Erbach. Das soll eine „Frohe Botschaft“ sein? - Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zuwerfen? Eine Ankündigung von Streit, Unfrieden! Ich frage mich: Wie passt das zusammen mit dem Leben Jesu, seinen Worten und Taten? Ein Evangelium, das unter die Haut geht und zum Nachdenken zwingt.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist.
Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.
Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Lk 12,49-53
Das soll eine „Frohe Botschaft“ sein: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zuwerfen? Wie froh wäre ich, es würde schon brennen? Eine Ankündigung von Streit, Unfrieden sogar in der (Kern)Familie! Ich frage mich: Wie passt diese Passage zusammen mit dem Leben Jesu, seinen Worten und Taten? Ein Evangelium, das unter die Haut geht und zum Nachdenken zwingt.
Bereits zu Beginn seines öffentlichen Wirkens, als Wanderprediger, kam es in Jesu Familie selbst zum Streit. Seine Verwandten wollen verhindern, dass Jesus die Familie in „Misskredit“ bringt und fordern ihn auf, mit ihnen nach Hause zu gehen. Alles soll bleiben wie es ist. Jesus aber verlässt sie und geht seinen Weg.
Die Stelle der „Tempelreinigung“ fällt mir ein. In Heiligen Zorn stößt Jesu die Stände der Händler und, Geldwechsler um, einer der Gründe, warum er für die herrschende Priesterschaft, die bequem von den Einnahmen durch den Tempel leben konnten, zur Gefahr wurde und letztlich als Aufrührer und „selbsternannter Messias“ am Kreuz getötet wurde.
Wer Jesus tatsächlich radikal nachfolgt, der eckt an, der (kann) wird zum Störenfried, vielleicht sogar zur Gefahr (werden)! Das gilt in der eigenen Familie, im persönlichen Freundeskreis als auch in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Jesus spricht davon „mit einer Taufe getauft“ zu werden und fühlt sich „bedrängt, bis sie vollzogen ist“ und meint damit – so verstehe ich es – seinen unvermeidbaren, sich nähernden Tod. Wie oft sagen auch wir – in anderen, mit Sicherheit nicht lebensbedrohlichen Situationen, … ich wollte, es wäre schon soweit/vorbei!
Wir alle sind herausgefordert, unserem Gewissen gemäß zu handeln, auch dann, wenn wir in der eigenen Familie, in Gesellschaft und Wirtschaft Anstoß erregen und gegen den „Mainstream“ ankämpfen, wir müssen uns jetzt, heute einsetzen für die Bewahrung der Schöpfung, den Frieden, die Gerechtigkeit ……… selbst dann, wenn es darum geht manchen Verantwortlichen „Feuer unter den Hintern“ zu machen und – wie im Evangelium angekündigt - „brennt“!
Ihr
Peter Heiligenthal, Gemeindereferent