein zur Gestaltung dieser Tage, für einen jeden von uns.

Ich wünsche uns allen den Mut, Ernst zu machen mit dem Bekenntnis unsers Glaubens und ihn konkret werden zu lassen. Dann werden diese Tage tatsächlich ein Weg in Ostern hinein!

Im Gebet fest verbunden und mit meinem priesterlichen + Segen

Ihr Pfarrer Stefan Fillauer

 

 

 

 

 

 

Geistliches Wort zum Vierten Fastensonntag

Wenn Ostern und Weihnachten in einen Tag fallen“ – in meiner Kindheit habe ich dieses Wort oft gehört als Ausdruck, dass so etwas niemals sein kann. Eine ähnliche Empfindung hatte nicht nur ich in den letzten Tagen, besonders am vergangenen Sonntag:

Da war Sonntag - aber gleichzeitig eine Stimmung wie Karfreitag. Da war unser Geistlicher Tag, lange angekündigt und beworben, es kamen Menschen zum Beten in die Kirche – aber das Allerheiligste war ein Stockwert höher in meiner Hauskapelle ausgesetzt. Corona hat offensichtlich alles im Griff, beherrscht alles – und verändert von jetzt auf gleich alles, unser Leben, was uns ausmacht und wichtig ist etc.: Wir sollen Kontakte halten und pflegen – und gleichzeitig Abstand wahren. Welch ein Widerspruch -  dennoch zum Wohle und Heile aller. Es ist schon verrückt, wie ein unsichtbarer kleiner Virus auf einmal alle Themen in den Hintergrund, ja verstummen lässt, und Menschen aller Nationalitäten und Religionen zusammenstehen im Kampf dagegen. Unsicherheit macht sich breit, die Straßen sind ausgestorben; Leere, soweit das Auge sieht – und gleichzeitig erleben wir das Aufbrechen der Natur als ein Signal der Hoffnung und des Lebens. Auch unser kirchliches Leben hat sich radikal verändert: Heilige Messe für die Gemeinde nur noch allein zu feiern (zweimal täglich, um 9 und 18.30 Uhr), und in der geöffneten Kirche dürfen höchstens zwei Personen gleichzeitig sein zum Gebet.

Und nicht selten (aber vielleicht noch viel zu selten) wird die Frage gestellt: Warum lässt Gott so etwas zu? Ich möchte sie anders formulieren: Was will Gott uns damit sagen? Denn in der Heiligen Schrift und im Glauben können wir stets nur feststellen, dass Gott uns durch alles, was geschieht, etwas sagen möchte; dass Er nichts zulässt, ohne darin eine Botschaft für uns zu verbergen, die wir entdecken dürfen und sollen.

Am Ersten Fastensonntag hat Jesus uns gesagt: „Der Mensch lebt nicht allein vom Brot, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund!“ - Nun, unter dem Anspruch des Wortes Gottes als Zuspruch und Begegnung mit Ihm sind wir in diesen Tagen mehr denn je gestellt.

Was will Gott uns damit sagen? Das ist eigentlich auch die Frage der Botschaft des Evangeliums von diesem Vierten Fastensonntag. Es ist das längste Evangelium, dass an einem Sonntag überhaupt verkündet wird: Die Heilung des Blindgeborenen (Johannes 9,1-41). Die entscheidende Frage angesichts dieses armen kranken Mannes stellen die Jünger gleich an Anfang: „Wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde?“ – Die Antwort von Jesus scheint zu schockieren, und gilt uns: Weder – Noch - ! Sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden!  Und dann, nach der Heilung des Mannes, wird lange berichtet, wie die Menschen damals „nach allen Regeln der Kunst“ das nicht zulassen wollen; krampfhaft nach Antworten suchen „Ohne Gott“ – oder Ihm keinen Raum, keinen Spielraum einräumen wollen nach dem Motto „Was nicht sein kann, das nicht sei darf!“. Sie suchen also für alles eine plausible Erklärung, aber keine Lösung, die nur von und durch Gott und Sein Heilshandeln kommen kann!

Eine Antwort, eine Situation, die mich sehr nachdenklich macht angesichts der Corona-Krise. Wir fragen: Woher? Wir fragen: Warum? Ich wage dennoch immer wieder die Frage, was Gott uns damit sagen will,wenn selbst religiöses Leben in dieser Kernzeit des Kirchenjahres regelrecht eingefroren wird. Meine Antwort steht am Ende des Evangeliums: Es ist die Frage nach dem Glauben. Es ist die Antwort des Geheilten: „Ich glaube, Herr!“ Und zwar, indem er sich ganz persönlich an den Herrn wendet, sich ihm zuwendet, sich an Ihn bindet. Also – nicht „Sätze“, sondern persönliche, personale Beziehung; Halt an und in Ihm in einer scheinbar haltlosen Zeit.  

Werden wir nicht gerade in diesen Tagen nach unserem Glauben gefragt, wird nicht gerade in diesen Tagen unser Vertrauen in Gott und Seine Allmacht, und dass Er allein alles zum Guten wenden und führen wird (Röm 8,28), eingefordert? Vielleicht sollte das ein entscheidendes Umdenken für uns alle bedeuten, wieder neu mit Gott zu rechnen und Ihm Raum zu geben!

In der Lesung dieses Sonntags aus dem Epheserbrief (5, 8-14) schreibt Paulus, dass wir „Finsternis waren, jetzt aber durch den Herrn Licht geworden sind, und als Kinder des Lichtes leben sollen“. Und er schließt mit dem Satz: „Wach auf du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein!“.

Ich wünsche uns allen, dass im allen Dunkel unserer Zeit uns dieses Licht erreicht und erhellt, ganz konkret!

Einen „Lichtblick“, der mir schier den Atem stocken ließ, habe ich in dieser Woche erlebt: Am Donnerstag, dem Fest des Hl. Josef und Tag der Fastenmitte, war ja unser Krankentag anberaumt und geplant, alles vorbereitet und auch die Erinnerungsbildchen bereits gedruckt. Das musste ja leider alles ausfallen. Am Abend hatten der Papst und die Bischöfe Italiens um 21.00 Uhr zum weltweiten Rosenkranzgebet aufgerufen, angesichts der Corona-Krise. Und als ich den Fernseher einschaltete, zog es mir tatsächlich den Boden unter den Füßen weg: Da hing hinter dem Papst genau unser Bildmotiv des Hl. Josef, den ein Engel weckt.

Zufall? – Nein ein Zeichen, ein Signal, welch ein Signal!

Am Jakobsweg in Furelos bei der Stadt Melide befindet sich in einer winzigen Kapelle ein seltsames Kreuz: Jesus hängt halb angenagelt; Seine rechte Hand und Sein Blick gehen aber zum Betrachter nach unten. Die Überlieferung sagt, dass früher das Kreuz ganz „normal“ war, bis eine Frau dort betete. Jesus wandte sich zu ihr und sagte: „Viele kommen täglich hierher und beten für sich und ihre Anliegen. Du bist die erste, die nicht für sich, sondern für andere betet!“ Seither zieht dieses Kreuz viele Menschen an. Seine Botschaft kann man in folgendem Gebet schön zusammenfassen:

Seine Hand,

ausgestreckt

seit zweitausend Jahren,

um die Menschen

zu segnen, zu trösten,

zu heilen, zu führen.

Ich brauche sie nur zu ergreifen,

mich ihr anvertrauen,

und inneres Weggeleit

wird mir geschenkt

durch alle Höhen

und Tiefen des Lebens!

Der Vierte Fastensonntag ist der Freudensonntag in dieser Bußzeit; rosa sind nicht nur die Messgewänder. Es ist der „Rosensonntag“, da früher in Rom die Menschen die ersten Rosen abschnitten und – wie am Valentinstag – einander schenkten, als Zeichen, dass der zweite Teil der Fastenzeit beginnt und dass Ostern nahe ist.

Ich wünsche uns allen diese Zuversicht im Glauben im Zugehen auf Ostern. Seien wir einander im Gebet nah und verbunden! Vertrauen wir neu dem Herrn! Rechnen wir neu mit Ihm!

Mit meinem priesterlichen + Segen für Sie alle!

Ihr Pfarrer Stefan Fillauer